Feuchtigkeit zerfrifst den Stein unter der Oberfläche, dafs man diese, wie
ein Blättchen hinwegnehmen kann.
Die erwähnten thurmartigen Vorbaue dieses Denkmals enthalten im
Innern, wie alle ägyptischen Pylonen, die ich untersucht habe, mehrere
neben und über einander erbaute Kammern, die oben terrassirt sind. An
der vorderen Seite bemerkt man die bekannten, lothrecht herablaufenden
Einschnitte oder Fugen, die zur Aufnahme grofser Masten oder Bäume
bestimmt waren. In einem Relief des Tempels zu Karnak *) erscheinen
diese Masten mit Bändern geschmückt; vielleicht trugen sie, nach Gelegenheit,
auch Trophäen oder andere Zierden. Ueber die Bestimmung der
Pylonen, dieser am meisten auffallenden Theile der ägyptischen Baue, wird
sich indefs künftig zu reden Gelegenheit finden. Hier bemerke ich nur bei
Anlafs derer von Abousir', dafs die schmalen Fenster, durch welche die
Kammern spärlich erleuchtet werden, von oben nach unten schräge hineingehen,
so dal's man nicht die Erde, nur den Himmel durch sie erblicken
kann; und eben dies findet man an den entsprechenden Bauen in Oberägypten.
Scheint dies nicht darauf zu deuten, dafs man sie zu abergläubigen
Sternenbeobachtungen beim Nativitätstellen und dergleichen benutzte?
Wenn gleich dies, wie schon die Menge der Kammern beweist, ohne
Zweifel nicht ihre einzige Bestimmung war.
In der östlichen und westlichen Mauer des Hauptbaues findet in jeder
sich eine Thür, die gegen einander über liegen. Im Innern, das sehr verschüttet
ist, hätte ich gewünscht, etwas aufräumen zu lassen; allein die
Beduinen weigerten sich dieser Arbeit, auch gegen Bezahlung. Selbst die
Aufforderung des Schelks konnte sie, nicht dazu bewegen. Ich liefs durch
unsere Diener einen Anfang machen, erhielt aber keine Resultate; indefs
zeigten sich mehrere starke Substructionsmauern. Hieroglyphen und Bildwerk
entdeckte ich nirgends. Einige Brunnen im Innern des Gebäudes
schienen zu unterirdischen Kammern oder Hypogeen zu führen. Herr Doctor
*) Descr. de PEg. I I . p l. 57. fig . 7. Vermessungen einiger Theile der Ruinen von Abousir
finden sich in den Beilagen.
Ehuenberg wurde mittelst eines Seiles in einen derselben hinabgelassen,
fand aber die Sohle völlig verschüttet.
Das Einzige, was einigen Aufschlufs giebt, wenigstens über die Zeit der
Errichtung dieses Denkmals, ist der Umstand, dafs ich unter den Trümmern
mehrere dorische Säulen - Capitäler entdeckte. Diese bürgen dafür, dafs der
Bau nicht vor der Ptolemäischen Herrschaft über Aegypten ausgefuhrt seyn
könne, wofür auch die Abwesenheit der Hieroglyphen spricht.
Von der Mitte des Gebäudes ausgehend, erstreckt sich gegen Süden eine
Substruction, die sich in beträchtlicher Entfernung verfolgen lälst, und
ohne Zweifel zerstörten Theilen des Tempels zur Grundlage diente. Aufser-
halb der Mauern öffnen sich mehrere unterirdiche Gänge, die zum Theil
tnit dem Tempel in Verbindung stehen dürften, zum Theil zu Katakomben
führen mögen. Unterirdische Gemächer waren in dieser brennenden
Gegend vielleicht auch als Gegenstand des Luxus, oder zur Aufbewahrung
von Vorräthen unentbehrlich. Rings um den Tempel fand ich
einzelne kleine Münzen, jedoch leider keine von genug erhaltenem Gepräge,
um kenntlich zu seyn; ferner zahlreiche Bruchstücke von Marmor, farbigem
Glase und sogenannter Glasmosaik, und besonders viele Scherben von mancherlei
Gattungen irdenen Geschirres. Eine umfassende Excavation dürfte
vielleicht bedeutende Gegenstände zu Tage fördern, und Kosten und Mühe
reichlich belohnen. Dafs es zu meinem Verdrufe mir unmöglich gemacht
wurde, sie zu versuchen, habe ich schon bemerkt.
Unweit der grofsen Ruine, etwa in der Entfernung eines Büchsenschusses,
erblickt man in der Ebene noch andere Ueberbleibsel, die einem Circus
oder Stadium angehört zu haben scheinen. Etwas landeinwärts, jedoch
immer noch in sehr bequemer Nähe, finden sich bedeutende Steinbrüche,
¡die das Material zu dem Tempel, dem Grabmal und, nach der Ausdehnung
der Brüche zu schliefsen, zu noch sehr vielen ändern Gebäuden
[geliefert haben. Zu einem der beträchtlichsten dieser Steinbrüche führt ein
im Felsen ausgeebneter Fahrweg, in welchem man noch, wie zu Pompeji,
die Gleise der Räder deutlich erkennt.