Bestattung der vornehmeren Kasten, der Priester und Krieger, gedient zu
haben scheinen, während die höher angebrachten die Mumien der Gewerb-
treibenden Kaste enthielten.
Die meisten Katakomben sind mit Bildwerken, Malereien und Hierogly.
phen verziert und beinah stets interessant. Wenn man die der Vornehmen
wegen der Kostbarkeit und der sauberen Ausführung der Decorationen
bewundert, so gewähren die der Geringeren, wenn gleich in der Darstellung
minder vollkommen, durch Abbildungen der Gewerbe und Verhältnisse des
bürgerlichen Lebens der alten Aegypter fast noch willkommnere Aufschiasse.
Die Katakomben für Steinbrüche oder für Wohnungen der Troglodyten zu
halten, Wird jetzt nicht leicht jemand mehr im Ernst sich einfallen lassen;
obgleich man ohne Zweifel die beim Ausarbeiten derselben gewonnenen
Steine zum bauen benutzte, und die Katakomben zum Theil noch jetzt von
Menschen bewohnt oder zu Ställen eingerichtet sind, wodurch der Bilderschmuck
vieler Kammern und Wände gänzlich vernichtet worden ist.
Mehrere Katakomben theilen sich in zahllose Gänge, die zuweilen ft
sich seihst zurücklaufen, wodurch der Weg unkenntlich wird; andere sind
abgegraben oder durch Mauern unterbrochen, um das weitere Vordringen
ins Innere zu verhindern. Ihre Eingangspforten sind oft mit zierlich®
Zargen versehen, andere schwibbogenartig gebaut, und oft befinden sich vor
den Eingängen im Felsen ausgehauene Vorzimmer. Einige waren mit steh
nernen Thüren, andere mit grofsen Steinblöcken verschlossen, während wieder
andere mit Ziegeln von ungebranntem Thon zugemauert oder versetzt
waren. Dies letztere scheint besonders der Fall bei den Grabmiüern zu
seyn, welche Mumien aus später Zeit der Griechen und Römer enthalten.
In den ersten christlichen Jahrhunderten dienten viele Katakomben den
zahllosen Mönchen und Einsiedlern der Thebaide zum Aufenthalt, die viele
Bildwerke vernichteten, oder sehr ungeschickt in christliche Heilige umformten,
oder noch öfter die Darstellungen mit Schlamm bewarfen. J* 1
aber droht diesen ehrwürdigen Denkmälern ein gänzlicher Untergang, indem
jeder Reisende sich einzelner Stücke, die ihm besonders Wo h lg efallen , zu
bemächtigen sucht. Dies wäre indefs vielleicht zu entschuldigen; allein man
bedient beim losbrechen der ausgewählten Reliefs und Malereien sich meistens
untauglicher Werkzeuge, vernichtet eine ganze Wand, um eine einzelne
Figur zu erhalten, und da der Stein gewöhnlich sehr spröde ist, so zers
p r i n g t , nicht selten auch das gewünschte Fragment. Aufserdem wird durch
dieses Zerstückeln der Zusammenhang zerstört und das entführte Stück eben
so unverständlich, als die zurückgebliebenen Reste. Ich fand in den meisten
Katakomben schreckliche Spuren dieser Verwüstung, mehrere der
schönsten sind bereits völlig vernichtet.
Das Schlimmste aber ist, dafs jetzt die Araber, durch die unklugen Aufforderungen
der Reisenden verführt, von einer wahren Wuth ergriffen sind,
sich aller merkwürdigen Stücke zu bemächtigen, um sie au die Fremden zu
verhandeln» Ohne Geschmack und Wahl zerstören sie, des Gewinnes
wegen; was ihnen vorkommt. Sie forschen überall nach neuen Grotten, die
dann sogleich ihrer Darstellungen beraubt und zertrümmert werden, so dafs
die Belehrung, die man aus den vollständigen Bildwerken schöpfen könnte,
unwiederbringlich verloren geht.
Die Mumien sind nicht alle mit gleicher Sorgfalt behandelt, welches
nicht zu verwundern ist, da die Verpflichtung, die Leichname zu mumisi-
ren, ganz allgemein war. Man findet fünf verschiedene Arten derselben.
Nur die kostbarsten sind mit aromatischem Harz ausgegossen, eine zweite
Artist geteocknet, eine dritte mit Salz oder Natrum imprägnirt; die vierte
und fünfte Art hat man erst neuerlich zu Theben entdeckt, sie sind entweder
ganz mit Salz oder mit Asche angefüllt, die Leichen waren also nur
unvollkommen gegen die Verwesung geschützt.
Auch in der Beisetzung der Mumien herrscht eine grofse Verschiedenheit
Die schlechteren Arten sind blos eingewickelt und über einander gelegt.
Die mit Harz ausgegossenen findet man dagegen meistens in schön verzierten
Sarkophagen, die bisweilen aus Granit, Alabaster und Kalkstein, gewöhnlich
aber aus Sykomorusholz verfertigt sind. Diese Mumienkästen sind oft doppelt
und dreifach; in meiner Sammlung befand sich sogar eine Mumie mit
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