Eine flüchtige Ansicht des Hauptgebäudes von der Abendseite giebt die
dritte Tafel, Fig. 1., wo a. die Ruine von Abousir, b. den Thurm der Araber
darstellt. Die Zeichnung ist von den Herren B o l d r i n i und L im a n .
Welcher alten Stadt die hier beschriebenen Denkmäler angehören,
scheint mir nicht schwer zu bestimmen, wenn man dem Berichte des Strabo
folgt, der allein bei Beschreibung dieser Küste einigermafsen umständlich
ist. Zunächst bei Alexandrien, nur 70 Stadien entfernt, lag Chersonesus, ein
Kastell mit Besatzung (^ou'giov). Dann folgte Nikiukome (N/xioy ein
Flecken, wie der Name besagt; dann Plinthine, eine Stadt, die auch von
Ptolemäus, Stephanus von jßyzant und Josephus erwähnt wird, und wahrscheinlich
Handel trieb, da ein Meerbusen der mareotischen Küste nach ihr
benannt war. (Herodot. II., 6.) Dafs sie bauliche Denkwürdigkeiten enthalten
habe, erhellt indefs nicht. Substructionen finden sich längs dieser
ganzen Küste, aus denen man sieht, dafs noch weit mehr Oerter hier lagen,
als Strabo namhaft macht; wie sich indels in der Nähe einer so volkreichen
H a u p t s t a d t v o n s e lb s t e rg ie b t.
Auf Plinthine folgte Taposiris, und die Beschreibung dieses Ortes trifft
so genau mit den erhaltenen Denkmälern überein, dafs ich nicht zweifle,
auch der Name Abousir sey nur eine Verderbung der antiken Benennung.
Es gab übrigens zwei heilige Orte, die Taposiris hielsen. Der eine lag
im mareotischen Nomus Aegyptens, wo wir jetzt uns befinden; der andere
östlich von Alexandrien, auf der schmalen Landzunge, die sich zwischen
dem Meere und dem alten Kanal nach der kanobischen Mündung des Nils
hinzog, also etwa in der Gegend des jetzigen Aboukir. Lieber das mareo-
tische Taposiris bemerkt Strabo folgendes, indem er nach der Beschreibung
von Alexandrien die merkwürdigsten Oerter am Meere zu beiden Seiten der
Hauptstadt, von Katabathmus bis Kanobus und weiter östlich, durchgeht:
„Taposiris, wo eine grofse Panegyris (ein religiöses Volksfest) gefeiert wird,
liegt nicht am Meer. Es giebt aber noch ein anderes Taposiris in beträchtlicher
Entfernung auf der anderen Seite der Stadt" (Alexandrien nämlich;
er meint jenes zweite kanobische Taposiris, das er bald darauf noch
einmal besonders anfiihrt, und durch den Beinamen: „das Kleine“ von
K dem mareotischen unterscheidet). „Nahe' bei jenem“ (dem mareotischen
■ Taposiris) „liegt aber am Meere ein Ort, in einer felsigen Gegend, wo
■man sich gleichfalls zu allen Zeiten des Jahres in grolser Anzahl zu feier-
Ilichen Festen versammelt“ *).
Hier haben wir die felsige Gegend am Meer, hier den Tempel, bei
■welchem die Menge der Wallfahrtenden aus der reichen Hauptstadt und
■ihrer Umgegend das ganze Jahr hindurch zusammenströmte, um Feste zu
■feiern; wahrscheinlicb Kanobismen, wie in den zum Theil noch weiter von
■Alexandrien entlegenen östlichen Belustigungsörtern. Die gefundenen Mün-
■zen und Kleinigkeiten beweisen das Gewühl, das hier einst Statt fand Um
■ich eine Vorstellung davon zu machen, lese man die Beschreibung, welche
uflrabo von Kanobus und seinen ununterbrochenen Festen giebt, deren
■Zweck gewöhnlich weder sittlich noch religiös war.
Auch Ptolemäus ( Geogr. I. iFl c. 5.) erwähnt Taposiris als einen nicht
I unmittelbar am Meere belegenen Ort. Der Umstand indefs, dafs er Tapo-
liiris etwas östlich von Plinthine setzt, während Strabo ihm gegen diese
■Stadt eine westliche Lage anzuweisen scheint, rechtfertigt die Annahme
WiAnville’s **), dafs beide Orte nahe beisammen lagen. Die genommene
jPolhöhe von Abousir ergab 31° 2' 10" nördlicher Breite.
Herr Dr. Scnor.z äufserte die Meinung, Abousir bedeute so viel als
Brabmal des Königs. Bei Piodor (I, 88.) findet sich die Bemerkung, der
Paine Busiris, welchen eine Stadt im Delta und ein Ort in der Nähe der
Pyramiden bei Memphis führten, bezeichne in ägyptischer Sprache Grab
■ ) Zne T n f i r t - S n z d r r f , ™ » « { » SiX,/tl,t ftryuM,- «Alu f J n t T « t
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t " n T ** P - **•««•*> «{«> iW Strabo l. X V I I . p. 799. Auch die Peutingersche
■ e. !<at, TapOSlris *ls erste Station westlich von Alexandrien, etwas vom Meer entfernt und
I MeiIen VOn ’ener HauPtstadt- Es war ohne Zweifel blos ein Flecken in der Nähe
»es Hethgthumsi
) D 'A n v i l l e mémoire sur l'Egypte ancienne e t moderne ( Paris 1766) pag. 64.