dem Inhalt der geheimnifsvollen Zeichen nachdenkt. W a s D io d o r, Pln ta rch , .„Clemens
von Alexandrien und andere Schriftsteller gelegentlich über die Hieroglyphen
bemerken, is t zu abgerissen, um viel Aufklärung zu geben, u n d das kleine W e rk des
Horapollo ersetzt diesen Mangel sehr unvollständig, besonders da der griechische Ueber-
setzer desselben im zweiten Buche zum The il so widersinnige Zeichen angiebt, dafs man
au f den Verdacht geführt wird, er möge oft seine eigenen Grillen und Träume der ägyptischen
Urschrift beigefügt haben. H errn Y o u n g ’s Hieroglyphenlexicon und eine andere
Schrift dieses Gelehrten über denselben Gegenstand, au f deren Mittheilung ich hoffen
durfte, sind mir noch nicht zu Gesicht gekommen. Aber auch so glaube ich im Stande
zu seyn, aus den vorliegenden Zeichen nicht unwichtige Schlüsse zu ziehen.
Ganz zu oberst wiederholt sich achtmal, mit gelingen Abänderungen, dieselbe Darstellung!
v o r d em t h r o n e n d e n O s i r i s b e t e t k n i e e n d e in ä g y p t i s c h e r K ö n ig .
Ueber dem Kopfschmuck des Osiris erheben sich zwei hohe Palmenzweige, von deren
Bedeutung oben die Rede war (Kap. V I. S. 124.), in der einen Hand reicht er den mystischen
Schlüssel (S . 159 — 161.), in der anderen das Sccpter, welches Fig. 1. mit einem
Vogelkopfe bezeichnet is t (oben S. 118.), dem Betenden entgegen. Zwischen seinen
Knieen erwächst beständig eine sich umlegende Achrc, die man auch an dem knieenden
Könige bemerkt; vielleicht wird dadurch die heilige Grasart A g r o s t i s gezeichnet
D io d o r . I , 43. cf. Porphyr, de a b s t.II. p. 108.113.), die älteste Nahrung der Menschen, welche
an das heilige Kusagras der Indier erinnert. V i s c o n t i glaubt, hei Gelegenheit der Erkläru
n g eines zu Rom befindlichen Bildwerkes, in diesem Gewächs eine Schilfart zu erkennen,
mit der sehr fromme Leute sich zu umgiirten pflegten; er verwechselt indefs das hier vorkommende
Zeichen mit den Gürtelenden der heiligen T ra ch t (oben S. 159.). D er Kopfschmuck
des Königes is t aus Mendeshörnem, Straufsfedern u n d Uräusschlangcn oder Basilisken
(d en Zeichen der Gerechtigkeit u n d der Gewalt über Leben u n d T o d , oben S. 105.)
zusammengesetzt; über ihm schwebt entweder ein Geier mit gesenkten Flügeln oder die
Sonnenscheibe mit dem Symbol des We ltg e iste s. D er König begleitet sein Gehet mit
Darreichung von W e ih ra u c h ; Fig. 5. hält er ein kleines Bild der W a h rh e it (oben S. 1370»
Fig. 8. eine flammende Schale empor. E r is t, wie Osiris, mit einem zierlichen Halsschmuck
und Armbändern bekleidet.
Eine Inschrift, die von der Seite des Osiris gewöhnlich mit der dem Ammon geweihten
heiligen Schlange an h eh t, scheint ein Formular zu enthalten, dessen W o r t e , mit geringen
Veränderungen, immer dieselben sind. Ohne Zweifel h at Z o e g a Recht, wenn er in diesen
Hieroglyphen und den zugehörigen Figuren die Dcdication der Obelisken vermuthet;
woraus sich zugleich ergiebt, dafs auch der Temp el, vor dem sie sich befinden, dem
O s i r i s geweiht war. Die Richtung des Einganges is t nach derselben W e ltg eg en d gekehrt*
wie hei dem Osiristempel zu Abousir.
