Regierang selbst es für nöthig gehalten hatte, wie ich indefs erst später
erfuhr, über die Zwecke meiner Unternehmung Erkundigungen einziehen
zu lassen, deren Ergebnisse, wie mir von guter Hand versichert worden
ist, keinesweges geeignet waren, ihre Besorgnisse zu zerstreuen, wofern sie
jemals es sich hätte einfallen lassen, meinetwegen ernsthaft besorgt zu seyn.
Hierzu kam hoch ein Umstand, den ich nur mit Scheu zu berühren
wage. Mein Plan, Cyrene zu besuchen, erschien manchen Europäern, die
seit Jahren mit emsigster Betriebsamkeit nach Alterthümera heramforschten,
aber an Cyrene nie gedacht hatten, gleichsam als ein Vorwurf, dafs sie eine
für sie so leicht ausführbare, so nahe liegende Unternehmung, die so reiche
beneidenswerthe Kunstausbeute versprach, nicht längst begonnen und vollführt
hätten. Ich setze nichts hinzu. Man mufs in Aegypten und' Zeuge
des antiquarischen Eifers gewesen seyn, der den friedlichsten Bestrebungen
oft die feindseligste Leidenschaftlichkeit beimischt, um Dinge wahrscheinlich
zu finden, deren Wirklichkeit leider nur zu unbestreitbar ist.
Bei der Bildung unserer Karavane, die nur nach wiederholter Berathung
mit Männern, an deren gründlicher Kenntnifs alles Erforderlichen sich nicht
zweifeln liefs, zu Stande kam, wurden Einrichtungen getroffen, die, so wohl
gewählt sie zu seyn schienen, das Gelingen meines Unternehmens zum voraus
unmöglich machten.
Zum Anführer derselben wurde der Scheik H a d s c h i Enda w i Abu
D a h e b angenommen, das Oberhaupt des libyschen Beduinenstammes
Dschimmeat, der nicht weniger als fünfhundert Mann zu Fufs und zwei-
hundertfimfzig Reiter ins Feld stellen kann. Er selbst ein schlauer, entschlossener
Häuptling und versuchter Krieger. Eine bessere Wahl schien
sonach kaum möglich. Allein uns blieb verborgen, dafs dieser Mann, im
Dienste des Pascha, die Unterjochung von Siwah entschieden hatte, und
deshalb tödtlich verhafst sey, und aufserdem mit den mächtigsten der tripo-
litanischen Beduinenstämme in Feindschaft stehe. War es zu vermuthen,
er werde uns über die Grenze des ägyptischen Gebietes hinausführen ? Aufserdem
war seine Habsucht und Geldgier von der schmutzigsten Art.
Der Mameluck, mein Dragomán, sprach arabisch und französisch aufs
| beste und war ein gewandter Mensch; aber schändlich dem Trunk ergeben,
und offenbar mehr in Furcht, dem Scheik zu mifsfallen, als mir; und doch
konnte ich mich nur durch ihn mit jenem verständigen.
Die Araber unserer Bedeckung wurden absichtlich aus verschiedenen
Stämmen gewählt; so schien es, wir würden mit allen Beduinen in Frieden
seyn. Aber dafür herrschte die Zwietracht in unserer Karavane selbst, und
gab immer Anlafs zu Aufenthalt; nichts konnte ohne Divan abgemacht
werden. Und wenn dieser Umstand in einem besonderen Fall uns viel-
; leicht das Leben rettete, so waren alle doch in einem Punkt immer einig,
in ihrer Feindschaft gegen uns.
Man wird sich vielleicht wundern, in der folgenden Erzählung eine
Karavane geschildert zu finden, deren Zustand so ganz von dem abweicht,
der aus so vielen Darstellungen bekannt ist. Es wird also nicht unnöthig
seyn, darüber ein Wort zur Erklärung beizufügen.
Gewöhnlich schliefsen Europäer, welche die Wüste bereisen, sich jenen
regelmäfsigen Karavanen an, welche sie in allen Richtungen durchziehen,
und von den Hauptorten meist zu bestimmten Jahreszeiten abgehen und
|wieder ankommen. Die Strafsen, die sie wandern, die Lagerstätten und
Ruheplätze, die Schnelligkeit und Ordnung des Zuges, die Zeit des Aufbruchs
und fast auch die des Anhaltens, alle diese Dinge sind geregelt und,
Jwenn nicht etwa ein unvorgesehenes Unglück eintritt, immer dieselben.
jWer mit ihnen ziehen will, wird mit dem Führer einig wegen des Preises,
den er für seinen Theil zu bezahlen hat, und muís nun dem Zuge folgen,
pen er weder aufhalten, noch beschleunigen kann. Das Wegräumen aller
Hindernisse ist zunächst die Sorge des Führers und der Bedeckung, die er
|Zum Schutz der Karavane jedesmal mitzunehmen für nöthig hält, und die
(in seinem Dienste steht.
Die unsrige dagegen war ein Privatunternehmen von meinen Gefährten
jund mir; wir allein bildeten sie, und sämmtliche Araber waren in unserem
Dienst. Allein wer unter gleichen Umständen sich den Beduinen anvertraut,