6. V i o l e t t e s a l t - r ö m i s c h e s G la s ., aus derselben Sammlung. E s h a t beinahe
amethystblaue F a rb e , is t mit eingeschmolzenem weifsen Email gesprenkelt, verhält sich
vor dem L ö th ro h re, wie das violette Glas aus Memphis, u n d i s t e b e n f a l l s d u rch
B r a u n s t e i n m e t a l l g e f ä r b t .
7. S m a r a g d g r ü n e s , g e f l a m m t e s a l t - r ö m i s c h e s G la s . Aus ähnlichen Versuchen,
wie die oben und in der Note von den F a rb en angeführten, e r g a b s i c h K u p f e r o
x y d a l s f ä r b e n d e s P r i n c i p .
Aus diesen Glasflüssen u n d Kuben antiker Glasmosaik ergiebt sich abermals, dafs
die Alten bereits die K unst besafsen, Gläser zu färben u n d künstliche Edelsteine durch
Glasflüsse darzustellen. Dieser Kunst erwähnen schon P l i n i u s , *) P r o p e r z , S t a t i u s und
andere Klassiker des Alterthums; besonders rühmten sich die alten Glaskünstler in Alexandrien,
diese Kunst in grofser Vollkommenheit zu besitzen. Vielleicht diente die bei Athrihis
gefundene Kugel dazu, die Hände abznkühlen, da die römischen Damen bereits zu diesem
Beh u f die krystallenen benutzten, und in Ermangelung derselben, dergleichen Kugeln
von Glas aus Alexandrien kommen liefsen, wo besonders grofser Handel damit getrieben
wurde **). Ich besitze in meiner bedeutenden Sammlung von antiker Glasmosaik noch
mehrere ähnliche Glaskugeln, u n te r welchen die eine vor wenigen J ah ren un te r den Trümmern
eines Tempels des Neptuns zu Ostia ausgegraben, u n d eine zweite, die in Altino
bei Venedig gefunden wurde, während dessen eine dritte, gegenwärtig in der Königlichen
Sammlung befindlich, vor etwa 10 Jah ren in Gegenwart des H errn v. W . , eines preufsi-
schen Officiers, hei dem Aufräumen eines alten Tempels zu Veji in Italien, und zwar
unter dem Altar desselben, aufgefunden ward. Im Museum Vormianum ***), welches von
Kunstwerken aus Glas angefertigt h ande lt, wird eine Glaskugel von der Gröfse eines
Hühnereies erwähnt, welche mit bunten Glasfäden, ohne O rdnung durcheinander geworfen,
angefüllt w a r, d ie , durch die durchsichtige Oberfläche durchleuchtend, dem Auge einen
angenehmen Anblick gewährte u. s. w. Einige dieser Glaskugeln bestehen aus einer weifsen,
andere aus einer sapphirblauen Glasmasse, in welcher nach der Oberfläche zu sich Blumen,
Kamillen gleich, B än d e r und wie Kannetillen gewundene zarte wcifse Gewinde, zuweilen
auch Gold befinden. W i e kostbar sonst ähnliche Glasgefäfse des Alterthums seyn
mufsten, geht u n te r ändern aus dem V o p i s c u s - j - ) bei Erwähnung eines Briefes des
• ) P l i n i u s , L . X X X V I I . cap. 2 6 .: ,, a d u l te r a n t u r v it ro s im i ll im e ; se d cote d e p re h e n d u n tu r , sicut
a iia e g em m a e f a c t it ia e . , ‘ Desgl. L . X X X I I . cap . 6. 7. u n d 8 . ; u n d G a l l o t i M u s e u m odescalc. praef.
§. 2 0 . cap. 22.
•* ) M . s. H i s t o r i a v i t r i v o n H a m b e r g e r i n C om m e n t a r y 's . . G o t t . T . I V . p . 132. P r o p e r z I I . 18. 60..
M a n ib u s d u r a f r i g u s h a b e re p i l a s , m i t A nm e rk u n g en v o n B u r m a n n . P l i n i u s 37. 2 . A n ra e rk , v o n B e c k m
a n n ü b e r M a r b o d i L ib e r L a p i d u m (G o ttin g . 1 7 9 9 .) S. 4 1 . 71. P r o p e r z. I V . 3 . 52.
