weiblicher Statuen mit Löwenköpfen r) , die nur auf Rhea oder Nephthys
bezogen werden können. Spuren ähnlicher Reihen fand Belzoni in nlien
dieser Gegend der Gräber. Zwischen Karnak und Luxor, aber abgesondert
von jenen Haupttempeln, entdeckte er ein Heiligthum, dafs viele solcher
sitzenden Statuen enthielt-; aus einer Nachricht Diodors erhellt aber, daß
sich zu Theben auch ein Tempel des Kronos und der Rhea befand 2), ohne
Zweifel der, in dessen Höfen jene Statuen aufgestellt waren.
Welcher unter den aufbehaltenen Namen ägyptischer Göttinnen die Rhea-
bezeichne, läfst sich nur durch Vermuthung bestimmen. Wahrscheinlich ist
sie jene T i t h r a m b o , die Epiphanius Hekate nennt, und von der Nephthys
und 7'hermutlus unterscheidet, denen allen besondere Mysterien gefeiert wurden
s). Rhea für Hekate zu halten, fand sich Veranlassung theils in der
furchtbaren Darstellung mit dem Löwenkopf 4), theils in der Beziehung
beider Göttinnen auf die Unterwelt. Wie vor dem Grabe des Memnon
Bildsäulen der Rheä standen, befand sich im Tempel des Sarapis bei
Memphis ein Heiligthum der nächtlichen Hekate, also der Tithrambo,
neben den ehernen Pforten der Vergessenheit, des Weinens und der Wahrheit,
und bei der letzteren ein Idol der Vergeltung mit abgehauenem Kopf H,
1 ) R. R i c h a r d s o n 's travels along the Mediterraneän ( 1822) I I . p . 44. 94.
2) D io d o r . I , 15. Die Erzählung ist nicht ganz deutlich; Diodor hat nämlich Kap. 13.
bemerkt, Osiris und Isis seyen zwar nach einigen Kinder des Kronos und der Rhea, nach den meisten
aber des Jupiter und der Juno -(Ammon und Dione); indem er nun berichtet, Osiris habe
dem Ammon und seinen Eltern Tempel zu Theben erbaut, sieht er sich genöthigt, einen himmlischen
Ammon von einem geringeren zu unterscheiden, der der Vater des Osiris sey. Offenbar waren in
der Quelle, woraus er die Nachricht von den Tempeln entlehnte, hier Kronos und Rhea genannt,
Bei Manetho kommt zwar ein Ammon unter den Halbgöttern vor, aber lange nach Osiris und Horus.
3) E p i p h a n iu s adv. Haereses. I. I I I . bei J a b l o n s k y Pantheon I . p. 104.
4) P l u t a r c h vergleicht sogar den Anubis mit der Hekate de Is. etOsir. c. 44-> offenbar aus
keinem anderen Grunde, als weil, beide sich auf die Unterwelt beziehen, und bei den Griechen der
Hekate Hunde geopfert wurden, mit deren Kopf sie auch bisweilen vorkommt: Orph. Argon. 980.;
man rief auch bei den Griechen die Hekate an unter dem mystischen Namen der Löwin: P o rp h .d e
Abstin. I I I , 17.
5) D io d o r . I , 96. cf. P l u ta r c h . de Is. et Osir. c. 29. J a k lo n s k y Panth. I I . p. 201.
Eben in diesem Tempel wurde aber der Apis begraben, welcher Osiris selbst
st der dort nach seinem Tode gleichsam zu Rhea, seiner Mutter, zurück-
kehrl.THhrambo soll eine vor Zorn Wüthende bedeuten z), wie wir die
Rhea geschildert fanden, wahrscheinlich führte sie aber noch andere Namen,
z. B. Mouth, Mutter, welchen Plütarch unter denen der Isis anführt 2);
denn als Mutter kommt Rhea nicht blos im Mythus, sondern deutlich
bezeichnet auch in Bildwerken vor, unter ändern zu Tentyris 3). Um ihr
Haupt pflegen Strahlen gebildet zu seyn, sie ist nämlich eine Schwester und
Geliebte des Helios, und wie dieser aus dem Urfeuer Phtha entsprungen.
Ueber ihrer Stirn erblickt man bisweilen ein Symbol, dafs sich auch am
Fufse der Mumiensärge findet; es gleicht einem fest geschlungenen Knoten
und scheint das unauflösliche Band des Grabes zu seyn. Typhon ihr Sohn
fuhrt ebenfalls oft dieses Zeichen übler Bedeutung.
Der nach der Rhea-Tithrambo zurückschauende Gott bedarf nun keiner
weiteren Erklärung; es ist K s o s o s - A p o p i s , der jüngste der Götter zweiter
Ordnung 4), welcher von Osiris besiegt wurde. An der Sonnenscheibe auf seinem
Haupte fehlt das bei Göttern gewöhnliche Zeichen des guten Genius,
und auch den Stab des Osiris sehen wir nicht in seiner Hand. Die liby-
i sehen Mythen erzählen, dafs Osiris nach seinem Sieg die gedemüthigten
Gottheiten, Kronos und Rhea, gütig aufnahm und sie als Eltern zu. ehren
gelobte; obgleich Kronos seinen Sitz mit Feuer verheert hatte und den
Groll gegen ihn nie vergafs s). Man dachte sich den Apopis oder Antäus
als einen ungeheuren Riesen, welches in der schon angeführten Münze von
Antäopolis durch die Kleinheit des Krokodils auf seiner Hand ausgedrückt
ist ;6). •
Es folgt eine ganz der Venus ähnliche Gestalt und weiterhin noch eine
zweite; ohne Zweifel mythische Begleiterinnen der Venus, die hier zugleich
1) Ibid. 1. p, 105. 2) P l ü ta r c h . /. I. c; 56.
3) Descript. de IE g . IV . pl. 13. fig . 3. 4), D io d o r , 1 , 27.
5) D io d o r . I I I , 71. 6) Oben pag. 108.