ägyptischen Namen Jupiters A m o u n etymologisch erklärend, die Bedeutung:
der Erhabene, Strahlende, Glorreiche, für wahrscheinlicher angesehen *).
Die kleinen Heiligthiimer, worin Ammon thront, sind auf beiden Seiten
verschieden. Das zur Linken (Tafel VIII.) ist aus Lotusstengeln erbaut,
den Symbolen der Fruchtbarkeit; das zur Rechten (T a fe lIX .), wo Ammon
die Sonnenscheibe trägt, scheint das prächtigere zu seyn. In beiden hält
er den Stab des Osiris 2) und den mystischen Schlüssel. Alle zahlreichen
Widderköpfe im Inneren haben etwas Uebertriebenes, fast Löwenartiges,
worauf ich nur deshalb besonders aufmerksam mache, damit man es nicht
für einen Fehler des Zeichners ansehe. Gerade dies soll auch in den Originalen
sich finden.
Vor beiden Heiligthümern nähert sich dem Thron, knieend und mit
aufgehobenen Händen, ein Anbetender; eine Art der Verehrung, die, wie
bemerkt, nur in den innersten Gemächern des mystischen Dienstes zu Theben
vorkommt. Es ist aber nicht zu vergessen, dafs wir auch hier in einem
unzugänglichen Adytum stehen. Als Alexander das Orakel des Ammon
besuchte, wurde sogar den macedonischen Feldherreif, die ihn begleiteten,
von den Priestern nicht erlaubt ins Innere zu treten, nur dem Könige
allein 3). Die Betenden scheinen entkleidet zu seyn; in der angeführten
Erzählung von Alexanders Besuch dieses Tempels kommt etwas Aehnliches
vor, und auch in den bacchischen Weihen der Griechen fand eine mystische
Entkleidung und Reinigung statt 4).
Um die Hauptgottheit, den Ammon, stehen zu beiden Seiten die Götter
und Göttinnen, die seine Tempelgenossen sind, und die höchsten Würdenträger
der Priesterschaft. Sie bilden keine Procession, wie man hei
1) J a b lo n s l t y voces Aeg. p. 31. C h a m p o llio n , VEgypte söus les Pharaons, I. p.tit.
Bei P l a t o P h a e d r . p. 379. 380. Bip. lautet der Name Q.gaii,, mit dem weiblichen Artikel; vielleicht
Hciftev, oder
2), Oben p. 118., 3) S lr a b o X V I I . p. 814. cf. L u c ia n . de Dea Syr. c'. 31.
4) D em o sth . pro Corona, c. 79.
ähnlichen Darstellungen immer annimmt. Die schreitende Stellung der
männlichen Gottheiten ist in Aegypten allgemeine Künstlersitte, selbst bei
kolossalen Standbildern; und man darf nur hier die weiblichen Figuren
beachten, um sich zu überzeugen, dafs wenigstens in den uns jetzt beschäftigenden
Bildwerken an keine Procession zu denken ist. Das Ausdehne»
des neben einander Gedachten in lange Reihen war eine nothwendige Folge
der Reliefdarstellung, die bei den Aegyptern aufserdem an eigenthümliche
Beschränkungen gebunden blieb r), von denen abzuweichen den Künstlern
untersagt war.
Auf der linken Seite (Tafel VIII.) steht hinter dem Thron Ammons
wiederum V e n u s , in der hinlänglich entwickelten Beziehung; auf der
rechten ist die Wand hier fragmentirt; wir verfolgen indefs zuerst die Bilderreihe
dieser Seite (Tafel IX.). Zwölf Gottheiten, mit ihren Antlitzen alle
dein Eingänge des Tempels zugekehrt, sind hier noch erhalten; mehrere,
die folgten, zertrümmert.
Zunächst neben Ammon erscheint I s is , hier, wie allenthalben, kenntlich
gemacht durch die Scheibe, zwischen den Gazellenhörnern 2) auf ihrem
Haupte, die den Sothis oder Sirius bezeichnet, dessen heliakalischer Aufgang
um die Zeit der Sommersonnenwende das Anschwellen des Nils verkündigte,
weshalb er den Aegyptern vorzugsweise der Stern des Segens, und der Isis
geweiht war, von deren Seele man sich ihn belebt dachte 3). Die Scheibe
bedeutet auch bisweilen den Mond, aber nur unter näheren Bestimmungen,
die hier fehlen. Ein sonderbarer Mythus verknüpft Isis aufs genaueste mit
Ammon: Dieser, heifst es, hielt sich anfangs verborgen, weil er nicht gehen
1) Man sehe T o e lk e n , über das Basrelief. Kap. 2. Seite U . und folgende.
I, 2) Von der Antilopenart, die bei den Alten Dorcas hiefs, dem Lieblingsthiere der Isis. A e l ia n .
• ■ X , 23. Eine andere Art, Oryx genannt, mit geraden Hörnern, war unheilig. H o r a -
P 49. Sie werden oft verwechselt. P l in . H. N . I I , 40.
3) H o ra p o llo I , 3. P l u ta r c h , de Is. et Osir. c. 21. D io d o r . / , 27.