Jedes Kameel trägt nach seiner Gröfse und Stärke drei bis fünf Zentner,
und im ersten Fall noch einen Reiter. Als Maafsstab des. nöthigen Unterhalts
führe ich folgendes an: Mit einem Zentner Zwieback versorgte ich eilf
Tage reichlich eben so viele Personen; eine Bockshaut Wasser genügte für
zwölf Personen zum trinken und kochen auf einen ganzen Tag; auf ein
Beduinenpferd mufs man täglich eine halbe Bockshaut mehr rechnen. Uebri-
gens versehe man sich mit etwas Holzkohlen oder Spiritus, weil man nicht
immer Feuerung findet, wo möglich auch mit guten Bouillontafeln, indem
man Fleisch selten haben kann und nicht immer Zeit findet, es gehörig zu
bereiten, besonders aber mit einem reichlichen Vorrath Kaffee, dessen Genufs
sehr heilsam, und beim Empfang jedes Besuchs die willkommenste Bewir-
thung ist.
Zu Geschenken sind für Vornehmere schöne Waffen, Pfeifenmundstücke
und Shawls die zweckmäßigsten, für Geringere Uhren, Tabaksdosen, Pulver,
Kaffee und Tabak, ferner Spiegel, Messer, Glaskorallen und Conteriewaaren,
letztere besonders tiefer im Innern. Kleine Münze mufs man auch beständig
bei sich führen, weil man auch nicht den geringsten Dienst ohne.Geschenk
erhält; auch freuen die Wüstenbewohner, wie die Kinder, sich gewöhnlich
mehr über viel kleine Stücke, als über ein grofses.
VVer die Bequemlichkeit eines Zeltes haben kann, versäume, nicht, sich
damit zu versehen, wegen der gefährlichen Kälte der Nachtluft. Was die
Kleidung betrifft, so behalte man die europäische bei, , so fern es angeht;
unter den orientalischen ist die der Fellahs bei weitem die bequemste. Die
Tracht der Beduinen, welche die meisten meiner Begleiter gewählt hatten,
wurde mehreren von ihnen, aus Unkunde sie gehörig zu benutzen,.verderblich.
Die türkische Bekleidung, welche ich trug, ist auf Reisen unbequem
und hinderlich. Ein vortreffliches Schutzmittel' gegen den Einflufs der Sonne,
des,Windes und Regens ist der Bernous, ein wollener Mantel mit einer
Kaputze, die man über den Kopf zieht. Diese Bernous werden in der Barbarei
verfertigt und sind zuweilen sehr fein. Nachts trage man Sorge, den
Kopf wohl zu bedecken, weil die Feuchtigkeit selbst durch das dichteste
Zelt dringt, und den Augen leicht nachtheilig wird. Zur Bewaffnung smd
ine Doppelflinte, ein Säbel und Pistolen hinreichend, Trombons, Hand,
schars oder türkische Attagans dienen mehr zum imponiren als zum Gebrauch,
fjebrigens mufs man in der Wüste immer schlagfertig seyn.
A lle s was; man bei sich führt, mufs in Körben aus Palmblättern und in
festen Koffern aufs sorgfältigste verpackt seyn, um Fall und Stofs aushalten
u können; auch wird man wohl thun, die Gepäcke zu numeriren, um
Ordnung und Uebersicht zu erhalten. Die Wasserschläuche mufs man stets
feucht und geölt aufheben lassen, und eine bedeutende Ueberzahl mitnehmen,
um die schadhaft gewordenen zu ersetzen. Uebrigens rechne man
nicht mit zu grofser Sicherheit auf das Vorfinden versprochener Wasserquellen
und Brunnen; oft wird man getäuscht, oft verfehlt man den rechten
Ort, o ft findet man die gesuchte Quelle versiegt, oder verschüttet, oder
durch eine früher eingetroffene Karavane besetzt und erschöpft Ich gerieth
mehrmal durch solche unvorgesehene Unfälle in die gröfste Verlegenheit
Man versorge sich daher stets mit doppeltem Wasserbedarf, und führe diesen
immer auf besonders dazu bestimmten Kameelen, weil sonst das Auslaufen
und Zerplatzen der Schläuche, welches mir einigemal widerfuhr, den
Proviant und alles, was man bei sich führt, zu Grunde richtet
E in e r zu wissenschaftlichen Zwecken ausgerüsteten Karavane sollten einige
Pferde und Dromedare zugetheilt werden, damit man, ohne den Zug aufzuhalten,
mit Leichtigkeit kleine Abschweifungen machen könnte, um merkwürdige
Punkte zu untersuchen. Ueberhaupt kann man zu kleineren Excur-
sionen mit Vortheil sich der Dromedare bedienen, die, scharfangetrieben,
■ drei deutsche Meilen in einer Stunde zurücklegen; jedoch halten sie es nicht
auf die Länge aus, sondern laufen, einen Tag in den ändern gerechnet
nicht mehr als etwa sechs Meilen; das Kameel legt dagegen, selbst bei
etwas beschleunigtem Schritt, in zwölf Stunden nur vier deutsche Meilen
zurück. Der schnelle Gang des Dromedars ist aber dem Reiter beschwerlich
und g re ift leicht die Brust an, wie es meinem Begleiter in Oberägypten,
Herrn Dr. R i c c i , widerfuhr, als er mit Herrn L in a n t den Sinai besucht