***) Am ste rd am 165 5 in F o l io , c ap. V II. S. 362.
• f ) B rie fe de s A d r i a n s b e im V o p i s c u s im S a t u r n i n u s . P l i n i u s . L ib . X I I . 2 . 1 9 . V o p i s c u s im
A u r e l i a n u s , T r e b e l l i u s im C l a u d i u s , M a r t i a l . L ib . X I . ep ig. 115. u . L ib . X I I . ep ig. 75.
Kaisers A d r i a n an dessen Schwager, den Konsul S e r v i a n u s , hervor; denn mit diesem
Schreiben begleitet der Kaiser gläserne Trinkgefäfse,- die er von einem Prieste r eines
berühmten ägyptischen Tempels erhalten haben will, u n d verlangt, dafs der Konsul von
diesen Gefäfsen einige des Kaisers Schwester geben, der übrigen aber nur bei grofscn
Gelagen u n d Festen sich bedienen soll. W e n n dieser Umstand u n d die Anführung anderer
alten Klassiker, nicht bereits für die Anfertigung so kostbarer G lä se r in Aegypten
sprächen, so würden die vielen von mir do rt gesehenen, . hier in einigen Exemplaren mit-
getheilten *) u n d theils zahlreich mitgebrachten farbigen Gläser und Glasmosaiken, unter
welchen sich eine ganz ro th , schwarz u n d weifs gestreifte Vase befindet, hinreichend
dafür bürgen.
Ich könnte noch manche Stelle aus Schriftstellern der Alten anführen, wodurch das
Dascyn künstlicher Glasfabrikate im Alterthume beurkundet wird, wenn dies nicht durch
den Umstand überflüssig würde, dafs man gefärbte Glaspasten, Korallen und P erlen den
Mumien beigesellte, und solche damit netzartig überspann; (wie dies aus den beiden mitgebrachten
hier beschriebenen Mumien hervorgeht **),) u n d sie den Gefafsen in alten Grabhügeln
oft beigesellt findet. Eb en so werden noch täglich antike Abdrücke von Kameen ***)
und Ueberbleibsel musivischer Arbeiten, wozu man sich des gefärbten u n d selbst des vergoldeten
Glases zu bedienen pflegte - f ) , vorgcfunden.
Ich besitze noch eine bedeutende Anzahl ähnlicher gefärbter Glasstücke und Pastilien,
unter welchen sich künstliche Sapphire, Chrysolithglas, grauer, blauer und grüner, oliven-
und milchfarbiger Op a l, beryllfarbiges und au f beiden Flächen ro th eingebranntes Glas
aus Herkulanum; ferner beryllfarbiges Glas mit eingeschlossenem Silber aus den Bädern
des Titu s zu R om , und Flüsse von verschiedenen F a rb en befinden, die theils in den
Bädern des Nero zu R om , und zu B ajä in Italien, theils am Ufer des adriatischen Meeres
und des Golfs bei Neapel; viele Korallen aus Glasmos.aik, die theils in Urnen
in Preufsen, weiblichem Supellex beigesellt, u n d einige, die vor mehreren J ah ren au f
der Insel Bornholm in einem • alten Grabe gefunden wurden und Theile eines Halsbandes
bildeten.
Das oben Angeführte reicht hoffentlich h in , jeden L e se r zu überzeugen, dafs das
Alterthum gefärbte künstliche Glasflüsse wirklich besafs, und dafs kein Zweifel gegen die
Aechtheit solcher Kunstprodukte angeregt werden darf. Man kann mir zwar die F rag e
aufwerfen: „W i e kamen dergleichen künstliche Glasflüsse nach dem hohen Norden?«
worauf ich erwiedere: durch den Karavanenhandel zwischen dem Süden u n d dem Norden,
* ) T a f e l X X I . F i g . 6. 7. 9 . 10. 11. 12. s in d einige d ie s e r Gla smosa iken abg eb ild c t w o rd en .
" ) M a n sch e T a f e l X X X V I I I .
'**) ß u o n a r o t i : O s se rv a z . is to r . s o p r a a l c u n i m e d a g l. p ra e f . p . 16.
*f) S o w a re n e tw a d ie D e ck en d e r B ä d e r des E t r u s c n s , n a c h S t a t i u s . S i l v . L ib . 1 , V . v. 42.
beschaffen:
,, E f f u lg e n t cam e r a e , vario- f a s t i g ia vitro