aus welchen alte Klassiker schöpften, zuweilen ehen so unlauter, oder doch verborgen
seyn k o n n ten , als das a priori hergeleitete Urthcil neuerer S p rach - u n d Alterthumsforscher,
beschränke ich mich für je tzt n u r au f Lieferung einiger Beiträge zur Farbenlehre der
A lten , welche das Resultat chemischen Forschens sin d , der einzigen zuverlässigen Quelle
der W a h rh e it. E s führet zu der Ueberzeugüng, dafs die Aegypter nicht n u r das Geschenk
der N atu r zu ben u tz en , sondern auch schon Farhentöne durch Vermischung hervorzubringen
verstanden.
Alle hie r u n d in der Folge zu beschreibenden F arb en sind ach t ägyptischen Ursprungs.
Ich verdanke sie der Güte des gelehrten Reisenden selbst, welcher mir erlaubt hat, von
nicht in die Augen fallenden T h e ile n , oder von Fragmenten der H o lz- u n d Freskomalerei
seiner unschätzbaren Sammlung ägyptischer Alterthümer, kleine Partickclchen abzusondern.
1. G r ü n . Die F a rb e hält das Mittel zwischen L a u b - u n d B erg g rü n , und befindet
sich au f der Mörtelmasse aus den Katakomben zu Theben. Sie bren n et sich , unter Entwickelung
eines thierischen Geruchs, vor dem Löthrohre schwarz; dann blau. In Säuren
u n d Ammonium verschwindet das Grün ebenfalls, u n d die F a rb e bleibt blau zurück,'welche
mit Bo rax eine blaue Kupferperle gieht. — Durch Schmelzen der F arb e mit Salpeter,
erhält man eine braune Ma sse , welche, in Salzsäure aufgelöst, durch Ammonium blau
gefället w ird , u n d die ammoniakalische Flüssigkeit gieht, nach vorangegangener Neutralisation
mit Salzsäure, mittelst blausäuren Eisenkali’s einen kupferrothen Niederschlag.
D i e F a r b e i s t f o l g l i c h d u r c h V e rm i s c h u n g e i n e s g e l b e n P f l a n z e n p
ig m e n t s u n d e i n e s K u p f e r b l a u ’s e r z e u g t , u n d m i t L e im w a s s e r a u f g e t r a g
e n w o r d e n .
2. B l ä u l i c h g r ü n . Die F a rb e is t m a tt, u n d überhaupt wegen' eines 'gräulichen
Hauchs nicht lebhaft. Die kleinen hölzernen Hüllen der Kindermumien, u n d besonders die
Holzfiguren aus Memphis, welche um die Mumien geStellet wurden, erscheinen mit dieser
F arb e. Nimmt man mittelst eines feinen Messers kleine Theilchen von dem Holzwerke ab,
so bemerkt man b a ld , dafs die grüne F arb e blofs äulserlich, also wo sie d e r Luft ausgesetzt
w a r, g rü n , hingegen an den nicht mit letzterer in Berührung gekommenen Stellen,
blau erscheinet. — Säuren u n d Ammonium wirken in der Kälte au f sie nicht. Mit Borax
gieht sie eine hell lazurblaue P e rle , u n d mit Salpeter eine braune Masse , welche durch
Ammonium blau wird. — D i e s e s G r ü n i s t d a h e r b l o f s K u p f e r b l a u , w e lc h e s
u r s p r ü n g l i c h b l a u g e w e s e n , u n d n u r d u r c h d e n Z a h n d e r Z e i t in B la u g rü n
u m g e w a n d e l t is t.
3. H e l l L a z u r b l a u , a u s d e n g r o f s e n D e n k m ä l e r n u n d T e m p e l n bei
T h e b e n . Diese F a rb e , welche der H e rr General v o n M i n u t o l i durch Abkratzen selbst
gewonnen h a t, gleicht so sehr einer fein en , hellen Smalte, dafs ich nicht zweifelte, sie
sey wirklich Kobaltblau; ich werde aber sogleich zeigen, dafs sie aus Kupfer angefertiget
worden ist.
