hatte, und schon wieder neuen Vorschufs und Aufschub der Reise begehrte
Die Androhung einer Bastonade wirkte hier kräftiger, als die von dem Kadi
in Minieh ihm zuerkannte Todesstrafe; um acht Uhr des folgenden Tages
fuhren wir weiter, und der Reis betheuerte mit einem Eide, dafs er nun
bis Assuan mit allem Nöthigen völlig versehen sey.
Jetzt ist Kheneh der Stapelplatz der Karavanen nach Kosseir, die von
hier in drei Tagemärschen durch die iYVuste dort eintreffen; der Handel
soll aber sehr gesunken seyn. Die öffentlichen Frauen aus der Klasse der
Hetären, Negerinnen und Weifse, die unverschleiert und sehr geputzt einhergehen,
waren hier so zahlreich und so unverschämt zudringlich, dafs ich
sie durch meinen Kavasch mit Gewalt mufste abweisen lassen.
Die Wendung des Nil bei Kheneh beträgt, nach sorgfältiger Messung,
90 Grad Abweichung von seiner früheren Richtung, nach einer kurzen Fahrt
aber nur 80. Der Wind war uns sehr günstig, und ich besuchte deshalb
Kejt und Kous nicht (Koptos und Apollinopolis parva) , die am östlichen
Ufer des Stromes liegen; denn meine Ungeduld, Theben zu erreichen, wuchs,
je mehr ich mich seinen unvergänglichen Denkmälern näherte. Die Gegend
wird immer reizender; besonders das linke Nilufer ist sehr gut angebaut,
Doumpalmen, Gummi- und Tamarinden-Bäume stehn in malerischen Gruppen,
und die libyschen Gebirge, in der mannigfaltigsten Beleuchtung, schließen
den Hintergrund.
Wir begegneten hier vielen Floisen aus Thongeföfsen, die mit Palmzweigen
dergestalt verbunden werden, daß eine Reihe Töpfe mit den Oefihungen
nach unten, die andere nach oben gekehrt ist; an den vier Enden des
Flofses sind Ruder befestigt, mittelst welcher ein Paar Männer, die auf den
Töpfen sitzen, das zerbrechliche Fahrzeug zu leiten wissen. Diese Gefäße
werden zu Kheneh in grofser Menge verfertigt, haben sehr angenehme Formen,
sind aber blos aus ungebrannter Erde oder Nilschlamm. Man nennt
sie Bardak, und durch ihre Porosität erhalten sie, im Luftzuge stehend,
das Wasser frisch, indem es nach und nach durchsintert. In allen Formen,
falls sie nicht ungewöhnlich grofs sind, kostet das Stück nur zwei Para, etwa
einen preußischen Pfennig. Diese Manufactur scheint sich noch aus den
ältesten Zeiten erhalten zu haben.
Tafel XXV. Fig. 5. erblickt man einen der erwähnten Flöfse, und Fig. 4.
und 6. die gewöhnliche Art der Eingebomen, auf Faschinen von Mais- oder
Dourastengeln, und auf Dattelstämmen über den Nil zu setzen.
Majestätisch erhoben sich die Trümmer der Hauptstadt Aegyptens, die
schon aus der Ferne Ehrfurcht gebieten und, indem man an ihnen vorüber
fahrt, immer prächtiger sich entwickeln, bis wir zu Luxor landeten.