i
Vollführung desselben hinreichend schien, und er auf jeden Fall von
Alexandrien aus unternommen werden mufste.
Ich traf daher die nöthigen Vorkehrungen, dafs meine Frau während
meiner Abwesenheit unter sicherer Begleitung den Nil hinauf nach Cairo
reisen könnte, um in Bulak, einer Art Vorstadt von Cairo, wo der Aufenthalt
uns als besonders reizend geschildert wurde, meine Rückkehr zu erwarten.
Es war nämlich nicht meine Absicht, von Cyrene wieder Alexandrien zu
berühren, sondern von Derna oder Bengasi (den alten Städten Bands und
Berenice) landeinwärts über Augila und Siwah gleich nach Cairo zu gehen,
wo ich gegen die Mitte Januars einzutreffen versprach; um alsdann von hier
aus, bei noch ziemlich hohem Wasserstande, den Nil bis Nubien hinaufzuschiffen,
und noch vor Ausbruch der Pest in Cairo wieder in diesem Orte
zurück seyn zu können.
Zwar lautete der grofsherrliche Firman, welchen ich bei mir führte,
durch eine nicht mehr gut zu machende Unachtsamkeit, nicht auf das tri-
politanische Gebiet, obgleich auf fast alle ändern Provinzen des türkischen
Reichs. Diesem Mangel schien indefs abgeholfen durch ein Empfehlungsschreiben
des mächtigen M e h e m e o - A l i - P a s c h a an den K a e i l - B e i von
Bengasi und Derna, der überdies sein Verwandter war. Der arabische
Scheik, welcher mich führen sollte, wurde von Sr. Hoheit verpflichtet, für
meine Sicherheit zu haften. Ein Mameluck, Namens I b r a h i m , ein französischer
Renegat, der durch vieljährigen Aufenthalt in der Wüste des Arabischen
vollkommen kundig war, wurde mir als Dragoman und Geleiter mitgegeben.
Außerdem erhielt ich von Seiten des Pascha ein sehr schönes,
aufs bequemste eingerichtetes Zelt zum Geschenk, welches aus zwei Abtheilungen
bestand, die durch einen. bedeckten Gang mit einander verbunden
waren. Es war aufsen grün und im Innern mit verschiedenfarbigem Zeuge
ausgeschlagen; ist aber bei dem Schiffbruch meiner Sammlungen am Aus-
flufs der Elbe mit verloren gegangen.
Eben so sehr schien sich der in Alexandrien residirende Consul von
Marokko, Algier und Tripolis, Herr S e i d H a m e d E i - G a r b i , für das
Gelingen meiner Unternehmung zu interessiren. Er gab mir Briefe mit
an den schon erwähnten K a l i e - B e i von Bengasi und Derna, und an den
Scheik H e d o u d a d , das mächtige Oberhaupt des Stammes der Araby im
Tripolitanischen, der sich bei jenem in Bengasi aufhielt. Auf mein Ansuchen
und nach getroffener Abrede mit Herrn B o g h o s J o u s o u f f , erhielt ich
von ihm einen Morabethen oder Magrobinen aus dem Tripolitanischen, Na-
I mens A b u - B r i k , als kundigen, zuverläfsigen Führer, der zugleich für meine
¡Sicherheit verpflichtet wurde. Was schien mehr erforderlich, uns den
»glücklichsten Erfolg zu sichern?
Aber, dagegen fehlte es auch gleich Anfangs nicht an Veranlassung zu
[gerechten Besorgnissen. Der damals rege werdende Aufstand der Griechen
¡erfüllte schon vor seinem wirklichen Ausbruch den Orient mit wunderlbaren
Befürchtungen wegen der etwanigen Absichten einiger europäischen
[Mächte. Mit diesen Einbildungen setzte man meine Reise in Verbindung.
[Weil ich, um von Alexandrien nach Cyrene zu gelangen, nothwendig der
[Meeresküste folgen mufste, dachte man sich, es geschehe dies, um Häfen
[und Landungsplätze auszusuchen. Bis zu den entferntesten Stämmen der
[Araber ging diese Kunde vor mir her, und gab meinem Zuge in ihren
[Augen eine seltsame Wichtigkeit. Sie nannten mich Bl- General Kebir, den
[grofsen Feldherrn; bei meinen Zwecken und Umständen ein wenig empfeh-
[lender Beiname. Die Araber meiner Karavane sannen auf nichts, als meinem
Zuge Hindernisse in den Weg zu legen, und die Richtung zu verwirren.
Besonders waren sie beständig darauf bedacht, mich von der Meeres-
[küste ab ins Innere zu führen, obgleich wir auf dem gewöhnlichen Wege
[weit häufigere Brunnen und eben so gute Weide gefunden hätten *). Ist
[es aber zu verwundern, dafs diese einfältigen Araber, deren ganze Klugheit
jin Argwohn und Hinterlist zu bestehen scheint, so dachten, wenn die
*) Browne schlug den Weg längs der Meeres-Küste aus dem Grunde ein,- dafs man ihm sagte,
er würde hier bessere Futterkräuter und Brunnen für seine Kameele als mehr landeinwärts finden;
buch hatte er vom 24sten Februar bis zum 4ten März beinahe stets das Meer im Auge.
Anmerk, des Verf.
5 *