Ausführung. In meiner verloren gegangenen Sammlung befand sich eine
beträchtliche Anzahl hier gefundener Steine der Art; unter ändern erstand
ich einen von beträchtlicher Gröfse, dessen Figuren und Hieroglyphen zur
Hälfte blos gezeichnet, zur Hälfte schön beinah ausgefiihrt waren. In den
nahe liegenden Bergen finden sich Spuren noch ungeöffneter Grabmäler,: die
eine reiche Ausbeute versprechen. Der Nilarm, an dem Abydus lag,; ist
versiegt, scheint sich aber einst bis zum See Möris erstreckt zu haben. Ein
sonst nirgends erwähnter Gott, Namens Besas, hatte zu Abydus ein Orakel
und in der Umgegend einen uralten Localdienst *).
Zwischen Girgeh und Kheneh sah ich die ersten Krokodile, und zwar in
unerwarteter Anzahl; es lagen oft zehn, zwanzig bis fünfzig, von fünf bis
fünfundzwanzig Fufs Länge, zu gleicher Zeit, scheinbar unbeweglich auf den
Sandbänken und kleinen Inseln des Nil. Wir suchten umsonst;; sie mit
Kugeln zu erlegen; sie schienen unverwundbar, und ein schlafend von uns
angeschossenes entkam dennoch. Nur selten liefsen sie uns indeisj^jif
Büchsenschufsweite herankommen, sondern stürzten bei unserer Annäherung
in den Strom. Das Krokodil scheint sonach ein sehr furchtsames Thier,
und die Erzählungen, dafs es den Menschen nachstelle, sind ohne Zweifel
übertrieben; es wagt sich auch nicht leicht auf das feste Land. Als ich indelä
einst, während unser Schiff am Seile langsam stromauf gezogen wurde, mit
meiner Frau durch Binsen und hohes Gras am Ufer spazieren ging, stürzte
sich dicht vor unseren Füfsen eine vier Fufs lange Nileidexe ins ||?sser.
Unsere SchifHeute waren in dieser Gegend selbst für Geld nicht zu bewegen,
eine geschossene Gans aus dem Flufs zu holen. Uebrigens haust das Krokodil
nur an gewissen Stellen im Nil, aber nicht blos bei Theben, wie
Satare.si behauptet. Sein Fleisch soll sehr schmackhaft seyn, fast wie das
des Aals, allein ich fand nicht Gelegenheit, es zu kosten.
In der Nähe des Krokodil bemerkt man häufig den sogenannten Dominikaner,
welchen Vogel ich sogar auf einem sehr grofsen Kokodil, das nur
* ) Arnm . M a r c . I. X IX . 12. Hic B e sä e B e i localiter appellati oraculum ftondrin
fu tu ra pandebat, priscis circumjacencium regionxrm caeremomis solürnn coli.
mit dem Rücken aus dem Wasser hervorragte, sitzen und darauf picken
sah. Ein von mir geschossenes Exemplar hatte Stacheln an den Flügeln,
angeblich damit das Krokodil ihn nicht verschlingen könne. Zwei kleine
Nilfische, Silka und Ghegar, sollen dem Krokodil mit ihren drei scharfen
Stacheln unheilbare Wunden versetzen.
In eben dieser Gegend erblickte ich die erste Dournpalme, die man
weiter hinauf immer häufiger antrifft. Ihr Stamm ist glatt, geringelt und
Vön unten an immer gegabelt, bis zu den Kronen, deren sich zwölf bis
zwanzig auf jedem Stamme finden; die Blätter stehen in Büscheln beisammen.
Statt der Datteln trägt diese Palme dreieckige Nüsse, von der Gröfse
eines Eies, deren äufsere schwammige Hülle eine zweite sehr harte, faserige
Schaale einschliefst, in welcher sich der gallertartige Kem befindet, der all-
mählig eine gröfse Härte gewinnen soll. Diese Frucht ähnelt sonach der Ko-
kosnufs, und man macht daraus Knöpfe und Rosenkränze, die eine schöne
Farbe und Politur annehmen. Der Geschmack der Doumnüsse soll widrig
herbe seyn; ich vermag indefs nicht darüber zu urtheilen, da sie während
meiner Anwesenheit in Ober-Aegypten noch nicht reif waren.
Ehe ich zu Kheneh eintraf, besuchte ich die, etwa eine Viertelmeile
vom Nil belegenen Ruinen von DemUra, die wohlerhaltensten und vollendetsten
Denkmäler der ägyptischen Kunst, welche durch die glänzenden
Darstellungen des grofsen französischen Prachtwerkes zu verdientem Ruhme
gelangt sind. Im Einzelnen finden zwar in den Abbildungen des grofsen
Tempels sich oft unbegreifliche Unrichtigkeiten und Auslassungen, mit Unrecht
würde man aber sie für verschönert halten; vielmehr ist die Anmuth der
Umrisse; die Eleganz der Verzierungen, die Friedlichkeit und Milde des
Ausdrucks der Gesichtszüge und die stille Erhabenheit aller Theile und Bildwerke
dieses wunderbaren Baues, in welchem der ägyptische Kunststyl mit
dem griechischen um den Vorzug zu ringen scheint, bei weitem unerreicht
geblieben. Auch belehrt uns eine griechische Inschrift an der Fronte des
Porticus, die unter der Regierung des Tiberius gesetzt ist, dafs dieser Tempel
nicht der Isis, wie man nach einer Tradition älterer Reisenden angenommen,