Ihre Wunden reiben sie mit Zwiebeln und bedecken sie dann mit Nilschlamm,
welcher bis zur Heilung, die sehr schnell erfolgen soll, darauf liegen bleibt
Auf alte Schäden legen sie Hennapulver mit Leinöl. Bei Glieder- und Brustschmerzen,
bei Erkältungen und selbst bei Brüchen wenden sie das glühende
Eisen an, indem sie im ersten Eall den Nackenwirbel brennen, im letzteren,
nach - Zurückschiebung der ausgetretenen Theile,' zwei Einschnitte machen
und das glühende Eisen auflegen.
Verborgene Wasserquellen aüfzufinden besitzen sie eine besondere Geschicklichkeit,
indem sie kurz vor Sonnenuntergang den Kopf gegen, die
Erde senken und Acht geben, ob irgendwo Schwärme kleiner Mücken vertikal
auf- und absteigen, welches ein untrügliches Zeichen vorhandenen
Wassers seyn soll. Ihr Leder gerben sie binnen vier Tagen, indem sie die
rohe Haut mit der zerstoßenen Schote und dem Saamen einer Pflanze,
Namens Gionis, fingerhoch bedecken und alsdann zusammenrollen. Die so
bereiteten Wasserschläuche werden nachher mit Oel getränkt.
Ueber die Unschuld der Mädchen wachen sie mit der gröfsten Eifersucht,
ein Fehltritt bringt der Gefallenen und ihrem Verführer den unfehlbaren
Tod. Ein Familienrath spricht in solchen Fällen das Todesurthei),
welches der Vater selbst vollzieht; die Mutter aber bedeckt ihr Angesicht
mit Schlamm, bis die Schande der Familie mit Blut gebüßt ist, und alle
Angehörigen feiern die wieder erlangte Ehre mit lautem Jubel. Die Mütter
sollen auch täglich ihre erwachsenen Töchter untersuchen, um ihrer noch
fortdauernden Unschuld gewifs zu seyn.
Den Grund, warum der zu Assuan befehligende Pascha, dem ich von
Sr. Hoheit besonders empfohlen war, mir die Erlaubnifs weiter zu reisen
verweigerte, gaben 400 Amauten, die in und bei Philä auf S c h i f f e warteten,
um zur Armee nach Dongola abzugehen, von welcher unbändigen Mannschaft,
die schon zu Minieh blutige Händel angefangen hatte, er Unannehmlichkeiten
für meine Frau befürchtete, wenn ich mit ihnen zugleich den
Strom hinauf schiffte, indem es meine Absicht war bis V a d i - H a i f a vorzudringen.
Allein selbst Philä zu sehen blieb mir versagt, indem der Abgang
der Truppen sich immer mehr verzögerte. Ich freue mich indefs, von
¿er geschickten Hand des Herrn S e g a t o eine Zeichnung der Denkmäler
jener Insel, die von der Mittagsseite genommen ist, hier mittheilen zu können
(Tafel V. Fig. 2.J, und bemerke, daß, , nach seiner Versicherung, in den
Bildwerken des Tempels zu Philä ein Elephant vorkommt, den man bisher
in den ägyptischen Monumenten noch nicht bemerkt hat. Die Giraffe findet
sich zu Theben (Tafel XXII. Fig. 9 j und zu Kalabsche in Nubien; das
Nilpferd zu Biban-El-Moluk, Beni Hassan und Ilithyia, das Schwein zu Theben
und Erment, der Esel in den Katakomben zunächst bei den Pyramiden
von Ghizeh, der Springhase auf den Obelisken von Luxor. Das Kameel vermißte
man bisher ganz, und zog daraus den Schlufs, dafs die ägyptischen
Denkmäler bereits vor der Einführung des Gebrauchs der Kameele, errichtet
seyn müßten, da doch dieses Thier in den Geschichten der Patriarchen des
alten Testaments schon sehr häufig erwähnt wird *). . Man hat aber diese
Folgerung viel zu rasch gemacht; auf den Obelisken zu Luxor findet sich
auch das Kameel dargestellt, indem man wiederholt zwei Köpfe dieses Thiers
neben einander darauf antrifft **).
*) Z.-B. 1. B. M. 1?, 16. wo Kameele in Aegypten selbst ausdrücklich genannt werden,
eb cap. 24. Die Ismaeliter riehen mitKameelen nach Aegypten, cap. 37, 25. und auch 2. B. M. 9, 3.
werden Kameele in Aegypten angeführt.
**) z . B. T a fe l X V I . Fig. 1. etwa auf der Mitte des Obelisken, wo die beiden Kameelköpfe
unverkennbar sind. .