In einer mäfsigen Hitze der Löthrohrflamme verändert sie die F a rb e n ich t, und mit
Borax giebt sie eine schöne klare hell-lazurblaue P erle . — In Salpetersäure löset sich
ein grofser T h e il der Masse u n te r Effervescenz au f, wobei die blaue F arb e glänzender
nnd dunkler zurück bleibt. Die salpetersaure Auflösung hinterläist nach d e r Verdunstung
einen strohgelben R ü ck stan d , d e r, in W a s s e r aufgelöset, durch blausaures Kali nicht
gefallet, durch Ammonium von einer Spur T h o n e rd e , oder Magnesia aber g etrü b t, und
durch Sauerkleesäure in sauerkleesauren Kalk verwandelt wird. M a n s i e h e t h i e r a u s ,
d a fs d i e b l a u e F a r b e m i t k o h l e n s a u r e m K a lk u n d w a h r s c h e i n l i c h e i n e r
S p u r M a g n e s i a v e rm e n g t i s t , die ihre Intensität vermindert. Dieses rü h re t ohne
Zweifel von der Grundirung h e r, worauf die Alten diese F arb e trugen.
Unterwirft man jetzt die gereinigte F a rb e , einer anhaltenden Digestion mit Salzsäure,
so gewinnet man eine gelbliche, hei Concentration etwas ins Grünliche ziehende Flüssigkeit,
welche durch Ammonium gelbbraun, durch blausaures Eiscnkali blau gefället wird,
und einigermaafsen für eine schlechte sympathetische Dinte gehalten werden könnte.
Diese Erscheinung u n d der Umstan d , dafs ich hei d e r P rüfung mit Sauerkleesäure zweideutige
Spuren von Nickel zu bemerken glaubte, liefsen mich anfangs kaum zweifeln, dafs
die Farbe aus eisenschüssigem Kobalt angefertiget sey; allein synthetische Versuche mit
Kobalt gaben zwar ähnliche Erscheinungen, jedoch andere F arb en n ü an c en , welche, wenn
man sie nicht ganz genau kennet, ohne Vergleichung, u n d hei Versuchen mit sehr kleinen
Quantitäten, n u r zu leicht zu Fehlschlüssen führen können.
Ich wählte daher zur Hebung der Zweifel den sichersten W e g , durch Schmelzen mit
Salpeter das Gefüge aufzuschliefsen u n d die W irk u n g der Säuren zu erleichtern. Die
blaue Masse, welche in meinem Platintiegel vor dem Löthrohre entstand, gab mit Salzsäure
eine grünliche Auflösung un te r Absonderung von Kieselerde, aus welcher Eisen
Kupfer fällte. Mit Ammonium entstand ein aufgequollener Niederschlag, der meistens
Kieselerde w a r, u n d eine, lazurblaue Flüssigkeit, welche nach vorangegangener Sättigung
mit Säure, durch blausaures Eisenkali kupferroth gefället wurde.
H i e r a u s e u g i e b t s i c h , d a f s d i e s c h ö n e l a z u r b l a u e F a r b e d e r a l t e n
A e g y p te r e i n e A r t G . l a s f r i t t e , h a u p t s ä c h l i c h a u s K u p f e r o x y d , K i e s e l e r d e
u n d N a t r u m s e y , u n d d i e s e s d i e n t z u g l e i c h a l s B e s t ä t i g u n g d e r M e in u n g ,
d afs d a s a l e x a n d r i n i s c h e B l a u n i c h t m i t K o b a l t , s o n d e r n m i t K u p f e r m i t te
l s t j e n e r B e s t a n d t h e i l e u. s. w. b e r e i t e t w o r d e n s e y .
4. D u n k e l J L a z u r b l a u von einer der kleinen Kinderfiguren aus Memphis, die um
die Mumien gestellt wurden. Diese F a rb e is t so dunkel, dafs sie fast schwarz in der F ern e
erscheint. Ih r Verhalten is t übrigens ganz wie dasjenige der vorhergehenden, u n d sie
besteht aus ehen den B e s ta n d te ile n .
5. B c r g h l a u v o n e i n e r k l e i n e n i r d e n e n F i g u r . Auch diese kleinen fingerlangen
Kinderfiguren wurden um die Mumien gestellet, und scheinen in Aegypten nicht
seifen zu seyn. Diejenigen, von denen ich hier h an d e le, sind jedoch aus dem doppelten
Grande noch merkwürdig, weil sie u n se r gelehrter Alterthumsforscher aus den Katakomben
zu Theben selbst h a t ausgraben la ssen , wo sie sich in einem, alten Kasten zugleich mit
anderen Gegenständen befanden, u n d weil sie wahrscheinlich noch nicht vollendet gewesen
sind. Die blaue F a rb e liegt nämlich ganz dick au f der Oberfläche der kleinen gebrannten
Körper, gleichsam als wenn sie mit d e r Glasunnasse ü b erstreu t, oder in die Flüssigkeit