des Ammon, wie einst die Pharaone der Thebaide, und wie Osiris, iv
Vorbild, von Ammon an < Sohnes statt angenommen war. Den Griechen
schien dies unerhört. Allein eben so wurden später die ägyptischen Könige
aus dem Geschlecht der Ptolemäer zu Memphis im Tempel des Vulkan
damals dem heiligsten des Landes, zu Söhnen der Sonne geweiht; denn
nach der Lehre von Heliopolis und Memphis war Osiris ein Sohn der Sonne
Die Ptolemäer behaupten auch diese Würde selbst auf Münzen in ihrer
Titulatur (©so; Sarrigss, ’AiiAqoi, 'EwnpaviTt; etc.), und galten im Glauben ihrer
ägyptischen Unterthanen für leibhaftige Götter.
Im Hauptschmuck des Ammon fordert noch etwas Erklärung. Ueber
den Mendeshörnern erhebt sich auf der achten Tafel ein hoher Aufsatz
unter welchem eine Scheibe ruht. Den Planeten Jupiter kann diese nicht
bezeichnen, er war dem Osiris, nicht dem Ammon geweiht; auch werden
die Planeten anders dargestellt I). Dafs sonach hier die Sonne gemeint sei,
leidet keinen Zweifel. Die hohen Enden darüber sind aber Palmenzweige
wie sie deutlicher in eben diesem Schmuck an den Obelisken zu Luxor aus-
gedrückt sind; und hieraus ergiebt sich zugleich die Bezeichnung des Ammon
als Jahresgott. Denn die Palme war die Hieroglyphe des Jahres, weil inan
annahm, dieser Baum treibe monatlich einen neuen Zweig beim1 ersten
Sichtbarwerden des Neumonds; jährlich also zwölf nach der Zahl der
Monate 3). Hiemit enthüllt sich eine neue geheimnifsvolle Beziehung.
Die mythischen Erzählungen über den Anläls der Bildung Ammons mit
einem Widderkopf sind oben erwähnt “); allein erst der Zusatz, dafs jener
den Sonnenquell aufscharrende Widder, der dem Osiris erschien, unter die
Gestirne des Himmels versetzt sey, enthält den wahren Aufschlufs. Nichts
.anderes als das Zodiakalzeichen der Frühlingsnachtgleiche ist durch den
1 ) Man s. T a fel X X . Fig. 2., wo Nemesis mit dem ihr gehörigen Planeten Saturn und dem
Maafsstabe vorkommt.
2 ) Man sehe die Erklärungen zu T a fe l X V I — X IX .
3) H o r a p q l lo I. c. 3. und 4. 4) pag. 106-
-Widderkopf angedeutet '), und somit Ammon als Herr und Eröffner des
Jahres und der Zeiten. Denn ungeachtet der Beweglichkeit ihres bürgerlichen
Jahres hielten die Aegypter den Frühlingswidder für das erste Zeichen
des Thierkreises und für den Anfang der Sonnenbahn a). Was vom gewöhnlichen
Sonnenjahre galt, übertrug man, nach einer im ganzen Alterthum aus
astrologischen Gründen, durchaus nothwendigen Folgerung, auf das angenommene
grofse Weltenjahr; und Ammon steht, als erster nach den acht
ewigen Göttern der obersten Ordnung, (den 3vo/s ctytvvnrots y.cu atpft-agro;?) 3),
zu denen Mendes gehört, an der Spitze der werdenden Welt.
So heilig war in Beziehung auf ihn die Widdergestalt, dafs man im
Alterthum jene bekannten Versteinerungen, die noch jetzt Ammonshörner
genannt werden, und die man besonders schön in Aethiopien fand, für
prophetisch und göttlich hielt “)• Ein Glaube, der in Indien, bis zu fanatischer
Höhe getrieben, noch heutiges Tages fortdauert s).
In der That ist also Ammon der verborgene Gott, wie der ägyptische
Priester Manetho seinen Namen deutete 6); oder nach Jamblichus der
Ans-Licht-Bringer der verborgenen Naturkraft 7).' Derselbe Begriff von ihm
scheint in einem Mythus zu liegen, den Herodot erzählt 8) : Als Herkules
einst seinen Vater Ammon schlechterdings zu sehen begehrte, willfahrte
dieser ihm zwar und erschien; aber nicht in seiner wahren Gestalt, sondern
mit dem vorgehaltenen Haupt eines Widders. Eine jährliche Feierlichkeit
der Thebäer versinnlichte diesen Vorgang. Gleichwohl haben Neuere, den
1) L a c ta n t . zu S ea t. T h e b . I I I , 476. und N ig i d iu s bei dem Schol. zu Germanici
drat. Phaenom. p. 61. Buhle, Vol. I t .
2) T h eo n zu A ra ti Phaenom. v. 544. ed. Buhle, Vol. I. p. 126.
3) P lu ta r c h , de Is. e t Osir. C. 21. 4 ) P l in . H. N . X X X V I I , 60.
5) In der alten Beziehung auf Schiwa-Lingam. P o l i e r Mythol. des Indoits. Vol. I.
6) F lu ta r c h , de Is. e t Osir. c. 9. 7) . J a m b l i c h u s de myster. Aegypt. V I I I , 3.
8) H e ro d o t. I I , 42.