häufigsten scheinen diese Glaswaaren als Schmuck benutzt zu seyn, zu Ohrringen,
Hals- und Armbändern; man findet aber auch Mumien mit Gewändern
angethan, die ganz aus Glaskorallen zusammengesetzt sind *).
"Wir stiegen darauf bei den Sandsteinbrüchen von Gebel-El- Silsili am
rechten Nilufer ans Land, deren weitläuftige Ausdehnung bei der bequemen
Lage unmittelbar am Strom über ihre starke Benutzung keinen Zweifel läfst;
auch scheint das Material der meisten aus Sandstein erbauten Denkmäler in
diesen Brüchen gewonnen zu seyn. W eit er nördlich findet nämlich an beiden
Stromufern sich blos horizontal gelagertes Kalksteingebirg von verschiedener
Härte und Weifse, in welchem Jaspis-, Achat- und Serpentin-Gerölle
eingeschlossen sind, die bei der Verwitterung des Hauptgesteins, das-durch
seinen Schutt die Umgebung unfruchtbar macht, entblöfst werden, und die
bekannten ägyptischen Kiesel abgeben, die nichts anderes als buntfarbige
Jaspisstücke von ausgezeichneter Härte sind. Der Sandstein von Silsilis ist
sehr gleichkörnig und deshalb vortrefflich zu bearbeiten. Die Brüche sind
unter sich durch im Felsen gehauene Communicationstreppen verbünden,
sonst findet man aber in ihnen keine Denkmäler, aufser zweien im Felsen
ausgehauenen Kapellen, die gegen den Strom liegen. (M. s. Tafel III. Fig. 3.
und vergleiche Tafel XXIX. Fig. 15.).
In diesen kleinen Tempeln zeichnete auf meinen Wunsch Herr I|pci
die, Tafel XXII. Fig. 1. gegebene Darstellung, in der man nach einer fluchtigen
Abbildung und Erklärung der französischen Gelehrten ( Deseription 1
pl. 45. fg . li.J den bocksbeinigen Pan zu erkennen geglaubt hat **). Ich
fand aber, dafs jene thierfußige Gestalt kein männliches Wesen, sondern
eine Göttin sey, mit Thierleib und Menschenhaupt und in einer seltsamen
Verhüllung, die sonst nirgend vorkommt. Vielleicht sehen wir in ihr ie
Mutter der Hauptgottheiten dritter Ordnung und neben ihr Hermes und
*) Zwei vollständige, so bekleidete Mumien befinden sieh jetzt in der Königlich Preußische”
Sammlung, deren Beschreibung und Abbildung weiter unten gegeben wird; sie sind durch die
Bemühungen Sr. Excellenz des Herrn Generals erworben worden.
**) H i r t , über die Darstellung der ägyptischen Gottheiten, p. 1?.
Nephthys. Vergebens sah ich mich nach einer anderen Darstellung des Pan
um, die auch die Herren B a n k s , S ä e t, D r o v e t t i , R i c c i und L in a n t
in den Steinbrüchen und Grotten von Silsilis aufzufinden umsonst sich
Mühe gaben. In der von B e e z o n i eröffneten Katakombe zu Biban-El-
Moluk erblickt man dagegen den Pan ziemlich in derselben Gestalt, welche
nach Herodot *) die Aegypter ihm beilegten (M. s. Tafel XXI. Fig. 2.). Die
hier gegebene Abbildung des Reliefs von Silsilis, welches zweimal daselbst
vorkommt, ist mit der größten Sorgfalt gemacht und mit dem ziemlich
verwitterten, aber nicht unkenntlich gewordenen, Original von mir verglichen
und in allen Stücken getreu befunden.
Neben den erwähnten beiden Kapellen findet man am Wasser auch eine
Anzahl Begräbnifsgrotten, die wahrscheinlich einer Stadt angehörten, deren
Ueberreste man eine Viertelmeile stromab am rechten Nilufer antrifft, und
die wahrscheinlich von den Arbeitern jener Steinbrüche bewohnt wurde.
In einigen dieser Gräber, die ich besuchte, befanden sich große sitzende
Figuren, allein durchaus keine Hieroglyphen und Bildwerke, die man nur
in jenen Kapellen und auf einzelnen im Felsen ausgeebneten Tafeln antrifft,
wonach -also die fabelhaften Schilderungen von der nutzlosen Pracht der
ägyptischen Steinbrüche zu berichtigen sind.
Auch am linken. Nilufer finden sich Steinbrüche und den Kapellen
gegenüber mehrere Gräber. Jene sind auch hier von bedeutender Ausdehnung;
und man bemerkt in ihnen einen schon aus dem Groben gearbeiteten
Sphinx mit einem Widderkopf, gleich denen zu Theben vor dem Tempel
von Karnak. Ein Beweis, dafs man einst hier, wie jetzt zu Garara, die
Kunstwerke halb oder ganz vollendete, ehe sie an den Ort ihrer Bestimmung
versetzt wurden. In einem hier belegenen Steinbruch kopirte Herr
Ba n ks mehrere griechische Inschriften, die für die spätere Benutzung dieser
Brüche durch Griechen und Römer, also auch für damals in Aegypten
ausgeführte Baue, ein unwiderlegliches Zeugnifs geben.