des Osiris. Zoega fde obelisc. pag. 288.J sucht diese Auslegung durch
Zurückführung auf die koptischen'Worte Bu-Ousiri zu rechtfertigen; Tapo-
siris aber sey nicht von dem griechischen TatpoVigi? abzuleiten *), sondern
bedeute Stadt des Osiris.
Schon am folgenden Tage, den 9ten Oktober um 8 Uhr Morgens,
überraschte uns Herr L im a n durch seine Ankunft. Er hatte den Weg von
Alexandrien auf einem Kameel reitend zurückgelegt, war aber auch fieberkrank
von der Anstrengung. Die übereilten Vorkehrungen zu der Karava-
nenreise nach einer eben zurückgelegten langen Seefahrt, dann ein Nacht- I
lager unter freiem Himmel, und die Unvorsichtigkeit, blos eine Beduinen- I
kleidung anzulegen, hatten seine Gesundheit angegriffen. Ueberhaupt glaube
ich Reisende vor dieser Tracht warnen zu dürfen, die auch einige andere I
meiner Begleiter angelegt hatten. So bequem sie scheint, fordert sie. Uebung,
um zweckmäfsig getragen zu werden; man entblöfst sich sdhst bei jedem
Anlafs, was besonders Nachts, wo die Kälte nach einem brennend heilsen
Tage oft höchst empfindlich ist, nie ohne Gefahr geschieht. Ich that^vas
in meinen Kräften stand, um den erschöpften Freund zu erquicken. Den
lOten gegen Mittag brachen wir auf.
Vorher aber gab es noch wieder Zwist mit dem Scheik, Er verlangte I
die Bezahlung eines neufen Kameels, obgleich den uns überlassenen keins
hinzugefugt werden sollte. So widersinnig und frech diese Forderung war, I
blieb mir doch keine Wahl, als entweder umzukehren oder nachzugeben, I
Ich glaubte das Letztere thun zu müssen; Cyrene zu erreichen schien mir
noch ausführbar
Zuerst zogen wir dann in einem engen Thale, welches durch die Meeresdünen
und einen ununterbrochenen erhöhten Thalrand gebildet wird I
Gegen 2 Uhr durchschnitten wir diesen, und erblickten in der Entfernung I
von etwa einer halben Stunde einen zweiten, mit diesem parallel laufenden I
*) Später scheint indeü Taphosiris, Osirisgrab, der allgemeinere Name geworden m seyn,
P l u t a r c h hat ihn de Isid. ei Osir.c. 21. P r o c o p . de Aedif. V I . 1. und S te p h . B y z . s.v.
Rücken, der so wie dieser das successive Zurücktreten des Meeres zu
bezeichnen scheint. Vielleicht füllten einst die Gewässer des Mareotis diesen
Zwischenraum aus. Denn dafs hier einst Wasser gestanden, geht aus der
i Terrainbildung, aus der Bodenfläche, die an manchen Stellen von Muschel-
jbänken durchzogen wird, und selbst aus den Gewächsen, die sich hier
finden, ganz unzweideutig hervor. Schon die Alten zogen aus diesen
¡Erscheinungen des libyschen Bodens ähnliche Schlüsse; und einige, z. B.
Strato, der Physiker, gingen so weit, anzunehmen, das Orakel Jupiter
Ammons, das jetzige Siwa, habe einst am Meere gelegen *).
Nach einem fortgesetzten Marsch von drei Viertelstunden überschritten
‘wir auch den zweiten Thalrand, und betraten eine etwas gesenkte Ebene,
auf welcher wir um 5 Uhr, unweit der vier Brunnen oder Zisternen,
\El-Harnam oder die Bäder genannt, welche gutes trinkbares Wasser enthalten,
das Lager aufschlugen.
Der Terrainabschnitt, welchen wir heute durchzogen hatten, war stellenweise,
mit Gerste angebaut, der Boden fest und gröfserer Cultur fähig.
Dies bewies die Menge der Kräuter, womit er meistens bewachsen war,
[und welche unsern Kameelen, die weidend einherzogen, willkommene
Nahrung gaben.
Wir wollten am folgenden Morgen weiter ziehen, allein der Scheik
jmeldete, es seyen in der Nacht vier Kameele entlaufen, die er zuvor wieder
müsse einfangen lassen. Wir warteten ungeduldig, mufsten aber dann
hören, „die verlorenen Thiere seyen nicht aufzufinden; wir könnten nicht
autbrechen, bis er an deren Stelle andere in einem nahe gelegenen arabischen
PLager habe einkaufen lassen;“ wozu er sich abermals Geld von mir vor-
[schielsen liefs. Weder die verlorenen, noch die gekauften erschienen; es
[war offenbar, der Scheik hatte die Kameele absichtlich während der Nacht
[hinweggesandt. Ein unersetzlicher Tag verstrich darüber unnütz in den
[widerwärtigsten Verhandlungen.
*) Bei S tr a b o I. c. 3. pag. 49.