Neben und hinter diesem Gebäude erstreckt sich eine grofse Anzahl langer
gewölbter Gänge, aus ungebrannten Ziegeln aufgefuhrt, die wie die Bogen
einer Brücke sich an einander lehnen. Einige, die ich mafs, waren 114 Fufs
lang, 8 Fufs hoch und 7 | Fufs breit, die Dicke der Zwischenmauern betrag
4.1 Fufs. Die Ziegeln aus' Nilschlamm und gehacktem Stroh sind 15 Zoll
lang, 7 Zoll breit und 4 Zoll dick, die Wölbungen nach einem Halbkreis,
und der gröfseren Festigkeit wegen gewöhnlich doppelt und dreifach unmittelbar
über einander angelegt. Die Steine sind, statt des Mörtels, mit Nilschlamm
verbunden und nachher mit Kalk geweifst. Diese Gewölbe sind
um so wahrscheinlicher altägyptischen Ursprungs, da man auf den Wänden
ägyptische Malereien und Hieroglyphen antrifft, und in der Nähe Gräber von
ganz ähnlicher Einrichtung gefunden hat. Ueberdies giebt es Katakomben
mit Gewölben aus ungebrannten Ziegeln, auf denen oft Hieroglyphen eingedrückt
sind, wie ich durch zwei mitgebrachte Proben beweisen kann p.
Von diesen Ruinen etwa eine Viertelmeile gegen Süden befindet sich
der besser erhaltene Palast von Medinat-Abu, dessen mit Säulen umgebener
*) Auch R i c h a r d s o n (traeels along the Mediterranean 1822. Vol. I I . p. 35 37.0
beschreibt diese Gewölbe: Vierzehn befänden sich hinter dem^temnonium (Osymandeum), von
Süden nach Norden laufend; zehn auf der nördlichen und acht auf der südlichen Seite desselben
seyen von Osten nach Westen gerichtet, bis etwa auf die Hälfte der Länge des Gebäudes, wo nieder
andere gegen Süden und . Norden sich öffneten. Dies koinmt beinah dem gleich,, was vonfdeni
Labyrinth berichtet wird! R i c h a r d s o n setzt hinzu: Sie seyen auf dem Felsenboden gegründet, mit
einer Ziegebnauer umgeben und mehrere ihrer ganzen Länge nach eingestürzt. Ohne diese Gebäude
gesehen zu haben, ist es schwer über ihre Bestimmung zu reden; indefs bieten sich zwei Vermuthungen
dar: Entweder sind es wirkliche Katakomben, die man in späterer Zeit erbaute,,stau sie
im Felsen auszuhauen, vielleicht der Ersparnis wegen, vielleicht auch weii die Felsen . keinen bequemen
Raum'mehr boten, und dafür spricht die Aehnlichkeit dieser Gewölbe mit den Katakomben,
die Herrn R i c h a r d s o n auffiel, und der Umstand, dafs man wirklich Leichname darin antrifit;
oder sie gehörten zu den Standquartieren der römischen und vielleicht schon der griechischen Besatzung,
wenigstens sind1 die sogenannten Cento Camerelle zu Tivoli, das Quartier der Prätot inner,
wenn der Kaiser sich dort befand, ziemlich eben so angelegt, obgleich in drei Stockwerken, aber
ganz ohne Fenster; auch erwähnt Diodor königlicher Ställe am libyschen Ufer des Nil. Richard
s o n nennt diese Gebäude modern, woraus wenigstens so viel hervorgeht, dafs sie ihn nicht als alt
ägyptisch ansprachen. Die Leichname könnten später darin beigesetzt seyn.
•"chliger Hof erst in eine Kirche und dann in eine Moschee verwandelt
Lirde. Gegenwärtig ist der Zugang zu demselben gesperrt, da der Schutt
ch bis an den Karnies erhebt. Die an den Flügelgebäuden und Wänden
d ¡¡teilten Kriegsthaten haben Aehnlichkeit mit denen, die dem Sesostris
beiselegt werden, so dafs man diese Ruine mit Wahrscheinlichkeit für das
Grab des Sesostris halten könnte.
In der Nähe von Medinat-Abu gegen Süden umschliefsen mehrere
künstliche Hügel einen länglich viereckigen Raum von beträchtlicher Ausdehnung
( 6 2 4 , 3 8 0 Quadrattoisen), den die französischen Gelehrten für einen
Hippodrom oder Exerzierplatz ansehen, der aber wahrscheinlich zu einem
grofsen Wasserbehälter bestimmt war.
Zwischen Medinat-Abu und dem sogenannten Memnonium findet man
viele Reste von Kolossalbildsäulen und Gebäuden. Herr S a l t , der hier
kürzlich Nachgrabungen anstellen liefs, entdeckte mehrere weibliche Statuen
a u s schwarzem Granit mit Löwenköpfen, und hier stehen auch die beiden
sitzenden Kolosse, die jetzt die Benennung Tama und Chama führen. Zahlreiche
¡¡Inschriften an jenem, welcher von beiden der nördlichste ist, beweisen,
dafs dieser die im Alterthum berühmte Statue des Memnon sey,
wodurch zugleich die Lage des wahren Memnoniums bestimmt wird, in
welchem diese Bildsäule sich einst befand, obgleich man jetzt von diesem
Gebäude keine Spur mehr erblickt*). Nähert man sich indefs von jenen
beiden Kolossen, die mit den Antlitzen gegen Osten gekehrt sind und gegen
den Nil beträchtlich weiter vortreten, als alle früher erwähnten Denkmäler,
in gerader Richtung der libyschen Bergkette hinter ihnen, so findet man
zwischen den Akazien, womit hier der . Boden bewachsen ist, unzählige
Trümmer von Statuen und Kolossen, welche die Pracht und Ausdehnung
jenes königlichen Baues genugsam beurkunden. Besonders dürften zwei, in
gerader Linie hinter den beiden' ersten am Boden liegende verstümmelte
*) Man selie H irC 's Geschichte der Baukunst V o l . I . : derselben Meinung ist B e iz e n d ,
wahrscheinlich also auch die gelehrten Engländer, für die er arbeitete.