Gegen das En d e der Inschrift, neben dem Haupte des knieenden Königs, finden sich
zwei Hieroglyphenschilder, welche nach der Inschrift von Rosette (Zeile (3. 12. 14.) die
Eigennamen der Fü rsten enthalten. Höchst merkwürdig is t es nun, dafs die Namenschilder
des Obelisken zur Linken Fig. 6 — 8. offenbar dieselben sin d , die sich in dem prächtigen
Mausoleum des O s y m a n d y a s (D io d o r . I , 47 — 4 9.) befinden, welchen König Strabo
I sm a n d c s nen n t (s. T a fe lX X I I . Fig. ?.). Unzählige Mal werden sie dort au f allen Säulen,
W a n d e n und Gesimsen wiederholt; und zwar ist nicht blos der Name des Königes, sondern
auch der seines Vaters, über welchem der Vulpanscr das W o r t S o h n bedeutet (H o r a p . I,
53.), durchaus derselbe. Unleugbar scheint daraus hervorzugehen, d a f s c h e n d e r K ö n ig ,
w e l c h e r in j e n e m r i e s e n h a f t e n M o n u m e n t e h e i g e s e t z t i s t , d i e s e n O b e l i s k e n
d em O s i r i s e r r i c h t e t e .
Auf dem Obelisken zur Rechten Fig. 1. 2. 4. bleibt d e r Name des Vaters derselbe,
der des Königs h at aber weniger Zeichen. Ich würde dies hlofs einer Abkürzung oder
einer Nachlässigkeit des Zeichners zuschreiben, fände nicht weiter unten in den grüfscren
Hieroglyphen sich dieselbe Verschiedenheit. Man darf also schlicfsen, dafs ein Bruder des
Ismandcs, vielleicht sein Vorfahr oder Nachfolger in der Regierung, diesen Obelisk arbeiten
liefs; u n d von ihm rü h rt auch schon die Seite Fig. 5. des anderen her. Die Seite
Fig. 3. endlich zeigt in beiden Namen eine Verschiedenheit, u n d der Kopfputz des Königs,
nebst den Zeichen darüber, ist ebenfalls abweichend. W ä h re n d der Regierung dreier
Könige sind also diese beiden Denkmäler vollendet worden, was hei der unendlichen Mühseligkeit
der Eingrabung so vieler Zeichen in den härtesten Granit nicht wunderbar scheinen
kann; wofern man nicht etwa annehmen will, jene drei F ü rsten hätten zugleich geherrscht.
W e g e n der Lesung bemerke ich noch, dafs eine weibliche Gestalt den Namen des Ismandcs
anfangt; man sehe die Erklärung von Ta fel X X I I . Fig. ?.
Unter der Dcdication beginnt in grofsen Hieroglyphen die Inschrift, welche au f jeder
Seite in drei Streifen, deren mittelster der breiteste is t, von oben nach unten herabläuft.
Die Zeichen sind äufserst mannigfaltig; man bemerkt Menschen in den verschiedensten
Stellungen, gehend, sitzend, knieend, niederkauernd, mit erhobenen Händen b etend,
Fig. 2. einen mit Gewalt Niedergeworfenen, Fig. 5. e inen, der Holz spaltet; auch sind
einzelne Glieder besonders dargcstcllt, Köpfe-; Augen, Arme, B e in e , eine geöffnete Hand,
Arme mit Schild und S p eer, Fig. 4. ein.Pha llus, u. s. w. Höchst charakteristisch und treu
sind die Thierc aufgefafst, der heilige Stier kömmt am häufigsten v or, aber auch der Hase,
der Hu n d , die Springmaus, Fig. 4. ein libyscher F uchs oder Schakal, Fig. 6. ein ruhender
Löwe, Fig. 2. und sonst öfter zwei Kameelsköpfe, Fig. 4. und 5. ein Bockskopf u. s. w.
Un ter den Vögeln bemerkt man am häufigsten den F a lk en , ferner Adler, Eu len , Gänse
(auch fliegende), T au b en , Bachstelzen, Fig. 4. einen Straufs, Fig. 3. 5. u n d 6. Pelikane und
noch andere, so wie Straufs- und Falkenfedcm. Drei verschiedene Schlangenarten werden
genau unterschieden (H o r a p . I , 1 .): d e r Basilisk mit geschwollenem Halse sich aufrichtend,
die Ammonsschlange mit zwei kleinen Hörnern (H e r o d o t II, 74 .) und die sich windende
grofse Schlange. Die Cikade, das Symbol der Geweihten (H o r a p . I I , 5 5 .), oder die Biene,
kommt sehr häufig vor. Noch zahlreicher sind die Geräthe : Schlitten, Zan g en , Beile,
Stricke, Gürtel, Gefafse, Kronen und Hauptbinden, d e r Karst oder Handpflug zum Auflockern
der E rd e , Fig. 1. zwei Sohlen für den rechten und linken Fu fs, nebst den Binden,
sehr häufig ein W eberkamm, Fig 4. zwei H o b el, Fig. 3. ein Spitzhammer, Fig. 7. und 8.
die doppelte Hermesleuchte, Fig. 7. zwei Obeliske; endlich auch W a ffe n , die gewöhnlich