beschrieb er mir als den Markt, und der Name Sou, welchen diese Stelle
fiihrt, bezeichnet in aer Landessprache wirklich einen Marktplatz.
Von da führte er mich nach einem Orte, Reichen er den Begräbnit-
platz nannte; es waren Felsenhügel, in denen ich sogleich versandete Katakomben
erkannte. Wegen der Weiche des Steines, worin sie ausgehauen
sind, ist aber alles verwittert, und die Grotten Sind ich grofsentheils zusammengestürzt.
Beim Nachgraben trifft man in der ganzen Oase häufig auf Quadern
und Ziegelsteine. Das alte Siropum, dessen Lage in dieser Gegend man
nach dem Erzählten nicht mehr bezweifeln kann, mufs also keine ganz
unbedeutende Stadt gewesen seyn. Schon Rennell vermuthete es hier *■
und Ptolemäus setzt es 50 Minuten östlich und 45' nördlich von Ammon ”J.
Es gehörte, nach1 ihm, nicht mehr-zum ammonischen Gebiet, sondern schon
zu Libyen. Aus dem Namen Kasser Pharis läfst sich vielleicht auf eine von
den Pharaonen, oder wenigstens von Aegypten aus, angelegte Burg, schließen;
durch einige Nachgrabungen dies mehr ins Klare zu bringen, erlaubte mir,
bei der nöthig werdenden Schnelle des Zuges, meine Zeit nicht.
Im Sande erblickte ich viele Spuren von Wölfen und Gazellen. sah
aber, während meines Aufenthaltes in der Oase, von lebenden ■ Geschöpfen,
aufser den genannten Haustliieren, nur Raben und Bachstelzen.
Den I6ten November setzten wir uns Morgens um f auf sechs Uhr wieder
in Marsch; ein ganz erkranktes Kameel wurde inEl-Gara zurückgelassen.
Die Gegend war eben so trostlos als die, welche wir vorgestern durchzögen
hatten. Wir trafen indefs auf mehrere Gruppen von Sali.ah - oder
Gummibäumen, aber aufser Raben sah ich kein lebendiges Thier; selbst
Insekten schienen *in dieser todten Oede gänzlich zu fehlen. Um Sehen
Uhr Abends machten wir Halt, und bivouakirten an einer Felsenwand, um
im Fall eines Angriffs einen Anlehnungspunkt zu haben.
* ) R e n n e l l 's Geography o f Herodotus p. 584.
**) P to lem . Geogr. I. I.
Den folgenden Tag traten I wir unseren Zug eben so früh wieder an,
uniJ durchzogen ein langes Defilé, welches von beiden Seiten durch fortlaufende
Kalkgebirgsrücken, mit Sandstein gemischt, begränzt war. Die Höhe
dieser Berge, wo sie am beträchtlichsten sind, beträgt kaum ein Paar hundert
Fufs; das von ihnen eingeschlossene Thal zeigt Spuren einer alten Wasserströmung,
überall fanden sich viele Versteinerungen. Nach einem Marsche
von etwa 3i Stunden erreichten wir eine kleine Quelle mit salzigem Wasser,
Abdinori genannt, in deren Nahe einige Dattelpalmen und grünes Gesträuch
das Auge erfreuten. Abends um 9 Uhr liefs ich das Bivouak in einem kleinen
ganz mit Sand angefüllten Ravin des Berges EI- Gebara nehmen. Wir
sahen während des heutigen Marsches viele Gazellen, von denen es uns
gelang eine zu erlegen, deren Fleisch wir sehr wohlschmeckend fanden. Die
ganze Nacht wüthete ein heftiger Sturm und der Sand, auf welchem wir
lagen, war sehr locker; gleichwohl wurden wir nicht verschüttet, und ich
halte alle Erzählungen von verschütteten Menschen und Karavanen für fabelhafte
Uebertreibungen. •
Den 18ten machten wir uns um halb sieben Uhr wieder auf den Weg,
und trafen stellenweis viele Dattelpalmen und Binsen, während das unbewachsene
Land durch die Salztheile, womit es geschwängert ist, so aufgerissen
war, dafs es einem gefrorenen Sturzacker glich. Der Marsch wurde
dadurch sehr ermüdend; die Pferde und Kameele hatten auf dem holperigen
Boden keinen sicheren Tritt, und an, den glatten Stellen brachen sie durch
und verletzten sich, wie auf einer leichtgefrorenen Erdrinde. Nach zwei
Stunden erreichten wir eine Quelle am Berge El- Gebara, deren Wasser
schlecht war. Um 4 Uhr lagerten wir uns bei der Quelle Haghi, die
gleichfalls nur schlechtes Wasser lieferte. Den ganzen Tag war der Himmel
bedeckt, die Hitze drückend, und Abends stellte sich ein heftiger
Sturm ein.
Am folgenden Tage zogen wir um 5 Uhr weiter, und das Terrain, von
einzelnen Palmengruppen belebt, blieb dem vorigen gleich. Um eilf Uhr
erreichten wir den Berg Abour - Tarlou, und anderthalb Stunden später den
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