beim Angriff auf die gröfste Entfernung, so dafs sie mit ihrem schlechten
Pulver und eben so schlechten Gewehren nichts ausrichten können.
Hach einem Zuge von neun Stunden erblickten wir endlich das Meer,
das uns etwa eine halbe Meile zur Rechten blieb. Wir zogen heute abermals
über einen Gebirgsrücken, Geige genannt. Er erstreckt sich von der
Gegend der Natronseen in einer nordwestlichen Richtung nach dem Meere
zu, welches er in einer Biegung erreicht, die von mehreren Ravinen durchschnitten
ist. Die vorliegende Ebene heißt Lageibe. Dreiviertel auf 6 Uhr
lagerten wir uns auf einem Platze, GeJeile genannt.
Am folgenden Tage (den 17ten) brachen wir wieder um 6 Uhr auf,
zogen über das hohe Plateau jenes Rückens fort, und erreichten nach einer
halben Stunde den Brunnen Mathar (Regenwasser), der zwar süfses Wasser
enthielt, welches aber so voll Moder war, dafs man es nur durch ein Tuch
geseiht zu trinken vermochte. Uns immer herabsenkend, erreichten wir
dann das Meer, welches hier eine bedeutende, durch eine Landzunge
geschützte Bucht bildet. Hier sah ich die ersten schneeweißen Dünen
an dieser Küste, welche aus sehr feinem Sande bestanden, hinter welchem
jedoch die Felshöhe fortstreicht. Wir schlugen etwa in der Entfernung
einer Viertelstunde vom Meere das Lager auf, und ließen aus den beiden
in der Nähe befindlichen Brunnen, El-Mathar und Bir - Mathar, Wasser
holen, das sehr.gut war.
Von hier aus ungefähr mufs der englische Reisende Browne, der zuerst
den Tempel des Jupiter Ammon wieder auffand, sich gegen Südwesten
gewandt haben, um nach Siwa zu gelangen. Er war bis dahin der Küste
gefolgt, und hatte von Alexandrien zehn Tage zugebracht. Die Zeit des
wirklichen Zuges rechnet er auf 75J Stunden.
Das Betragen unserer Araber wurde jetzt mit jedem Tage unerträglicher.
Der Scheik entfernte sich beständig von der Karavane und war oft
tagelang abwesend; uns aber versagten die Beduinen jeden Gehorsam und
erlaubten sich allen nur möglichen Unfug. Für zeitiges Erreichen der
Brunnen und gehöriges Füllen der Schläuche wurde niemals gesorgt. Sie
trieben die Kameele, wohin es ihnen beliebte, zwangen unsere Diener abzusteigen,
um sich selbst aufzusetzen, tranken unser Wasser und ließen es
auslaufen, so dafs wir zweimal während 24 Stunden bei der größten Hitze
kein Wasser hatten. Eingefangene Thiere, welche die Naturforscher ihnen
nicht so hoch, wie sie es verlangten, bezahlen wollten, ließen sie wieder laufen
oder tödteten sie. Einen Bouhara, eine Art kleiner Trappen, für welchen
ihnen zwei Piaster geboten wurden, ließen sie vor unsern Augen durch
den Falken des Magrobinen zerreißen. Sie entwendeten uns, was sie nur
erreichen konnten, schimpften meine Gefährten, und droheten ihnen bei
Zwistigkeiten mit ihren Flinten, so dafs einige von ihnen mir erklärten,
sie könnten nicht mehr für ihre Geduld haften, es werde zu einem Aeufser-
sten kommen. Der Mameluck gestand mir, es habe der Scheik sich
deutlich gegen ihn ausgelassen, dafs er, im Falle wir umkehren würden,
wie wir einigemal zu thun drohten, uns übel mitspielen, und sich
ins Tripolitanische zurückziehen werde. Er fürchtete nämlich die Verantwortlichkeit
vor dem Pascha.
Heute erfuhr ich noch durch Herrn Dr. H e m p r i c h , dafs der Scheik,
meines gemessenen Befehles ungeachtet, dje Absicht nicht habe, die oben
erwähnten Briefe unmittelbar nach Derna zu senden, sondern der noch
immer nicht abgegangene Bote habe blos Auftrag erhalten, sie im ersten
tripolitanischen Beduinenlager, das er antreffen würdej abzugeben, von wo
aus sie dann nur gelegentlich nach dem weiter entfernten Bengasi, aß dem
nunmehrigen durch streifende Araber ausgemittelten Aufenthaltsorte des
K ai. il - B e i u n d des Scheiks H e d o u d a d , weiter befördert werden sollten.
Da nun von diesen Empfehlungsbriefen das ganze Gelingen unserer Unter-
Inehmung abhing, so war ein neuer Zwist mit dem Scheik unvermeidlich,
| den ich rufen ließ, um ihm sein pflichtwidriges Betragen ernstlich vorzuhalten,
wobei zugleich aller unsägliche Verdruß,, den wir erdulden mußten,
zur Sprache kam.
Der Scheik versprach, die Karavane nicht wieder ohne Noth zu verlassen,
entschuldigte aber die unterbliebene Absendung der Briefe mit der
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