dem Brunnen El-Kamsi unser Lager auf. ., Hier fanden die Kameele das
letzte Futter bis Siwah, Wasser gab es nicht.
Den folgenden Tag (den 5ten) brachen wir um halb 6 Uhr auf Die
Gegend nahm nun ganz das Gepräge einer eigentlichen Wüste an; so weit
das Auge reichte, sah man nichts als Sand und Steine. Der erste war
gewöhnlich mit kleinen schwarzen Kieseln, die etwa eine Linie im Durchmesser
hielten, gleichsam übersäet, so dafs man ausgestreuten Saamen
zu erblicken glaubte. Die alte Fabel von versteinerten Linsen in dieser
Wüste CStrabo XVII. p. 808.J erklärt sich also sehr natürlich. Die Vertiefungen
des Bodens waren mit ausgewaschenem Lehm angeföllt, der,
ausgetrocknet und durch die Hitze zerrissen, einem glatten Estrich glich.
Der Glanz dieser Lehmflächen ist zuweilen so stark, dafs man aus der Ferne
Wasser zu sehen glaubt; und so mag oft auch durch diese Erscheinung
sich dem durstigen Wanderer das Gaukelbild der Mirage wiederholt haben.
Heute sah ich zum erstenmal Sträufse in Truppen und zwar in zwei verschiedenen
Zügen. Hach einem forcirten Marsche von achtzehn Stunden, machten
wir um halb zwölf Uhr Nachts Halt, packten die Kameele ab, und warfen
uns sehr ermüdet auf eine der erwähnten Lehmflächen zur Ruhe hin,
Ohne die Zelte aufzuschlagen und ohne Feuer erwarteten wir den Morgen.
Um 6 Uhr traten wir unsern Marsch wieder an. Die Gegend, welche
wir durchzogen, war der gestrigen ähnlich; nur wurde die Oberfläche wellenförmig.
Nachts um -J auf 12 Uhr machten wir Halt, und lagerten uns
unweit einer Stelle, wo sich die knöchernen Ueberbleibsel von fünf Arabern
und ihrer Heerde erhalten hatten, die vor wenigen Jahren, wegen
Mangel an Wasser, hier gemeinschaftlich ihren Untergang fanden. Eine
schreckliche Warnung! Wir waren nur noch spärlich mit Wasser versehen,
das Platzen eines Schlauches, das Weglaufen oder Stürzen eines Kameels,
hätte uns unausbleiblich einem ähnlichen Schicksal ausgesetzt. Mich schaudert
unwillkührlich bei der Erinnerung an die Empfindungen jener Nacht
Ich bewachte von nun an den halben Schlauch Wasser, der mir noch übrig
blieb, als ein unschätzbares Kleinod, und liefs ihn nicht aus den Augen;
denn die Araber trugen immer> Sorge, dafs meine Wasserschläuche zuerst
geleert wurden. Bedächte man vorher alle Mühseligkeiten und Gefahren
eines Zuges durch die Wüste, man würde sich weniger leicht dazu ent-
schliefsen, oder doch die vorsichtigsten Einrichtungen treffen, um sie besser
zu überwinden. Allein beim Anfang einer Unternehmung widerstrebt es,
sich blos die unglücklichsten Fälle voraus zu denken.
Nach kurzer Ruhe brachen wir Morgens den 7ten um r auf 6 Uhr
[ wieder auf. Da mein Pferd durch die vorhergehenden starken Märsche
erhitzt und unbrauchbar geworden war, so hatte der Scheik die Artigkeit,
; mir das seinige zu überlassen; er selbst bestieg dagegen ein Kameel. Etwa
drei Stunden Weges diesseits Siwah stiefsen wir auf eine Gruppe von Stein-
|häufen, welche die Gräber einer hier vor mehreren Jahren erschlagenen
Karavane bezeichneten. Bald darauf forderte der Scheik mich auf, mich
und meine Gefährten zu bewaffnen, weil die Gegend unsicher sey. Er
selbst rüstete sich bei dieser Gelegenheit auf das beste, und enthüllte heut
zum erstenmale den schönen, damascirten und mit Silber beschlagenen
■ Trombon. Die seltsam gestalteten Felsen, welche wir nun zu durchziehen
hatten, boten wirklich zu einem mörderischen Ueberfall die beste Gele-
Igenheit Engpässe zwischen zerrissenen Klippen, Schluchten und Erdfälle
folgten dicht auf einander, während rings umher pyramidalisch gestaltete
jFelsenmassen sich aus der Felsen- oder Sandfläche einzeln empor thürmten.
lieh ritt mit dem Scheik und dessen Schwager voran, indels die Karavane
| uns langsamer folgte.
Die Vorsicht, welche der Scheik hier bewies, war übrigens nicht ganz
■ unveranlafst. Ich erfuhr in Siwah, dafs eine Bande von 25 berittenen
[Beduinen, von noch anderen auf Kameelen und Eseln begleitet, uns nach-
[gestellt habe; man war sogar verwundert, uns eintreffen zu sehen. Nach
lallen Berichten mufsten sie während der letzten Nacht an unserm Bivouac
vorbeigezogen seyn, ohne uns zu bemerken. Gerade was uns damals so
eschwerlich fiel, der Mangel an Feuer und die äufserste Ermüdung, welche
enschen und Thiere in einen wahren Todesschlaf versenkte, hatte uns