die früheste Wiege der Kultur, die Schule der Völker, das Erbtheil der
Pharaonen und Ptolemäer, ich meine Aegypten.
Die nächste Aufforderung dazu lag in den Zeitumständen, die nicht
günstiger seyn konnten; da M e h e m e d - A l i - P a s c h a , dieser wahrhaft aufgeklärte,
energische Herrscher, durch weise Maafsregeln von den Mündungen
des Nil his Vadi-Haifa, und von der tripolitanischen Grenze bis zu der syrischen
dem Lande Sicherheit verlieh, und besonders den seinem Schutze
vertrauenden Europäern alle nur mögliche Unterstützung angedeihen liefs.
Selbstbelehrung durch eigene Anschauung und Untersuchung war mein
erster und nächster Zweck; aber nicht weniger ernstlich der Wunsch, durch
meine Heise, wo möglich, auch den Wissenschaften zu dienen. Sehr willkommen
war es mir daher, als man von Seiten der hohen Staatsbehörde
sich willig zeigte, mir einige Gelehrte und Künstler beizugesellen. Das
Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts wählte dazu
einen ausgezeichneten jungen Architekten, den Herrn Professor Lim a n , die
Akademie der Wissenschaften zwei sehr unterrichtete, eifrige Naturforscher,
die Herren Doctoren H e m p r i c h und E h r e n b e r g , die sich in der Person
des Herrn S ö i t n e r einen geschickten Gehülfen beigesellt hatten.-- Später
vermehrte sich meine Gesellschaft noch durch andere Begleiter von meiner
eigenen Wahl.
Mein Reiseplan wurde im Allgemeinen von allen genehmigt und beibehalten:
nämlich zuvörderst ganz Aegypten zu bereisen, bis Dongola vorzudringen,
und auf Nebenexcursionen, falls es die Umstände erlaubten, die
Cyrenaica, die Oasen, das rothe Meer, den Sinai und Horeb zu besuchen.
Alsdann sollte die Reise über das Vadi- Musa, Palästina, den Libanon, Balbek
und Palmyra nach Kleinasien führen, und die durch des jüngern Cyrus
und Alexanders Feldzüge merkwürdig gewordenen Gebirgspässe erforscht
werden. Darauf waren die übrigen wichtigsten Punkte Kleinasiens, namentlich
Ephesus und Troja, zu besuchen; und über Constantinopel weiter nach
Griechenland, Sizilien, durch ganz Italien, die Schweiz und das. südliche
Deutschland sollte die Reise nach dem Vaterlande zurück führen.
Aufserdem wurde zum voraus die nothwendige Üebereinkunft getroffen,
dafs wir nur so lange beisammen . bleiben wollten, als die verschiedenen
Interessen sich vereinigen liefsen. Sobald aber der eine oder ,der andere
Theil es für dienlich erachten würde, sich zu trennen, um eine Nebenex-
cursion zu unternehmen, oder an irgend einem Punkte länger zu verweilen,
so sollte es ihm gestattet seyn. Die Naturforscher würden sonst dem Architekten,
und dieser jenen, so wie alle vielleicht mir eine unnütze Zeit
geopfert haben.
Alles ward nun zur Reise angeordnet, und von Seiten der Regierung
auf das kräftigste und liberalste unterstützt. Die nöthigen Instrumente
wurden in Paris bestellt; jeder bereitete sich vor, und versah sich mit literarischen
Hülfsmitteln. Ich selbst verliefs indefs am 23sten Mai Berlin, um
nach Italien zu reisen, und gab meinen Begleitern das Rendezvous Mitte
Septembers in Alexandrien. Den Herrn Professor L im a n hoffte ich schon
in Neapel bei mir zu sehen. In Rom gewann ich an Herrn Doctor S c h o l z
einen der orientalischen Sprachen kundigen Begleiter, der mir über Triest
nach Alexandrien voraus eilte. Und mit der Abreise von Triest wird auch
meine Erzählung am zweckmäfsigsten anheben. |
Den 17ten August Abends um 8 Uhr lichtete unser Schiff, das durch
den Kaufmann, Herrn P i e p e r aus Solingen, mit Waffen und sechs Wagenpferden
für den Pascha von Aegypten befrachtet war, die Anker, und
segelte mit mäßigem Winde aus dem Hafen. Man hatte uns allgemein
Hoffnung gemacht, die Fahrt werde nur 10 bis höchstens 14 Tage dauern;
allein erst den 7ten September trafen wir vor Alexandrien ein.
Beinah diese ganze Zeit, drei volle Wochen, befand ich mich fortdauernd
unwohl, konnte wenig geniefsen, und weder lesen, noch arbeiten.
Meine Frau dagegen, die den Muth hatte, auf einer, ihrem ersten Plane