und wilde Enten, welche letzteren man durch einen hölzernen bemalten
Entrich, den ein Taucher auf dem Wasser bewegt, in die Netze lockt. Man
pflegt sie auch mit den Händen zu fangen, indem der Taucher den Kopf
in einen Kürbis steckt und die Enten bei den Beinen unter das Wasser,
zieht. Eben diese seltsame Jagd ist auch auf dem Nil in Gebrauch, und um
die Enten nicht scheu zu machen, läfst man leere Kürbisse auf dem Wasser
umhertreiben. Zur Winterszeit, wo die Enten sich hier einstellen, werden
sie in solcher Menge gefangen, daüs man das Stück für einen Groschen
kauft und in der ganzen Umgegend eine geraume Zeit fast blos von Enten
lebt. Eür die Taucher ist aber die erwähnte Art des Entenfanges nicht selten
lebensgefährlich, indem sie oft für todt aus dem Wasser getragen werden
und ihnen das Blut selbst aus Augen und Ohren hervordringen soll.
Auf Befehl des Pascha wurde, während meines Aufenthalts in Damiette,
der längst eingegangene Kanal zwischen Mesrah und Menzaleh wieder aufgegraben,
durch welche weise Maafsregel man eine beträchtliche Landstrecke
für den Reisbau zu gewinnen hoffte. Durch Wiederherstellung des alten
Kanalsystems in gröfserer Ausdehnung liefse vielleicht auch die mendesische
und die tanitische Nilmündung, die sich jetzt beide in den Manzaleh ergie-
fsen, wieder fahrbar machen, da sie nur einer geringen Austiefung zu
bedürfen scheinen, indem sie noch jetzt bei ihrem Eintritt ins Meer sechs
bis fünfzehn Fufs Wasser, halten und die Aufschwemmungen blos aus Thoi
und Sand bestehen.
Dies wäre um so wünschenswerther, da der Boghaz von Damiette nur
vier bis fünf Fufs Wasser hat und deshalb von beladenen Seeschiffen nicht
befahren werden kann, die vor dem Einlaufen durch kleinere Fahrzeuge
gelichtet werden müssen, was bei stürmischer Jahreszeit oft in mehreren
Wochen unmöglich ist. Auch diese Untiefe soll von einer Sicherheitsmaafs-
regel gegen das Einlaufen feindlicher Schiffe in den Strom herrühren, so
wie Saladin die kanobische Nilmündung durch die Versenkung von 400 Granitsäulen
unfahrbar machte. Der Sicherheit wegen liegt auch das jetzige
Damiette nicht an der Stelle des alten Thamiatis, dessen Namen es führt,
indem die Trümmer dieser Stadt näher am Meere bei dem jetzigen Orte
Esbeh vorhanden sind, und in Mauern und Thürmen, wie es scheint aus
sarazenischer Zeit, bestehen. Hier war es also, wo die Gemahlin Ludwigs IX.
lieber von der Hand eines christlichen Ritters sterben, als sich den Feinden
überliefern wollte, und wo sie ihren Sohn Tristan gebar, der von den Leiden
seiner erhabenen Eltern diesen bedeutungsvollen Namen erhielt.
Ehe ich nun die Umstände erzähle, welche meine Rückkehr nach Europa,
I früher als ich geglaubt hatte, nöthig machten, halte ich es nicht für über-
flüfsig, zu den Bemerkungen über Aegypten, welche im Laufe der Erzählung
von mir dargelegt sind, noch einige die Naturgeschichte betreffenden hinzu
zu fügen, bei denen ich auf Vollständigkeit eben so wenig Anspruch mache,
als man sie von mir fordern oder, erwarten wird, besonders da mein Aufenthalt
in jenem Lande nur von sehr kurzer Dauer war. Weil ich indefs
in den verschiedensten Gegenden Aegyptens fleifsig auf die Jagd ging, so
kam manches zu meiner Kunde, was ändern Reisenden entgangen zu seyn
scheint. - Von den jahrelang fortgesetzten Bemühungen der Herren Doctoreu
Hem p r i c h und E h r e n b e r g lassen sich über die Naturgeschichte Aegyptens
die umfassendsten Berichte erwarten.
An reifsenden Thieren giebt es in Aegypten wilde Katzen, die sehr böse
sind', Füchse von verschiedenen Arten, Hyänen, die sich oft in die Nähe der
Häuser wagen, aber im Kampf mit den grofsen Hunden der Araber häufig
unterliegen, wie mir von mehreren Personen, die lange in Aegypten wohnten,
versichert wurde. Ferner giebt es Schakals und Wolfe, obwohl Henon
und Sonnini letztere Aegypten absprechen; denn nicht nur verfolgte ich
unfern Therraneh bei hellem Tage einen Wolf, sondern mir wurden auch
bei Assuan die Fallen gezeigt, in welchen man die Wölfe fangt, und bei
Nacht hörte ich oft ihr Geheul. W'ilde Schweine sind in Unter-Aegypten
häufig, besonders in der Gegend von Rosette; ich erhielt ein junges, das
gelb und schwarz, wie ein Zebra, gestreift war, und nahm es mit nach
Europa, aber wie es heranwuchs, verloren sich die Streifen. Zu diesen
kommen noch mehrere Gazellenarten, Kaninchen, graue Hasen, Stachelschweine,
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