Keinen Tempel der Pracht erbauten ihm. Libyens Kölker,
Und das geweihte Geräth glänzt nicht von indischen Steinen. —
Ar ui, nach früherer Zeit geheiligter Sitte, ~bewohnet,
Nicht von Schätzen entehrt, der Gott uralter Geschlechter.
Ein bescheidenes Haus, und wehrt dem römischen Golde.
Weiterhin wird auch hier bemerkt, dafs die, welche das Orakel zu
befragen kamen, das Innere des Weissagetempels nicht betreten durften p.
Stabant ante fores populi, quos miserat Eos,
Cornigerique Jovis monitu nova fata petebant.
Kor den Thoren gedrängt, erforschen die Kölker des Ostens
Neue Geschicke, die Zeus, des gehörnten, Orakel verkündet.
Die Prophezeiungen wurden übrigens den Priestern angeblich-durch
stumme Anzeichen kund, besonders durch das Gewicht und die Schwankungen
des mystischen Bildes beim Umtragen desselben. Zu Strabo’s Zeit
wurde das Orakel wenig mehr besucht, und hatte fast aufgehört; früher
stand es in aufserordentlichem Ansehen. Nicht blos die libyschen Griechen
von Gyrene und Barka verehrten den Ammon, auch die Lacedämonier !1
Aphydnäer 3) und. Thebaner 4) hatten ihm Tempel erbaut, und noch an
anderen Orten fanden sich ihm geweihte Altäre und Bildsäulen s), In den
Kretischen Ueberlieferungen nimmt Ammon einen sehr bedeutenden Platz
ein; viele Züge der griechischen Mythologie erklären sich nur aus, der
frühen Bekanntschaft mit diesem fremdartigen Gott; Pindar hatte ihn in
einem besonderen Hymnus verherrlicht, der, auf einer dreiseitigen Säule
eingegraben, noch zu Pausanias Zeit bei dem Orakeltempel vorhanden war ).
Die Erzählung von dem smaragdenen Idol erhält vielleicht dadurch einige
Bestätigung, dafs man in den äufseren Oasen, nach dem Bericht arabischer
1 ) Ibid. V. 544. 545. 2) P a u s a n . I I I , 18. 3) Ibid. 4) P a u s a n . I X , 16.
5) V I I I , 32., X , 13. cf. IV , 14., V , 15. 6) P a u s a n . I X , 16.
S h rifts te lle i, w i r k l i c h S m a r a g d g r u b e n f a n d , d i e b e a r b e i t e t w u r d e n , u m d ie
s teine n a c h A e g y p te n a u s z u f ü h r e n *).
K a ta k om b e n sind im Gebiet von Siwah in weit gröfserer Anzahl vorhanden
als man nach den bisher bekannt gewordenen Beschreibungen vermu-
then sollte. Es würde unmöglich seyü, sie alle zu beschreiben, oder auch
nur aufzuzählen. Sehr viele Berge in und bei der Oase sind davon ganz-
durchlöchert; andere Katakomben sind-unterirdisch und haben keinen sichtbaren
Eingang. Sie zu untersuchen, liefs ich mir sehr angelegen seyn, und
bestieg zuerst den Berg Garn el-Mota-Schargiah m b Sabaryn (in welcher
arabischen Benennung die ersten Worte: den Begrähnifsberg gegen Morgen
bezeichnen), dessen Grotten und Katakomben ich mit grolser Anstrengung
in allen Richtungen durchforschte, ohne meine Mühe durch Auffindung
besonderer Merkwürdigkeiten belohnt zu sehen.
Die Gräber und Gänge sind in einem Kalkfelsen, regelmäfsig, aber ohne
viel Kunst, ausgehauen. Mehrere Kammern oder ganze Grabmäler waren
griin, roth, gelb und blau ausgemalt, und mit Hieroglyphen versehen. In
einer Grotte fand ich einen noch ziemlich wohl erhaltenen Diskus mit Flügeln,
wie er auf ägyptischen Denkmälern so häufig vorkommt; allein viele
Skarabäen, Sperber und mannigfaltige Arabesken waren, wie es schien,
absichtlich durch boshafte oder unwissende Hände vernichtet.
Mühsam drang ich auf Händen und Eüfsen in ein unterirdisches Grab oder
Hypogeum, in welchem ich einen,Sarkophag fand, der für ein Kind bestimmt
gewesen zu seyn schien. Allein er war zerbrochen, und eine in rother
Farbe mit zierlichen griechischen Charakteren an der*einen Seitenwand dieses
Grabes befindliche Inschrift war bis auf wenige Buchstaben verwischt. Eine
Ansicht des Berges Gara el-Mota Schargiah findet sich Tafel X II Fig. 10.;
und die Figuren 1. und 2. zeigen Theile zweier Katakomben desselben.
Ich besuchte noch verschiedene Katakombenherge und wand mich mit
großer Mühseligkeit durch ihre halb verschütteten Gewölbe und Gänge.
1) E b n A y a s bei L a n g lä s p. 389.