ist bis Augila hin in Libyen vorhanden; die Lage Siwah’s zu der von
Baratoun, Curin, Augila und Aegypten ist dieselbe, wie die des Ammontempels
zu der von Parätonium, Cyrene und den beiden ändern Punkten.
Die natürlichen Merkwürdigkeiten beider Gegenden treffen zusammen; und
sollte man noch einen Beweis verlangen, so erblickt man jetzt unter den
Bildwerken des Heiligthums von Siwah den widderköpfigen Ammon, eben,
so dargestellt, wie er auf den Denkmälern von Theben vorkommt. Eine
Uebereinstimmung, die schon Herodot bemerkt (IV. 181.).
Noch entscheidender wird dies alles durch folgenden Umstand. Aeltere
arabische Schriftsteller schildern unter dem Namen Santariah oder Santriah
eine Oase, die keine andere seyn kann, als die des Jupiter Ammon. Makrisi,
der in der ersten Hälfte des löten Jahrhunderts schrieb, bemerkt ausdrücklich,
dafs Santariah zu seiner Zeit sehr herabgekommen sey und den Namen
Siwah führe *). Was daher Rennell zuerst aus den Nachrichten Brownes
erwies, und Hornemann an Ort und Stelle muthmafste, dals nämlich in
Siwah der Orakelort des Ammon zu suchen sey, darf man als völlig, gewiß
annehmen.
Nach Browne liegt der Hauptort f Siwah Kebir) unter dem 29° 12' nördlicher
Breite und 44° 54' Ostlänge von Ferrol, die Rennell auf 44° 9'50"
reducirt. Meine Messung, die ich indefs nicht in dem Hauptort, sondern
bei dem Tempel anstellte, ergab 29° 9' 52", welcher Unterschied mit der
Entfernung der Standpunkte ziemlich zusammentrifft. Browne schätzt die
Länge der Oase auf sechs englische Meilen, und ihre Breite auf 4\ bis fünf
(etwa 1( und ff deutsche Meilen); die Länge des fruchtbaren Gebiets beträgt
aber, nach meiner Abmessung, über zwei deutsche Meilen, die Breite dagegen
nirgend über eine halbe. Der Boden besteht entweder aus blöfsem
Sand, oder ist mit sandigem Thon bedeckt, der meistens mit Salz geschwängert
ist, welches, an manchen Stellen, in grofsen reinen Geschieben, oder
auch als feines krystallisirtes Salz zu Tage bricht. Zahlreiche süfse Quellen
*) L a n g l i s l. c. p . 383. etc.
bewässern das Erdreich, andere sind salzig, und der Boden hie und da
feu c h t, sumpfig und mit kleinen Salzseen bedeckt, aus einigen von welchen
ganz sonderbar fruchtbare Inselchen hervorsteigen, die süfse Quellen enthalten
und mit den reichsten Pflanzungen bedeckt sind.
Die frühe und hohe Cultur zeigt sich noch hier in dem grofsen Ueber-
flufs von Datteln, Granatäpfeln, Feigen, Oliven, Aprikosen, Melonen und
T ra u b e n , so wie in manchen Zweigen der Gärtnerei. Auch sieht man mancherlei
Arten von Gesträuch, unter welchen eine wildwachsende Pflaumen-
fg a ttu n g von herbem Geschmack. Orangen, welche nach der Erzählung
einiger Herren, die Siwah mit der Armee des Pascha besuchten, sich hier
finden sollen, habe ich nicht erblickt; die Araber fabeln indefs von einem
| O ra n g e n b a um , der jährlich 14,000 reife Früchte trug.
Das Hauptproduct sind die Datteln, die in grolser Menge und besonders
wohlschmeckend gewonnen werden; auch sollen sie ■ alle ändern an
Güte übertreffen *). Sie geratheu indefs nicht immer; zur Zeit meiner
Anwesenheit klagten die Oberhäupter über den diesjährigen Miswachs, und
[zeigten mit Betrübnifs auf den weiten leeren Platz, wo mein Zelt aufgeschlagen
war.: „In guten Jahren, sagten sie, sey dieser ganze Platz mit
I Datteln bedeckt.Sie erndten indefs fünf bis neun tausend Kameelladungen
[jährlich, die Ladung zu drei Centnem gerechnet. Auf mehreren grofsen
Plätzen werden die Datteln ausgesucht und getrocknet; sodann in Magazinen,
die unter Aufsicht der Regierung stehen, aufbewahrt, und, in Körben von
¡bestimmter Gröfse und Form verpackt, weit und breit ausgefuhrt. Schon
Wansleb gedenkt in seiner 1664 unternommenen ägyptischen Reise der
[Datteln, die aus Siba nach Alexandrien kommen.
Der Baum, welcher sie hervorbringt, die gewöhnliche Dattelpalme’, trägt
hier vom vierten Jahr an bis zu seinem Absterben, welches erst nach
) Der Herr General hatte Datteln aus Siwah von Alexandrien nach Berlin gesandt. Sie
(schienen mir kleiner als die gewöhnlichen und von weiiserer Farbe. Besonders weiis war aber das
Fleisch und von einer sehr feinen aromatischen Süßigkeit. Auch von den weiterhin erwähnten Körben
aus Palmblättem sind einige nach Berlin gebracht worden; ihr Geflecht ist sehr sauber und
itunt Verwundern fest. Schon Arria n erwähnt sie in der Geschichte’ Alexanders, l. I I I . c. 4.
12