hielt das Mittel zwischen beiden *). Eine Bestätigung dieser Nachricht könnte
man darin finden, dals die Siwaher von viel dunklerer Farbe sind, als die
Aegypter; auch kamen mir unter ihnen viele ächtaethiopische Physiognomi’een
zu Gesicht, die von einer Mischung des Blutes herrühren könnten. Man
muß aber dabei nicht außer Acht lassen, daß viele wirkliche Neger ans
dem inneren Afrika nach Siwah kommen, und sich hier aufhalten.
Ich suchte die einheimischen Ueberlieferungen über die Herkunft der
jetzigen Einwohner zu erfahren, und ein Scheik des Ortes Schargieh trug
mir eine Erzählung vor, nach welcher bei der Eroberung Siwahs durch
die Araber alle Einwohner bis auf 600 niedergemacht wurden. Von diesen
600 am Leben gebliebenen Ureinwohnern stammten, nach seiner Behauptung,
alle jetzigen ab.
Diese Nachricht stimmt auffallend mit der des Mahrisi zusammen, nach
welcher zu seiner Zeit Santariah oder Siwah blos von 600 Berbern bewohnt
wurde .**); und man sollte hieraus fast schließen, daß jene Katastrophe,
die den Siwahem in so schrecklichem Andenken blieb, nicht lange vorher,
etwa im 14ten Jahrhundert, vorgefallen sey. Langes hat indefs eine Spur
gefunden, nach welcher der Islam schon im 12ten Jahrhundert hier
herrschte und das Christenthum verdrängt hatte ***). Einige frühere Versuche
der Araber auf Siwah waren fruchtlos geblieben. Tarek Ben Zayml,
der Eroberer Spaniens, wollte auf seinem Zuge von Aegypten dahin, SantariÄ
mit Sturm nehmen, wurde aber zurück geschlagen und verlor viel Volk ’*”).
Dasselbe begegnete, nach Aini, dem Mussa. Sein Versuch, die Stadt mit
einem großen Heer zu erobern, mislang; denn ihre Mauern, heißt es,
waren fünfzig Ellen hoch und die Pforten von Eisen. Wunder und Übernatürliche
Zeichen erschreckten die Belagernden; ägyptische Zauberer hatten
in uralten Zeiten die Burg angelegt, und ein magisches Haus beschützte
dieselbe. Diese beiden Feldzüge müssen zu Anfang des achten Jahrhunderts
* ) H e r o d o t I I , 42.
*^) M a h r i s i bei L a n g lS s pag. 384.
***) E d r i s i ibid. pag.- 398.
****) L a n g l e s pag. 397.
unternommen seyn, und man scheint darauf lange Zeit nichts mehr gegen
Siwah versucht zu haben. Jener letzte Schriftsteller setzt nämlich hinzu:
„Man habe nicht gehört, daß ein König nach Mussa diese Stadt und Burg
wieder gesehen habe" *). Die arabischen Nachrichten erzählen auch: Anfangs
sey Santariah von Aegyptern bewohnt worden; dann seyen Berber
I gekommen, die sich mit ihnen vermischten **).
So wie die Sprache der Ammonier nicht rein ägyptisch war, so ist die
I der Siwaher nicht rein arabisch. Denn obgleich sie wegen des beständigen
I Verkehrs mit den um sie her wohnenden Arabern die Sprache derselben
[verstehen und viele Ausdrücke ;von ihnen angenommen haben, so ist ihr
[einheimisches Idiom doch gänzlich von dem arabischen verschieden. Da
[durch Homemann nur eine sehr geringe Zahl von Wörtern desselben
[bekannt geworden ist, so wird es ohne Zweifel den Sprachforschern willkommen
seyn, daß ich ihnen hier ein Verzeichnifs von fast 400 Wörtern
«dieser alten Sprache vorlegen kann, welches ich mir von' dem geistlichen
Oberbaupte von Siwah und einigen Scheiks dictiren ließ *“ ).
Mein erster Gang in Siwah war nach der durch Browne bekannt geworbenen
liuine.gerichtet, welche man von den Eingeborenen bisweilen Birbb,
[Tempel, gewöhnlich aber Umebeda nennen hört ****). Sie liegt in der Entfernung
einer halben deutschen Meile südöstlich von SiwdK- Kebir, zwischen
[dem Dorfe Schargieh und dem Berge Gebel Dräfa-Enbrik, in welchem
[man noch die Steinbrüche sieht, aus welchen das Material zur Erbauung der
[Denkmäler genommen ist. Von diesem Berge wurde die Ansicht gezeichnet,
p e'c^e man VII. Fig. 2. findet, wo man jenseits des Tempels das;
I ) d i n i V. H a m m e r in den Fundgruben des Orients, Band IY. pag. 422. Tarßb war
I ssas Feldherr, vielleicht beziehen sich beide Erzählungen auf dieselbe Begebenheit.
, ) M a h r is i bei L a n g ld s pag. 393.
[ . _ ^ ^ an ^n<^et dies Verzeichnifs in der Beilage Nr. I., wo eine Untersuchung über diese
|nerkwurdig*e Sprache beigefugt ist.
■ ' ^ lam p a l l i o n , VEgypte s. I. Fhar. I I , 292., hält Birb i für altägyptisch, L a n g l i s ,
f y§e ■^0 rb em a n n pag. 42., TJmebdda für arabisch.