Die Fabrieation wird sehr ins Grofse getrieben, und lieferte 1820, 11,000 Zentner
raffinirten Zuckers; dieses Jahr hofft Hr. B r i s e es auf 20,000 zu bringen.
Die Siederei im nahe gelegenen Rauda lieferte bis jetzt 12,000, und ganz
Aegypten, den Rohzucker mit eingerechnet, 80,000 Zentner. Bei vermehrter
Exportation" liefse der Ertrag mit Leichtigkeit sich verzehnfachen; in Aegypten
selbst und überhaupt im Orient ist der Verbrauch des Zuckers nur unbedeutend,
weil man allgemein den Kaffee bitter trinkt und den Genufs des
Theos noch nicht kennt.
Uebrigens ist der hier gewonnene Zucker vortrefflich und wohlfeil; ich
sah nie weiteren Zuckerkand, als einige Proben, die Herr B r i s e mir vorlegte,
und etwa drei Pfund Mittelzucker kosten nur acht Groschen Preußisch.
Der Zucker wird mit Eiern geklärt, deren in Herrn B r i s e s Fabrik täglich
an tausend Stück verbraucht werden; was aber nur in einem Lande möglich
ist, wo das ganze Tausend auf etwa zwölf bis vierzehn Groschen zu
stehen kommt. Der Syrup wird theils ausgefuhrt, theils zu Rum benutzt
Das Pflanzen des Zuckerrohrs geschieht durch Einlegung knotenreicher
Rohrstücke in sechs Zoll tiefe Furchen, wo sie mit Erde bedeckt und durch
Schöpfräder unausgesetzt bewässert werden. In kurzer Zeit treibt jeder
Knoten einen Schöfsling, der schnell heranwächst, und während der fffl-
überschwemmung unter Wasser steht. Das gezeitigte Rohr wird in einer
Mühle, durch zwei starke Walzen, welche, mittelst eines von Büffeln umge-
triebenen horizontalen Rades, in entgegengesetzter Richtung bewegt werden,
ausgeprefst; der abfliefsende, gelbliche Saft in grofsen Behältern gesammelt,
und durch wiederholtes Sieden verdickt und geläutert Jedoch wird auch
viel Zuckerrohr frisch zu Markt gebracht und roh zerkaut oder ausgesogen;
dasselbe ist von süfslich fadem Geschmack, soll aber der Gesundheit sehr
zuträglich seyn. Ein Feddan Acker, über anderthalb Morgen (5724 Quadratmeter),
bringt im Durchschnitt fünf Cantars, ungefähr hundert Pfund,
Zucker.
Den 4ten besuchten wir in Gesellschaft des Herrn Brine die fast eine
Meile landeinwärts liegenden Trümmer von Hermopolis Magna, die eine
Raum von drei Viertelmeilen lang und einer Viertelmeile breit einnehmen,
der ägyptische Name der alten Stadt in dem armseligen Dorfe Asch-
mounin noch fortdauert, In einer verfallenen Moschee findet man antike
Säulen von lauchgrünem Marmor, deren Form jedoch verändert ist Das
Prächtigste auf diesem Feld der Verwüstung ist aber der Porticus des Her-
mestempels, dessen zwölf Säulen, aus Kalkstein, in zwei Reihen, mit abgestumpften
Lotuskelchen, in ihren Dimensionen nur den gröfsten zu Theben
erhaltenen nachstehen. Ich nahm die Maafse dieses unvergleichlichen Denkmals,
in Gemeinschaft des Hrn. Dr. R i c c i , soweit zusammengesetzte Maafe-
stäbe es verstatteten, und liefs eine der Säulen, die fünf bis sechs Fufs hoch
verschüttet waren, durch eine bedeutende Anzahl von Arbeitern bis unter
der Plinthe aufgraben. Das Resultat unserer Arbeit findet man Tafel XIII.
y,.~ ] ß., wodurch die von Pococke, Denon, Hamilton und im grofsen
(französischen Werke gegebenen Abbildungen berichtigt werden. Die Säule
\Fig. 3. ist aus den am besten erhaltenen Theilen aller zusammengesetzt, und
eben so die Farben möglichst vollständig angegeben, unter denen ich jedoch
das Grün vermifste, das sonst auf ägyptischen Denkmälern selten zu fehlen
pflegt. Die Dimensionen sind nach englischem Maafs bestimmt, welches wir
zufällig hier bei uns hatten.
Der Tempel selbst, dessen Eingang dieser kolossale Porticus bildete, ist
von der Erde wie verschwunden; Nachgrabungen dürften indefs hier eben
so belehrend, als durch Auffindung von Kunstwerken für den Unternehmer
belohnend seyn.
Die Hoffnung, einen ganz mit Hieroglyphen bedeckten neu gefundenen
Sarkophag zu erwerben, den man mir zu kaufen antrug, lockte mich nach
Melawi, einer Stadt etwa eine halbe Stunde oberhalb Radamoun. Statt eines
Sarkophags fand ich eine monolithische Kapelle von Granit, die seit undenklichen
Zeiten dem Vieh zur Tränke gedient hatte, und blos an der Thüreinfassung
mit Hieroglyphen verziert war. Sie mochte etwa fünf Fufs hoch
seyn, war aber sehr schwer, weshalb ich mich mit einer blofsen Abbildung
begnügte, die man Tafel XXIX. Fig. 9. antrifft.