Besitzer C a s a n o v a in Dresden gesehen h a t, so bestätigt er als Augenzeuge "W in k e l-
m a n n s Beschreibung derselben, und nen n t sie: » e i n U e b e r b l e i b s e l d e s A lte r-
„ th u m s , w e l c h e s e i n e a u f s h ö c h s t e g e s t i e g e n e K u n s t a n z e i g e . “ — Nach
W i n k c lm a n n soll sich eine ähnliche Glaspaste in der Sammlung des R itter H am ilto n
zu Neapel befunden haben. Sie war stabähnlich, etwa von der Länge einer Palme, das
Aeufsere b lau , und das Innere stellte eine Art Ro se v o r, die sich gleichsam in langen
F äd en durch den ganzen Stab zog.
Auch H e rr T o w n L u y - in London zählte un te r die merkwürdigsten Seltenheiten seines
berühmten Kabinets der Alterthiimer einen Ringstein von gleicher antiker Glaspaste, mit
der F ig u r eines Y o g e ls, von einer solchen Feinhe it u n d Zeichnung, dafs solche nur vermittelst
eines Vergröfserungsglases deutlich zu sehen ist. U n d endlich befindet sich in
der Sammlung des Cardinais B o r g i a (so n st zu Vclletri, jetzt in Neapel) ein Stückchen
solcher Mosaik, das aus einer schwarzen Masse , mit rcgelmäfsig eingelassenen gelben und
blauen Blümchen, b e steh t, so wie etwa eins unserer Kattunmuster beschaffen ist. Dieses
Stück wurde ebenfalls in einem alten Grabmale in Italien, T h rä n en - und ändern Gefäfsen
beigesellt, gefunden.
Aehnliche Glasmosaiken, die in Pompeji aufgefunden worden s in d , sah ich in dem
M u s e o d e g l i s tu d j zu Neapel, u n d erstand im J ah re 1822 selbst .mehrere dergleichen
in Rom aufgegrabene Bruchstücke. Nächstdem befinden sich noch in der Königlichen
Sammlung zu B e rlin , aüfser der oben erwähnten 'hei Yeji gefundenen Glaskugel, noch
mehrere, ehemals dem Obermedicinalrath K l a p r o t h angehörige Stücke, die theils aus der
B r ü c k m a n n s c h e n Sammlung in Braunschweig, aus einer belegten Stichplatte eines
Degens aus dem G a r d e m e u h l e der Könige von Frankreich, aus einigen Berlocken und
einem S chw e rt-, D o lch - oder Messerhefte bestehen, welches letzte in den Steingeschieben
d e r Piave gefunden, und vom ehemaligen Besitzer, G ra f C o l l a l t o in Treviso, jenem
Gelehrten geschenkt ward.
Aufser dem hie r Angeführten u n d der Abhandlung des seligen Obermedicinalraths
K l a p r o t h : U e b e r a n t i k e G l a s p a s t e n , welche derselbe am 4 ten Oktober 1798 in
de r Königl. Akademie der W issen sch a ften vorlas, u n d die in deren Denkwürdigkeiten
abgedruckt is t, is t mir bis jetzt nichts Schriftliches über diese Glasbereitung der Alten
vorgekommen; denn das W e r k des H errn Geheimen Legationsrathes B a r t h o l d y , der über
einen ähnlichen Gegenstand schreiben wollte, oder vielmehr wahrscheinlich schon geschrieben
h a t, is t mir bis je tzt nicht zu Gesichte gekommen. Dies is t der G ru n d , warum ich
bei d e r Anführtmg einiger aus Aegypten mitgebrachten alten Glaspästcn, diese so merkwürdige
Antiquität wieder in Anregung bringe, und vielleicht breiter, als es hätte geschehen
sollen. Ich stellte jedoch hierüber n u r das zusammen, was ich durch Autopsie und Hörensagen
ü b e r diesen G egenstand, und zwar über den jedesmaligen O rt der Auffindung und
den muthmafslichen der Anfertigung jener Kunstprodukte, auszumitteln vermochte; gestehe
es gerne ein, meinen Gegenstand nicht erschöpft zu haben, u n d bitte, diesen Aufsatz daher
nu r als einen V e rsu ch , oder vielmehr als einen hlofscn Fingerzeig zu b ea chten, der vielleicht
sachkundigere Männer zu näherer Erörterung des Gegenstandes anregen dürfte.
