Von 2000 Menschen, welche im Jahr 1805 verschüttet seyn soll, erlagen
vielleicht dem Chamsin oder dem Durst, und erst die Leichname wurden
mit Sand bedeckt, wie dies in unserm sandigen Norden in viel kürzerer Zeit
geschehen dürfte. Ich habe bei wiederholtem Bivouakiren im Sande während
heftiger Stürme nie mehr als einen unbeträchtlichen Sandanflug bemerkt
Herr Costaz theilt in den Mémoires sur l’Egypte, Vol. I p. 264. eine ausführliche
Analyse des Sandes der Wüste mit.
An fliefsendem Wasser gebrach es überall, aufser in den Oasen. Ein-
zelne Quellen und die zahlreichen Zisternen, in denen das Regenwasser sich
sammelt, liefern dem Beduinen und dem Reisenden oft nur einen kärglichen
Trank; daher manche Stellen der Wüste wegen völligen Wassermangels
ganz unbewohnbar und oft ohne alle Vegetation sind. Verwundert war ich
deshalb, an mehreren Stellen Pflanzen in Menge zu finden, die ich bei "den
versengenden Glutwinden und auf solchem Boden nicht erwartete. In dem
nördlichen Terrainabschnitt längs der See fand ich den Lichen prunastri,
vorzüglich häufig auf Licium barharum, Lilien und Ranunkeln,-aber, der
vorgerückten Jahreszeit wegen, verblüht und in Saamen aufgeschossen, ferner
Asparagus, einige stachelige und Schweizer-Species, die Reaumuria eerrnicu-
laris, die Dolde: Echium Reuwolfii und eine andere neue Art, einige Salsolen,
besonders Salsolà fragùs, ein Enjigium, dem maritimum verwandt, ; ein Manubrium,
eine Art Raute und andere Pflanzen, über welche die Berichte der
Herren Doctoren H e m p r i c h und E u r e n b e u g belehrendere Aufschlüsse
geben werden. Nur eine Bemerkung erlaube ich mir noch hinzuzusetzen,
dafs nämlich alle Gewächse, die bei uns als zarte Pflanzen mit weichem
Stengel erscheinen, wenn man sie in Libyen wiederfindet, einen derberen,
strauchartigen Charakter annehmen und holzige Stengel zeigen.
Weiter im Innern, die Oasen abgerechnet, wird die Vegetation spärlicher,
doch traf ich längs dem Gebirgszuge bis nach den Natronseen, aufser
Palmen, besonders häufig die Mimosa nilotica, den Gummibaum, das Hetly-
sarurn Alhagi., und an morastigen Stellen viel Binsen, Schilf und Rietgras,
unter denen die Poa multißora. Unsere Kameele fanden beinahe stets ihre
zureichende Nahrung, nur zwischen Vadi Rir-la-Rabbia und Siwah mufsten
ie ein Paar Tage hungern, und auf dem Zuge nach den Natronseen und von
Ja nach Therraneh wurden sie einigemal mit Datteln gefüttert.
Die Hitze ist in Libyen unausgesetzt bei Tage sehr bedeutend. Durch
re°elmäfsige Beobachtungen an einem ganz guten Thermometer ergab es
sich dafs wir Nachmittags gegen zwei Uhr, im Schatten, 24 bis 32 Grad
Reaumur Hitze hatten; und nach angestellter Vergleichung liefs sich als
mittlere Zahl eine Temperatur von 26 Grad als die vorherrschende annehmen.
Am 24sten November; ^zählte ich noch 24 Grad. Dagegen ist die
Kälte, oder vielmehr der Grad der Abkühlung der Atmosphäre, während der
Nacbt-sehr empfindlich, da das Thermometer gemeiniglich zwölf bis vierzehn
Grad zu fallen pflegt.
Barometer führten wir leider nicht bei uns, die Naturforscher hatten
die ihrigen bereits auf einer früheren Excursion zerbrochen. Die Tage
waren trocken, die Nächte feucht, indefs erquickte nur wenig Thau die
Vegetation; welcher vorherrschenden Dürre die geringe Entwickelung und
der holzartige Charakter der libyschen Wüstenpflanzen zuzuschreiben ist.
Der Wind blies aus Westen, Osten und Süden; im ersten Fall war er
feucht und thürmte einige Wolken auf, brachte aber nur einmal Regen.
Die Ostwinde waren verhältnilsmäfsig kühl, die Südwinde drückend heifs
und wurden gewöhnlich zu einem wahren Chamsin. Die aus dem glühenden
Boden unaufhörlich sich entwickelnden Luftsäulen verhindern das Ansammeln
der Dünste, und verjagen jedes sich bildende Gewölk, das dem
dürstenden Boden Regen verspricht. Nur in den eigentlichen Wintermonaten
Mt dieser reichlich, füllt die Zisternen und erquickt das Land.
An Thieren fand ich in der ganzen Wüste Gazellen, deren es dreizehn
Arten geben soll, in ziemlicher Anzahl. Sie ergötzen den Reisenden durch
ihren behenden, zierlichen Lauf, und reizen den Jäger durch ihr schmackhaftes
Fleisch, sind aber schwer zum Schufs zu bringen. Wegen ihrer
kurzen Vorderläufe entkommen sie, wie die Hasem, geschwinder bergauf als
hergab, ähneln aber sonst unserem Reh; nur sind sie feiner gebaut, haben
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