meiner Zufriedenheit fiel- seine Wahl auf unseren Abu-B rik, den bekannten
Magrobinen, der ein sehr ordentlicher Mann war.
Schon um 5 Uhr setzten wir uns in Marsch, und zogen über ein hohes
Plateau. Nach Verlauf einer halben Stunde • stiefsen wir auf einen Brunnen,
der, zu Ehren eines Heiligen dieser Gegend, den Namen Sir Scheik Abou-
lach führt und gutes Wasser enthielt. Eine Stunde später kamen wir an
dem Grabmal eben dieses Heiligen vorbei, und dann zu dem Brunnen
Sir Saffa-Vadi, der ohne Wasser war, und nur nach eingetretenem Regen
damit angefullt zu seyn pflegt.
Ein Berg, der sich hier bis an das Meeresufer erstreckt, heifst Sassa-Sau-
lohou. In der Nähe desselben findet sich das Grabmal des Scheik Abdelmoumi,
mit einem Brunnen desselben Namens, der aber, wie der vorige und zwar aus
gleichem Grunde, ohne Wasser war. Wir fanden auch keines, bis wir Bi
Mothani erreichten, einen Quellbrunnen, der gutes Wasser enthielt. Es befinden
sich in der Nähe noch mehrere Brunnen, theils verschüttet, theils ohne
Wasser; es scheint daher unnöthig, sie alle namentlich anzüführen.
Nach einem Zuge von 12 Stunden machten wir Halt, und schlugen um
5 Uhr Abends das Lager an einem Orte Namens Inbeibad auf. Hier finden
sich nicht weniger als sechs Brunnen, wir trafen sie aber alle leer; nur
nach gefallenem Regen enthalten sie Wasser. Der Rückkunft unseres
Scheiks sah ich vergebens entgegen.
Morgens den 22sten um f- auf 6 Uhr brachen wir auf, und zogen über
ein Plateau, das nach dem Meere zu abfiel. Unter den Brunnen, die wir
heute nach einander erreichten, waren die merkwürdigsten Sir - Sabah,
Vadi-Sakabat und Abou-Khatsche. Die Araber versuchten während des
Marsches uns links ab ins Innere zu führen; der Magrobine bemerkte es
aber zu rechter Zeit und gab mir Nachricht, wodurch ihr Vorhabenf vereitelt
wurde. Gegen Abend bekamen wir Kasser - Schama zu Gesicht, in
dessen Nähe sich treffliche Brunnen befinden sollten. Zwischen diesen
Brunnen und dem alten Schlosse befahl ich daher, nach der' Angabe
des Magrobinen das Lager zu errichten, und ritt indefs mit Herrn L im a #,
der sich auch ein Pferd ahgeschafft hätte,' voraus, um die Ruinen zu
untersuchen.
Kasser-Schama ist eine neuarabische Burg vön ähnlicher Beschaffenheit
w i e Baratoun, und, wie' dieses; im vorigen Jahre vön den Truppen des
Pascha von Aegypten zerstört. In dem inneren Gemäuer befand sich noch
| e i n e zerbrochene eiserne Kanone. Es liegt der Küste ganz nahe, und ist,
wie wir uns überzeugten, auf antiken Substructionen erbaut. Die Brunnen
befanden sich theils in der Nähe des Kastells, theils unmittelbar am Meeresufer,
und hatten gutes Wasser. An einem derselben, der mir von sehr
| alter Construction zu seyn schien, glaubte ich in seinen im Felsen aus-
I gehauenen Seitenwänden Charaktere einer mir unbekannten Schrift zu
erblicken. Man hat einige seltene afrikanische Münzen, besonders des Königs
Juba.', mit unbekannten Schriftzeichen, die man für numidisch hält, und die,
[wie die griechischen, lydischen, celtiberischen, eine eigenthümliche Abänderung
des phönizischen Alphabets zu seyn scheinen. Vielleicht war diese
| Schrift dem ganzen libyschen Volksstamm, zu welchem die Numidier gehörten
( Strabo XFII. p. 828 und 833.,), gemeinschaftlich; auch findet man auf
den mimidischen Münzen den Kopf des libyschen Jupiter Ammon. Oder
waren jene unbekannten Zeichen «ägyptisch?
Der merkwürdigste Ort dieser Küste zwischen Katabathmus und Parä-
tonium war der Flecken Apis, ein bedeutendes Heiligthum des ägyptischen
Cultus (nobilis religione Aegypti locusJ. Die Angaben über die Lage desselben
scheinen sebr widersprechend *). Nach Strabo war Apis von Parätonium
jnur hundert Stadien entfernt, nicht drei deutsche Meilen; nach Plinius
(Hist. Nat. V. 6.J 62000 Schritte, die beinahe das Fünffache geben. Dürfte
man eine mittlere Entfernung zwischen beiden als die richtige annehmen,
so Wse sich mit Wahrscheinlichkeit folgern, Kasser-Schama sey «an die
Stelle des alten Apis getreten. Bei der Genauigkeit, womit Strabo diese
) In dem mir mitgetlieilten Tagebuche war Kasser-Schama als das alte ¿4pis bezeichnet
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