hundert oder gar zweihundert Jahren eintreten soll. Viel früher vergeht &
aber, wenn man ihn anzapft, um aus dem Saft ein dem Wein oder Branntwein
ähnliches Getränk anzufertigen, welches die Siwaher sehr lieben, oder
ihn seiner Krone berajibt, um den Kern zu geniefsen, der wie frische Nüsse
oder Mandeln schmeckt; wodurch sein Hinsterben entweder sogleich, oder
nach wenigen Jahren herbeigeführt wird. Jeder Baum trägt nach seiner
Gröfse und Fruchtbarkeit einen, anderthalb bis drei, Zentner Früchte, und
wird von den wohlhabenden Besitzern alle Jahre, von den minder wohlhabenden
aber nur alle zwei Jahre mit der getrockneten stacheligen Pflanze
Agoub f Hedysarum Alhagi, in der Siwahsprache Agour genannt) gedüngt.
Die Datteln, deren es in Siwah dreierlei Arten giebt, weifse, rothe und
weiche, heifsen in der Landessprache Regaum; die weifse Art Eiquak,• die
rothe Gesali, und eine andere Sultanie ; die weichsten endlich, die
zugleich stimulirend seyn sollen, Thewa. Diese Frucht dient in der OaSe
den Einwohnern und dem Vieh fast allgemein zur Nahrung, ist aber erhiz-
zend und beständig genossen der Gesundheit nicht zuträglich. Das eigentliche
Dattelland ist bekanntlich das nördliche Afrika, besonders zwischen
dem 26sten und 29sten Grad der Breite, welcher Landstrich deshalb bei
den Arabern Belad-el-Dscherit (Biledulgerid, das Dattelland) genannt wird;
doch kommen die Palmen nur an fruchtbaren Stellen fort; wo man. solche
daher erblickt, darf man darauf rechnen, in der Nähe süfses oder wenigstens
trinkbares Wasser su finden.
Aufser den Datteln werden in Siwah an Gerste im Durchschnitt hundert
und fünfzig Ardebs jährlich gewonnen, an Reis etwa nur vier Ardebs,,der
Anbau beider Producte liefse sich aber sehr vermehren. Aus Oliven werden
jährlich 2000 Oken Oel geprefst. Da in einer so kleinen Communität
alles wichtig und den Einwohnern bekannt ist, so wufste man mir zu sagen,
der sämmtliche Viehstand belaufe sich an Rindvieh auf 250 Stück, Esel
habe man etwa 1500, Ziegen 300, Kameele aber nur wenige. Dieses Thier
gedeiht nämlich in der Oase nicht, wahrscheinlich wegen des sumpfiges
Bodens; auch verfuhren die Siwaher ihre Producte nicht selbst, sondern
■ sie werden von den Fremden abgeholt, denen sie auch ihre getrockneten
■ T ra u b en v e r h a n d e ln .
Die Oase zählt, aufser dem Hauptorte Siwah-Kebir, Grofs-Siwah oder
■ auch Neu-Siwah genannt, noch drei Städtchen oder Dörfer, die Siwah-
^Schargieh, Ost- oder Alt-Siwah, Siwah-Garbieh, Westsiwah, und Masctiie
■heifsen *). Sie liegen sämmtlich bis auf eins auf Anhöhen oder Felsenmas-
■ sen, und sind armselig' gebaut, indem die Häuser blos aus mit Salz ver-
■mischter Erde oder Lehm aufgeführt sind; indefs sind diese Orte zum
■Schutz gegen die Anfälle der Wüstenbewohner mit hohen Mauern umgeben,
■und erhalten dadurch ein burgmäfsiges Ansehen, wie aus den beiliegenden
■Zeichnungen von Siwah-Kebir und von Schargieh, Tafel. VII. und X I , her-
■rorgeht.- Im Innern wimmeln sie von Menschen, und Hornemann vergleicht
■sie sehr treffend mit summenden Bienenstöcken.
Die,ganze Bevölkerung wird auf 8000 Köpfe gerechnet, und theilt sich
B in folgende sechs Stämme: Wohled-Selleman, Annady, Bage, Mafid, Scherof
■und Amare. Sie sind sehr unruhig und streitsüchtig. Ihre Händel schlich-
1 teil sie durch eine Art Zweikampf oder vielmehr durch einen Mehrkampf,
■indem von den verschiedenen Partheien eine gleiche Zahl Kämpfer truppw
e is e mit einander ficht. Vor mehreren Jahren sollen in einem solchen
■Kampfe, auf einer Stelle bei dem Hauptort, zwei Partheien so ' lange mit
Wnander gekämpft haben, bis von beiden Seiten mehr als vierzig auf dem
■ N | | Auffallend ist es, bei H o r n e m a n n , der 1798 ^ Siwah war, sechs qrfcchaften und ganz
■ e r s le ene Namen $u finden. Adser Siwa/i, dem Hauptort, nennt er Hgremieh, Msellem, Men-
SM w . und Barisoha (pag. 28. der franz. Uebers.). Da er indeß bemerkt, das Dorf
§ J 6^Se so bei den Eingeborenen, sonst aber Schargieh, welches der in den Notizen des
■Herrn eneráis angegebene Name u nd, wie die übrigen, arabisch ist* so darf man annehmen, alle
B , , . ^ s den Beduinen gebräuchlich, die bei H o r n e m á n n vorkommenden aber die
■ntamnchen. und wahren. Ueber die Verschiedenheit ift der Anzahl der Dörfer wage ich nichts
■ ¡w a r'™ 1”™' Vlelleicllt sind die bald anzuführenden inneren Kriege bisweilen ernsthafter, aß die
“ er vielleicht unterliegen sie auch zu Zeiten den Angriffen der Beduinen Weiter-
H H H H ZerSl®rt™ ° rt anSefahrt finden< und einen von Augila eingewanderten Bedui