empfohlen worden. Ueberrascht durch ein so dringendes, feines Zuvorkommen,
nahm ich diese Einladung mit Freuden an, und erfuhr erst
später, dafs hier eine Art Wetteifer in der Gastfreiheit herrscht. Bei den
Königlich preußischen und schwedischen Consuln, den Herren B u c c i a n t i
und D ’A n a s t a s y , konnte ich aber erst später meine Empfehlungsbriefe
abgeben.
An den ersten Minister-Dragoman seiner Hoheit des Pascha, den Herrn
B o g h o s J o u s o u f f , sandte ich noch denselben Abend das mitgebrachte
Empfehlungsschreiben, und bat zugleich um Einholung der Befehle des
Pascha, wann ich mich zur Audienz bei demselben einfinden solle. Die
Antwort kam gleich zurück, dafs Tag und Stunde ganz von meiner Wahl
abhange, und ich ja vorher ausruhen möge. Ich verschob also diesen
Besuch bis, auf den dritten Tag nach meiner Ankunft.
Meine Begleiter, die Herren Doctoren H e m p r i c h , E h r e n b e r g und W
S c h o i z , waren zu meiner Freude schon in Alexandrien, und fünf Tage
vor mir eingetroffen. Sie besuchten mich auf dem Schiffe; nur Herr Pro- j
fessor L i m a n fehlte noch.
Die Audienz bei dem jetzigen Beherrscher Aegyptens hatte für mich nicht
wenig Ueberraschendes; der Mann, den ich hier kennen lernte, entsprach
fast in keinem Zuge dem Bilde, das man sich bei uns von einem türkx- ;
sehen Pascha zu machen pflegt. In der Begleitung des Herrn v o n K o s e t t i ,
preufsischen Consularagenten, und des übrigen Personals der preußischen ^
Consulschaft, so wie des Herrn D r o v e t t i , fuhr ich in einem Boot, von }
dem die preußische Flagge wehte, nach dem schon erwähnten Palast auf ■
der Landzunge zwischen den beiden Häfen. Eine zahlreiche Dienerschaft
füllte die Zugänge und unteren Räume desselben. Herr B o g h o s empfing I
mich, und führte mich die Treppe hinauf in das, gleichfalls mit Hofbe- j
dienten angefullte Audienzzimmer des Pascha, der sich erhob, um mich zu
empfangen, und mich neben sich sitzen ließ.
Die größte Ungezwungenheit und Feinheit des Betragens, verbunden mit ^
einer zutraulichen Heiterkeit, die gleichwol nie die gemessenste Wurde .
verletzte, schien nicht einen Mann, der selbst der Schöpfer seines Glückes
war anzukündigen, sondern einen geborenen Fürsten. Der Pascha äußerte
sich gleich anfangs auf das gütigste, erkundigte sich nach den Zwecken
meiner Reise, versprach sie durch alle in seinen Kräften stehende Mittel zu
befördern, und, wo es nöthig seyn sollte, mich durch einen Officier seines
Hauses begleiten zu lassen. In Verwunderung aber setzte mich der in meiner
Gegenwart sogleich ertheilte Befehl, mir alle Verpflegungsgegenstände und
selbst die nöthigen Fahrzeuge zu meinen Reisen Nilaufwärts unentgeltlich
verabfolgen zu lassen. Eine Begünstigung, von der ich indefs späterhin,
aus guten Gründen, keinen Gebrauch machte.
Bei dieser Gelegenheit sey es mir verstattet, zu der Schilderung dieses
außerordentlichen Mannes, der nicht immer eine gerechte Würdigung
gefunden hat, noch einige Züge hinzuzusetzen, die ich theils aus persönlicher
Bekanntschaft und aus seinem eigenen Munde, theils aus den Erzählungen
glaubwürdiger Zeugen geschöpft habe.
M e h e m e d - A n - P a s c h a ist zu Cavalla, einer Ortschaft des ehemaligen
Macédoniens, geboren, und gegenwärtig (1821) vier und fünfzig Jahr
alt. Er ist wohl gebaut, von mittler Größe, und hat schwarze, feurige
Augen, die stets in Bewegung sind. Eine Brustaffection, die sich zuweilen
laut äußert, ist nicht die Folge der verfehlten ,Wirkung eines beigebrachten
Giftes, wie man mir anfangs erzählte, sondern soll von der großen Anstrengung
herrühren, womit er gegen vierzigtausend Araber mit nur neunhundert
der Seinigen einen siegreichen Kampf bestand. Er spricht nur arabisch
und türkisch, abendländische Sprachen sind ihm fremd.
Seine früheste Erziehung war sehr vernachlässigt; erst als Pascha lernte
er lesen und schreiben. Bios sich selbst und seinem angeborenen, überwiegenden
Talent verdankt er sein außerordentliches Glück. Seine Laufbahn
wurde indefs erst versprechend, als er im Jahre 1800 Bim - Baschi bei
der Armee des Grol'sviziers wurde. Bei der Einnahme von E l- Arisch
wurde er zum Bu/uk - Baschi ernannt; und darauf unter M e h e m e d -
Pascha - Khosru , der von der Pforte zum Pascha von Aegypten
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