Alle Nachrichten, d ie -ich seit mehreren Jah ren über diese musivischen Glaspasten
einzog, waren äufserst schwankend, und beruheten gröfstentheils au f blofsen Vermuthungcn
und Uebcrlicferungcn. So behaupteten einige, man fandd sie in afrikanischen Gräbern,
während andere sie für Produkte der Phönizier erklärten; und der selige Leibarzt B r ü c k -
m a n n in Braunschweig, aus dessen Kunstsammlung ich fünf, u n d der verewigte Obermedicinalrath
K l a p r o t h vier Stücke (die oben erwähnten, in der Königl. Sammlung befindlichen)
solcher Pa sten erhielt, sie für die B e s ta n d te ile eines Sccpters ausgab, der sich in
den Händen eines afrikanischen F ü rsten befunden habe.
De r Bischof M ü n t e r , der einige dieser Glaspasten hei dem seligen K l a p r o t h in
Berlin gesehen h atte , urtheilte darüber in einem an diesen gerichteten Schreiben, vom
8ten Oktober 1808, folgendermafsen: „ Ich erinnere mich, bei Ihnen in Berlin sehr
„künstlich zusammengesetzte Stücke von buntem Glase gesehen zu h ab en ; weifs abe r nicht,
„oh ich Ihnen hei dieser Gelegenheit erzählte, dafs man in Guinea zuweilen alte Gräber
„findet, in welchen dergleichen Glaskorallen angetroffen werden. Die jetzigen Neger ken-
„nen weder die Composition, noch das Vaterland dieser Ko rallen, setzen sie aber an
„Kostbarkeit über das Gold. Ich habe n u r eine zu Gcsiehte bekommen können; sie schien
„mir aber mehr porzellan- als glasartig zu seyn. Vielleicht sind das Ueherhleihsel des
„Negerhandels aus den ältesten Zeiten.“ - ¡ § ^
Allerdings können diese Korallen durch den Karavanenhandel, d e r, nach der schriftlichen
Ueberlieferung, seit unendlicher Zeit h e r zwischen Aethiopien u n d den nordöstlichen
Regionen getrieben wurde, dorthin vielleicht von Aegypten oder aus Syrien u n d Persien,
vielleicht selbst (wenn man der Sag e, dafs die alten Aegypter au f der südöstlichen Küste
von Afrika bis nach Madagascar hin geschifft haben sollen) seewärts dorthin gekommen
seyn. Hiernächst liefse es sich alsdann auch erklären, wie die metallenen Rin g e , die H e rr
Professor L i c h t e n s t e i n bei den Kaffern fan d , und die, einer damit durch K l a p r o t h
angestellten Analyse zu F o lg e , mit dem so bekannten aes corinthiacum vollkommen übereinstimmend
sind, diesem Volke in die Hände gekommen wären. Vielleicht sind aber
auch die von M ü n t e r erwähnten Korallen n u r neuere venezianische Kunstprodukte, deren
seit undenklichen Jah ren eine grofse Anzahl nach Aegypten u n d der Küste der Barbarei
gebracht, und von hier aus durch die Jellabs weiter in das Innere von Afrika translocirt
werden; wie ich dann deren seihst au f meiner Reise nach Ober-Aegypten, u n te r das hie rnach
sehr begierige Frauenzimmer vertheilte. Die meisten d e r in Venedig angefertigten
mehrfarbigen Glaskorallen, haben einen porzellanartigen Gehalt, der wahrscheinlich aus
dem, der F ritte bei d e r Anfertigung beigemischten, Metallkalk herrühren mag.
W ah rsch e in lich wurden dergleichen farbige Gläser u n d Glasmosaiken auch in Indien
angefertigt; denn so versicherte mich ein im J ah re 1816 in Berlin anwesender Cavalier aus
Madras, eine ähnliche Glaskugel wie die meinigen, die ein reicher Nabob in Gold gefafst
zum Geschenk erhalten h a tte , in seinem Vaterlande gesehen zu hab en ; und endlich der
m demselben J ah re hie r anwesende indische Gaukler, der mich mehrere Male besuchte
und jene Glasmosaik hei mir s ah , dafs man dergleichen in In d o stan , besonders aber im
Lande der Marattcn , nebst ändern Kostbarkeiten au sg rab e, u n d als grofse Seltenheit