nur mäfsig Wasser, oder, wenn sie es haben können, als Labetrunk, Kameel-
milch. Das ausgezeichnetste Gericht, womit sie einen beliebten oder vor-
nehmen Gast beehren, ist ein gebratener Hammel, der ganz, aber ohne den
Kopf, vorgesetzt wird, und wovon man die Stücke mit den Händen herunter
reifst Die Tageszeit bestimmen sie nach der Länge des Schattens, die der
Nacht ,nach dem Aufgang und dem Untergang der Gestirne. Aufser. Blattern
und syphilitischen Uebeln kennen sie keine Krankheiten, und überlassen die
Heilung auch dieser gewöhnlich hlos der Natur; nur pflegen sie bisweilen
das glühende Eisen anzuwenden, und man sieht deshalb oft Araber mit
Brandmälern auf den Armen; die sicherste Hülfe erwarten sie aber von
umgehängten Amuleten, zu denen sie grofses Vertrauen hegen. Schufs-,
Hieb- und Stichwunden behandeln sie eben so leicht; jedoch reiben sie diese
bisweilen mit Oel oder Butter, und pflegen, wo Eiterung nöthig' scheint,
diese durch Hineinlegung eines kleinen Steines in die Wunde zu bewirken.
Die dritte Klasse der Wüstenbewohner, die einzeln umherziehenden
Araber, haben weder bestimmte Lagerplätze, noch unter sich ein festes Verband.
Sie irren mit ihren Heerden umher, lassen sie weiden, wo sich Futter
findet, bestellen auch bisweilen ein Stückchen Feld, oder suchen durch Diebstahl
und Raub ihren Unterhalt. Ich lernte zwar Einzelne von ihnen kennen
hatte aber nicht Zeit, sie genauer zu beobachten; es zeigten sich aber Gründe
genug, sie für nicht besser, als die Beduinen zu halten.
Die Namen der geregelten Stämme, welche den von mir durchzogenen
Theil der libyschen Wüste, die Oasen von Siwah und El-Gara abgerechnet
bewohnen, und die angebliche Zahl ihrer streitbaren Mannschaft, sind
folgende:
1) Der Stamm Anady zählt etwa 500 Reiter und 800
2) „ Dschimmeat 250 500
3) Velled-Aly 100 5000
4) . Jouahis ,, 200 400
5) ,, Samelous „ . 150 600
6) ,. Araby 500 400
7) Der Stamm Fouet zählt etwa 500 Reiter und 600 Mann zu Fufs.
f l 1 1 JBarassy 200 100 ••
9) i f f l Jovctisi 300 100 »
10) Jamal 300 —
11) Tarounna 150 100
Amainga 200 — i,
13) Daffa 300 300
14) Cougel 100 100 »■
15) - Maireb 150 200 S$f
lb j JH Neganpe 100 70 *
H) El- Kebire 100 , 50 ”
Dies ist die Angabe ihrer Streitkräfte im Allgemeinen; Genaueres über
die Volkszahl konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Für Frauen, Kinder
und Knechte glaube ich indefs auf jeden Combattanten etwa drei Personen
rechnen zu dürfen, woraus sich die ungefähre Totalsumme der Stärke dieser
Stämme von selbst ergiebt *). Den Belauf ihres Viehstandes und übrigen
Reichthums halten sie aus natürlichem Argwohn und Privatinteresse verborgen;
der Augenschein beweist aber, dafs ihre Kämeel- und Schäafheerden
sehr bedeutend sind.
Die Regierungsform der Beduinen oder vielmehr das Verhältnifs der
einzelnen Stämme zu ihren Oberhäuptern oder Scheiks ist in der That republikanisch.
Der Scheik geniefst nur eine persönliche Achtung, und mufs,
wenn Klagen einlaufen oder zweifelhafte Fälle zu entscheiden sind, die Ael-
testen seines Stammes zu einem Divan berufen, in welchem die Mehrzahl
bestimmt, was gethan oder unterlassen werden soll; es sey denn, dafs
der Pascha einem Scheik die ausübende Gewalt in voller Ausdehnung auf
gewisse Zeit, wie dies bei Heereszügen zu geschehen pflegt, übertrüge.
*) Nach dieser Berechnung konnten die Beduinen des nordöstlichen -Libyens ein Heer von
13,000 Mann in’s Feld stellen, und ihre Bevölkerung, die Fellahs und einzeln hausenden Araber
noch abgerechnet, betrüge im Ganzen über 50,000 Menschen.