Beischläferinnen wohnten, und hier seyen auch die Befestigungsthürme des
Baues und der Orakeltempel des Gottes; in der dritten, äufsersten Umfassung
befänden sich die Wohnungen der Bewaffneten und die Wachthäuser
der Trabanten des Fürsten.
Einige meiner ägyptischen Freunde, welche der Expedition des Pascha
gegen Siwah, als Begleiter desselben, beiwohnten, die Herren Drovetti, RjCci
und Linant, glaubten die drei beschriebenen Einfassungen in der schon
erwähnten äufseren Quadermauer des Tempels und den innerhalb derselben
befindlichen Mauerresten anzutreffen *)• Bie eigentliche Bestimmung
dieser letzteren ist freilich schwer auszumachen, aber ich kann nach der
genauesten Untersuchung versichern, dafs sie nicht freistehend parallel um
den Tempel herlaufen. So klein man auch die Anlagen der Ammonier in
ihrem kleinen Gebiete sich denken mag, wie hätte möglicher Weise in
einem Raum, der nur siebzig Schritte lang und Sechsundsechzig breit ist,,
für alle die Wohnungen und Menschen, die nach den alten Zeugnissen hier
untergebracht waren, sich Platz gefunden?
Ich stimme daher vollkommen der Meinung des Herrn W. Yousg,
Sekretärs der afrikanischen Gesellschaft zu London, bei, der in der Abhandlung,
womit er seine Ausgabe der Hornemann'schen Reise begleitet hat1),
auf das befriedigendste darthut, dafs die Ruine Umebeda nichts anderes sey,
als der Orakeltempel des Jupiter Ammon selbst. Mit noch mehr Sicherheit
hätte er diesen Beweis führen können, wäre ihm bekannt gewesen, daft
dieses Gebäude noch jetzt aus zwei Theilen besteht, einem Pronaos und
einem inneren Heiligthum, welche beide von Diodor und, obgleich etwas
undeutlich, auch von Strabo 3) ausdrücklich erwähnt werden, und dafs auf
den Mauern des Tempels nicht blos Isis und Anubis, wie B r o w n e angiebt
sondern Jupiter Ammon selbst dargestellt sey.
1 ) Man sehe oben pag. 96. 97. und vergleiche den Grundrifs, T a fel V I . Fig. t.
2) Bei L a n g ld s , Voyage de Mr. H o r n e m a n n p. 295 — 340.
3) S tr a b o X V I I . p. 894.
Die Burg des Fürsten sucht Herr Youno dagegen in dem jetzigen
Hauptort Sitvah-Kebir, welcher allerdings burgmäfsig auf einer Anhöhe liegt
Allein er ist zu weit von dem Tempel entfernt, als dafs jemals eine Umfassungsmauer
zugleich diesen und jenen Ort hätte umschliefsen können, man
müfste denn jene Umfassung sich um das ganze Land hergefuhrt denken,
was den mitgetheilten Beschreibungen widerspricht. Aufserdem enthält der
Berg, a u f welchem Siwah-Kebir erbaut ist, zahlreiche Katakomben, welche
sich u n te r dem Palast des Königs belegen vorzustellen, den ägyptischen Religionsbegriffen
von der ungestörten Ruhestätte der Todten, die man von der
Behausung der Lebenden immer möglichst entfernte, gänzlich zuwider laufen
würde. Jene Katakomben sind auch weder prächtig noch geräumig, und es
hat sich die Ueberlieferung erhalten, dafs die nach der Eroberung Santariah’s
durch die Araber übrig gebliebenen Einwohner anfangs diese unterirdischen
Gemächer bewohnt hätten, bis sie nach langer Zeit auf dem Berge sich
ansiedelten, woraus der jetzige Hauptort, der deshalb auch ausdrücklich
Neu-Siwah genannt wird, allmählig hervorging.
Ohne Zweifel ist also das jetzige Schargieh, dessen bei den Einwohnern
ebenfalls gebräuchlicher Name: Alt-Siwah, schon oben bemerkt wurde, jene
Königsburg. Schargieh ist von dem Eingänge des Tempels in gerader Linie
nur dreihundertzwanzig Schritt entfernt, und das Hauptthor desselben ist
gegen diesen Ort gerichtet. Die Mauerreste, die man zwischen Umebeda
und Schargieh antrifft, die hier aufgegrabenen Alterthümer und die mündlichen
Nachrichten der Einwohner, beweisen, dafs in dieser Gegend antike
Anlagen befindlich waren, die nach dem Obigen vielleicht den Harem und
die Wohnungen der Familie des Fürsten, so wie ohne Zweifel die der
Priester und Tempeldiener, enthielten. Wo die für die Besatzung und die
Trabanten des Dynasten, oder Königs bestimmten Räume zu suchen seyen,
entscheide ich nicht; nur so viel ist gewifs, dafs der Sonnenquell aufserhalb
der ummauerten Bezirke lag, wie Diodor und Curtius in den angeführten
Stellen bemerken. Unmittelbar neben dem Tempel war aber, im Alterthum,
me noch jetzt, ebenfalls Wasser vorhanden, dessen Nähe hei den Heilig