mächern und Terrassen, besonders von den darauf angebrachten kleinen
Gärten, geniefst man eine bezaubernde Aussicht auf die zu den Füfsen der
Burg liegende weitläuftige Stadt, ihre Umgebung und das Nilthal.
Auf der Insel Rhoda oder Raudah befindet sich in einem verfallenen
Gebäude, wo jetzt eine Pulvermühle nach französischer Art angelegt ist, der
Mekias oder Nilmesser. Während meiner Anwesenheit war man beschäftigt,
diese Mühle noch zu erweitern, und fertigte darin weit besseres Pulver als
ehemals. Man pflegte sonst das Material durch Handarbeiter in steinernen
Mörsern mit Stempeln aus hartem Holz stampfen zu lassen , und bediente
sich der Kohlen von Mais- und Feigbohnen - Stengeln; jetzt nimmt man
Weidenkohlen, und um diese im Lande selbst zu gewinnen, werden auf
Befehl des Pascha grofse Weidenpflanzungen angelegt.
Die Umgegend Cairo’s ist freundlicher als die von Alexandrien, man
findet angebaute Felder, Gärten und Bäume,, überdies gewährt der Berg
Makatam einige malerische Ansichten. Widerwärtig dem Auge und verderblich
für die Gesundheit sind aber die täglich sich vergröfsernden Schuttberge,
deren feiner mit Salpeter und Natrum imprägnirter Staub bei der geringsten
Berührung sich in Bewegung setzt Eine andere Unannehmlichkeit Cairo's,
so wie aller ägyptischen Ortschaften, sind die Heerschaaren herrenloser
Hunde, in und aufserhalb der Stadt, deren man sich kaum erwehren kann,
und die auf offener Strafse verwesenden Kameele, Pferde, Hunde und Katzen,
die von jenen auf das abscheulichste zerfleischt und aufgezehrt werden.
Auf einer Ausflucht nach Matharieh erblickte ich sogar die Hälfte eines
angefressenen menschlichen Leichnams, den. die Hunde wahrscheinlich aus
der Erde gescharrt hatten.
Die Lage Cairo’s ist in taktischer Hinsicht nicht vortheilhaft, indem die
Citadelle, der Hauptpunkt der ganzen Befestigung, durch die Höhen des
Mokatam beherrscht wird, die sich etwa in der Entfernung eines Steinwurfes
von den Werken vertikal erheben und dieselben vollkommen einsehen;
obgleich von der ändern Seite das Hinaufschaffen von Geschützen auf solche
aus dem Grunde sehr schwierig seyn dürfte, dafs jene Höhen von gpsen
und Ravins gleichsam zerfleischt und nur durch grofse Umwege in der
Wüste zu ersteigen sind. Ueberdies findet man kein Wasser auf diesen
Höhen, so dafs man schwerlich eine starke Besatzung hinauf versetzen könnte.
Gegenwärtig hat zwar der Pascha ein Fort auf dem Mokatamberg erbauen
und einige Theile der Citadelle erneuern und angeblich verbessern lassen;
allein es; ist alles zu verworren, die Werke sind-nicht gehörig defilirt und
können selbst den Fufs der Citadelle nicht genugsam bestreichen. Diese ist
überhaupt viel zu weitläuftig in ihrer primitiven Anlage; überdies mit einer
Menge von Häusern angefüllt, welche der Vertheidigung hinderlich fallen.
D ie s e r Weitläuftigkeit wegen müfste man eine sehr zahlreiche Garnison hm-
einlegen,» die hierdurch neutralisirt und durch Mangel an Allem bald zur
Debergabe genöthigt werden dürfte. Zweckmäfsiger würde es daher seyü,
einen Theil der nach der Stadt zu gelegenen Werke zu schleifen, die ändern
zu kasematiren und gehörig mit allen Vertheidigungsmitteln zu versehen.
Die Franzosen hatten zur vorläufigen Vertheidigung der Stadt auf den
höhen Schutthügeln, die sich auf der Kord- und Ostfronte derselben
erstrecken, kleine steinerne Thürme erbaut, die sich gegenseitig bestrichen,
und die Flügel jener Linie waren durch besonders errichtete starke Forts
gedeckt. Das auf der Nordfronte hiefs Fort Camin, und das auf der östlichen
Fort Dupuis; alle waren bombenfest, mit einem tiefen Graben umzogen,,
und oben befand sich in einer verdeckten Schiefsscharte eine Kanone.
Ueberdies war ein jedes derselben mit einer Zisterne und 15 Mann Besatzung
versehen. So unbedeutend auch nun beim ersten Anblick ein solcher befestigter
Punkt aussieht, so ist er doch einer starken Gegenwehr fähig; so
hielt sich zum Beispiel auf der Insel Corsika ein ähnlicher Thurm drei
Tage hindurch gegen drei Kriegsschiffe, von welchen es das eine noch obenein
in Brand setzte. Beide Hauptforts sind gegenwärtig noch erhalten und
mit Geschütz und einer angemessenen Garnison besetzt.
Die Südfronte war durch eine Wasserleitung gedeckt, deren Bogen ausgemauert
waren. Sie fuhrt von der Citadelle nach einem grofsen Gebäude,
welches an den Nil gelehnt ist und die Maschinerie zur Speisung derselben
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