Nach einem Marsche von einigen Stunden stiefsen wir auf ein Denkmal
von Quadersteinen, welches die eingeborenen Araber Casaba- Schamame-
Schargie nannten. Wahrscheinlich ist es ein Grab aus später römischer Zeit
Eine Inschrift, die sich zwischen den beiden Säulen befunden hatte, war
ausgebrochen. In einem Nebengemache findet sich ein spitziges Gewölbe.
Wahrscheinlich lag dieses Grab an der Heerstrafse von Alexandrien nach
Parätonium. In der Nähe desselben fand ich Spuren eines mit flachen
Steinen gepflasterten Fahrweges von mäfsiger Breite, der sich eine bedeutende
Strecke hinzog *). Die von mir flüchtig genommene Zeichnung,
Tafel IV. Fig. c. giebt eine Ansicht dieses Denkmals.
Um dasselbe zu untersuchen, hatte ich mich von der Karavane entfernt,
und so sehr verspätet, dafs ich eilen mufste, sie wieder einzuholen. Während
ich landeinwärts zog, hatten die Herren H e m p r i c h und S c h o l z eine
Ausflucht längs der Seeküste unternommen, und daselbst die noch ziemlich
wohl erhaltenen Trümmer einer Moschee gefunden. Ein Beweis, dafs
auch dieses Grab in der Nähe einer alten Stadt lag, die vor nicht vielen
Jahrhunderten noch vorhanden gewesen seyn mufs. Strabo nennt zwischen
dem Vorgebirge Deris und Taposiris einige Orte am Meer, und deutet
noch mehrere an, die Häfen hatten. Die Moschee hatte über der Thür und
im Innern viele Inschriften, ob der Name der Stadt sich dabei findet, ist
mir unbekannt geblieben.
Wir marschirten bis Abends um 6 Uhr, und schlugen das Lager in der
kahlen Ebene von Abdermein auf, wo wir indefs eine Schildkröte fanden.
Des folgenden Tages (den 13ten), des Morgens um 6 Uhr, brachen
wir auf, und erblickten während des Zuges ein Monument, welches uns
etwa eine Viertelstunde zur Linken liegen blieb. Es besteht aus drei in
*) Obgleich Herr E h r en b e r g dieselbe Bemerkung machte, so stände es dennoch genauer zu
untersuchen, ob jene scheinbar durch Kunst neben und auf einander gelegten Steine nicht durch die
Zeit von dem zu Tage brechenden Felsen losgelöst worden wären.
Anmerk, des Verf.
einem gleichseitigen Triangel erbauten viereckigen Massen oder Denkmälern.
Nur eins derselben ist ziemlich vollständig erhalten, die beiden anderen sind
beinahe gänzlich vernichtet. In der Mitte zwischen den beiden auf der
Basis erbauten Frontaldenkmälern, und zwar in einiger Entfernung von
denselben, befindet sich eine unterirdische Treppe, wo eine Art Fallthüre
angebracht gewesen zu seyn scheint Ohne Zweifel fuhrt dieser Eingang zu
Felsenkammern unter dem Denkmal. Die Stufen dieser Treppe waren aber
mit grofsen Steinen und Schutt so ganz bedeckt, dafs es bei dem ununterbrochenen
Fortrücken der Karavane mir unmöglich fiel, das Innere zu
untersuchen. Ich liefs indefs durch Herrn B o i d r i n i eine Zeichnung nehmen
, die Tafel II. Fig. c. beigefugt ist
Nach der Bauart zu schliefsen, verdankt auch dieses Denkmal den
Griechen oder Römern seinen Ursprung, und mag mit dem gestern gefun-
1 denen ziemlich aus einer Zeit seyn. Die Capitäler der Eckpilaster zeigen
Spuren einer Verzierung von Blättern, der Fries aber ist dorisch; eine
Vermischung der Bauordnungen, die sonst nicht vorkommt. Die jetzt in
Libyen hausenden Araber nennen es Casaba-Schamame-El- Garbie, das
Schloß gegen Abend, zum Unterschied von jenem, dessen Name Casaba-
Schamame-Schargie, das Schloß gegen Morgen bezeichnet. Ich bin geneigt,
auch dieses Denkmal, ungeachtet der nicht gewöhnlichen Gestalt, für nichts
;anderes zu halten, als für ein Grab, oder die vereinigten Denkmäler dreier
[Angehörigen. In der Nähe, fand ich indefs mehrere Substructionen, die’
; anderen Gebäuden angehört zu haben schienen. Beweises genug, dafs hier
[einst ein nicht unbedeutender Ort gestanden haben mufs. Wahrscheinlich
Pag auch dieser an der Heerstrafse nach ■ Parätonium, ‘ die sich mehr links
jzog, als der jetzige Karavanenweg. Das gestern gefundene Denkmal lag
unserem Zuge gegen Norden.
Etwa auf zwei Drittheile unsers heutigen Marsches überschritten wir die
[Grenze des ersten bezeichneten Districts der libyschen Wüste von dieser
[Seite. Diese Stelle, so wie die ganze Umgegend, führt den Namen El-Kouma,
Pas heilst die wasserlose Gegend.