langen Beinen und sehr grofsen Füfsen; nach meiner Meinung eine Art Phö.
nicopterus. Dieselbe Bedeutung hatte bei den Aegyptern auch der Reiher
*), weshalb an der schon erwähnten Mumie des Herrn von Pourlalh
eine männliche Gestalt mit einem Reiherkopfe erscheint.
An den Sceptern bemerkt man eine Verschiedenheit. Mit deutlich aus-
gedrücktem Auge und unten gewöhnlich in eine Waffe endigend bezieht es
sich immer auf Osiris und alles, was mit diesem in Verbindung steht. Es
bezeichnet dann, aufser der Pietas, zugleich Macht und Weisheit und das
allsehende Sonnenauge, dem kein Frevel verborgen bleibt 2). Ohne das
Auge, dessen Weglassung, wenigstens auf genauen Darstellungen, nicht für
zufällig gelten kann 3), hat es eine allgemeinere Bedeutung. Die hier dargestellten
sind von der letzteren Art. Auch der Ring, durch welchen diese
Scepter, so wie die Feldzeichen an der Decke, gesteckt sind, darf nicht
übersehen werden.
Noch merkwürdiger ist der etwas schmälere zweite Bilderstreifen, der
unter jenem gleichfalls im ganzen Inneren sich umher zieht; es ist offenbar
die Darstellung eines religiösen Festes. Neun Gandelaber sehen wir
aufgestellt 4), vier auf einem niedrigen Altar und fünf gröfsere daneben, sie
haben die Gestalt von Lotusstengeln mit aufgeschlossenen Kelchen; zwei
Männer scheinen mit aufgehobenen Händen vor ihnen zu beten. Wer
erinnert sich hier nicht der heiligen Leuchter der Stiftshütte und des salomonischen
Tempels s)?
Ferner erblicken wir zahlreiche Gerüste, der Beschreibung nicht unähnlich,
die nach rabbinischen Schriftstellern von dem Tische der Schaubrodte
gemacht wird 6). Beging man etwa beim libyschen Orakel des Ammon
ein Fest, ähnlich dem des Sonnentisches in Aethiopien, das von mehreren
1 ) A e l ia n . Hist. Anim. I I I , 22. 2 ) P l u ta r c h . de Is. et Osir. c. 10. und 51.
3) Man sehe den Beweis auf unserer T a fe l X X X . Fig. 1. 4) T a fe l IX .
5) ü . Buch Mos. 25, 31. I. Kön. 7 , 49.
6) S em le r , Antiquitäten der heiligen Schrift. Kap. 10.
! Schriftstellern erwähnt wird? Nach Herodot *) feierte man es auf einer im
äufseren Bezirk der Stadt belegenen Wiese; gesottenes Fleisch in grofser
Menge, jedoch blofs von vierfufsigen Thieren, wurde durch die angesehenem
I Bürger während mehrerer Nächte daselbst ausgelegt, und bei Tage stand es
jedem frei, so lange das Fest dauerte, davon zu geniefseri.
Alles hier Dargestellte scheint die Richtigkeit dieser Annahme zu bestä-
I tigen! Wir sehen Männer an Stäben wie aus der Feme herzukommen, um
Theil zu nehmen, andere Schüsseln tragen, andere sich begrüfsen, oder wie
I zum Tanz sich die Hände reichen. Ein niedriger Tisch ist angerichtet
I (Tafel VIII.) und, damit auch die religiöse Beziehung deutlich sey, stehn
| neben den Leuchtern Betende. Es ist ein frommes, aber heiteres Fest, das
hier begangen wird; und ein uralter Gebrauch, über den viel Widersprechendes
vermuthet worden, steht hier im Abbilde vor uns! Dafs Gerüste
[und Tische zum Auflegen der Speisen nöthig waren, bedarf keiner Bemer-
jkung. Möchte übrigens die Nachricht von einer Theilnahme der Aethiopier
Ibei der Gründung des Ammonischen Orakels auch nur eine Vermuthung
Herodots seyn, der Dienst des Ammon war in Aethiopien, Theben und
Libyen unstreitig derselbe.
Unterhalb der Hieroglyphen, von denen schon die Rede war, sehen wir
jin der obersten Figurenreihe zu beiden. Seiten Jupiter Ammon, thronend in
»einem Heiligthum, mit dem Antlitz den Eintretenden zugekehrt und umgeben
Ivon Göttern, seinen Tempelgenossen (den 3voii; auwctoig.') Auf der rechten
(Tempelwand (Tafel IX .) ruht auf seinem Haupt eine Kugel, die Sonne
Bezeichnend; auf der linken (Tafel VIII.) ist der symbolische Schmuck
(zusammengesetzter, aber von dem des Ammon und Osiris an der äufseren
(Seite des Tempels nicht unterschieden, nur besser erhalten a). Eben denselben
führt er in Oberägypten; besonders fehlen die Bockshörner, noch
über den Widderhörnern angebracht, dem Ammon fast nie.
1) H e ro d o t. I I I , 17. jg.
2) Man vergleiche T a fel X . Fig 2. und 3.