des Tempels. Sein Haupt ist mit dem ägyptischen Helm bedeckt; zwei
Hieroglyphenschilder über ihm enthielten wahrscheinlich seinen und seines
Vaters Namen I). Von einem besser erhaltenen Fragmente sind dieselben
Zeichen Tafel X. Fig. 4. noch einmal besonders dargestellt, aber auch hier
beschädigt, und es ist mir bis jetzt nicht gelungen, sie in Aegypten wiederzufinden.
Noch ein anderes Bruchstück, die dritte Figur der zehnten Tafel, scheint
Bildwerke von der äufseren Seite des Tempels zu enthalten; sie befinden sich
auf einem herabgestürzten Steinblock. Zuerst erscheint I s is , unverkennbar
durch die Scheibe zwischen den so geformten Hörnern auf ihrem Haupte.
Die folgende Gestalt könnte nach einigen Attributen Horas seyn, ist aber
O s i r i s selbst; der Kopfschmuck aus Palmenzweigen 2) über den Hörnern
des Mendes, zwischen denen die Sonnenscheibe ruht, bezeichnet ihn; eben
diese symbolischen Zierden fuhrt Ammon, selbst 3). Nach einem wahrscheinlich
ammonischen Mythus, wie der Zusammenhang bei Diodor
ergiebt 4), war Osiris der Sohn A'mmon’s, und besiegte den Gegner desselben,
der gewöhnlich Kronos oder Saturn, bei Plutarch aber mit seinem
wahren Namen Apopis und ein Bruder der Sonne heifst s), allein nicht, wie
Helios der Minerva, des Aethers, sondern der Erde Sohn, auf den man
alles beziehen mufs, was von einem ägyptischen Kronos und von 'Antaus
erzählt wird. Apopis ist ein mächtiger, feindseliger Gott von riesenhafter
Natur, welche sein Name bezeichnet, Vater des Typhon und der Neph-
thys, und erscheint aiif einer Kaisermünze yon Antäopolis ganz als Saturn
dargestellt, mit dem Krokodil, seinem und des Typhon Symbol, auf
der ausgestreckten Hand 6). Nach dem gewöhnlichen Glauben der Aegypter
1 ) Man vergleiche weiter unten die Erklärung der Obelisken zu Luxor.
2 ) Man vergleiche T a fel X V I . — X IX . 3), T a fe l V I I I . und Ta fe l,X . Fig. 2.
4) D io d o r . I I I , 67 — 73. 5) P l u t a r c h de Is. .et Osir. c, 36.
6) S. M i l l i n ' s mythologische Galerie (Berl. 1820.) T a fel I. Fig. 3. Man vergleiche die
Parallele, die H irt zwischen Typhon und dem griechischen Kronos zieht: Ueber die B ild u n g ihr
ägyptischen Gottheiten p . 55., in den Abhandl. der Berl. Akad. d. Wissensch. von 1821.
war Osiris nicht ein Sohn des Ammon, sondern der Sonne, aber, wegen des
Sieges über Apopis, von Ammon an Sohnes statt aufgenommen ?).
Eben auf diesen Kampf bezieht sich ohne Zweifel der Helm, welchen
tvir hier, gegen«die gewöhnliche Darstellungsart, auf dem Haupte des Osiris
I erblicken. In der Hand führt er den Krummstab und die Geifsel, welche
[ Zeichen ihm mit Horus gemeinschaftlich sind 2).
Es folgen ein Gott und eine Göttin mit Schlangenhäuptern; auf ägypti-
[ sehen Denkmälern oft vorkommende'Wesen. Nach Plutarch verehrte man
in der Thebaide den AgaThodämon, welchen unverwerfliche Denkmäler
uns in Schlangengestalt zeigen 3), und nannte diesen Gott, der zu den
I höchsten gezählt wurde, Kneph 4) oder Knuphis, wie dieser Name bei Strabo
(lautet s)< und auf geschnittenen Steinen nicht selten vorkommt (XNOTBIG).
Er bedeutet: den Guten 6), oder den guten Genius 7). Auf der Insel Ele-
phantine hat sich der ihm geweihte Tempel, dessen Strabo gedenkt, zum
I Theil noch erhalten. Dafs dieser Schlangengötter mehrere waren, ergiebt
■sich theils aus sehr vielen Bildwerken, theils aus der Nachricht von einem
{ersten, zweiten und dritten Kamephis, Göttern der höchsten Ordnung und
[Schützern Aegyptens, die als Schlangenwesen bezeichnet werden 8). Hier
[erscheinen sie als Gehülfen des Osiris in dem Kampfe gegen Apopis oder
ISaturn. Ohne Zweifel in eben dieser Beziehung war dem Ammon eine
(Gattung gehörnter kleiner Schlangen geweiht, die man bei Theben fand und
[im Tempel desselben begrub 9 ). Der männliche Kamephis durchbohrt mit
1) P lu ta r c h . I. C. Dafs A p o p i s einen Riesen bedeute, s. J a b l o n s h y voces Äeg. p. 35.,
[der übrigens ihm, | wie sehr vielen ägyptischen Gottheiten, ans unrichtigen 'Hypothesèn die mythische
! Existenz abspricht. ■
; 2) Man vergleiche T a fe l,X X X . Fig. 1., nebst der Erklärung derselben.
3) Z o e g a Nmn. Aeg. Imp. tab. I I , 9. 4) P l u t a r c h de Is. et Osir. c. 21.
5) S tr a b o l. X V I I . p . 817. 6) C h a m p o llio n , VEgypte sous les Pharaons I. p. 182.
7) J a b lo n s k y voces Aeg. p. 112.
L . ^ Sak auc^ einen weiblichen Agathodaemon, Eumenuthis, eine Gattin des Chnoubis und
pottin des Meeres.
,. f ^ e ro ^ ot:. I I , 74. Man hat auch bei Theben mumisirte Schlangen gefunden » s. unten
[aie Erklärungen zu T a fel X X X IV .