nach meiner Rückkehr yon der Ruine Bel-del-liurn den ersten und zweiten
Religionschef, nebst den Scheiks aller Ortschaften, dankte ihnen für die
mir gegebenen Beweise von Aufmerksamkeit (denn ich kann wirklich den
bewiesenen guten Willen, mir zu dienen, sei er aus redlichem Herzen oder
Furcht hervorgegangen, nicht genug rühmen), und versprach die mir ihrer
Seits gewordene Aufnahme nicht allein dem Gouverneur der Provinz, sondern
selbst Seiner Hoheit dem Pascha bekannt zu machen, auch ihre etwa-
nigen Wünsche und Bitten beiden vorzutragen. Hierdurch entfernte ich, wie
auch durch den langem Aufenthalt, jeden Zweifel über Unzufriedenheit
meiner Seits. Sie erzählten mir nun, wie dies Jahr die Dattelerndte schlecht
ausgefallen sey und» sie sich beinahe aufser Stand gesetzt sähen, die gewöhnlichen
Abgaben an den Pascha zu entrichten, und hegten daher den Wunsch,
darin für dieses;-Jahr einigen Erlaß zu finden. Ich versprach ihnen umso
williger hierzu die Hand zu bieten und Seiner Hoheit ihr Elend und ihre
Bitten vorzutragen “), als ich den gehabtenSUnfall der Erndte, der durch
Heuschrecken veranlagt war, welche die Blüthen der Palmbäume meisten-
theils abgefressen hatten, bereits vor meiner Ankunft in der Oase vernommen
hatte. Ich ersuchte sie dagegen, einen jeden Christen, der sie dereinst
besuchen dürfte, so willig und freundlich als mich aufzunehmen, welches
sie auch zu thun versprachen 2); und bat sie schliefslich, mir bei der Abreise
durch einen aus ihrer Mitte das Geleit bis über ihre G r e n z e 'geben
zu lassen. Jene Zusicherung beruhigte sie, und dieser letzte Beweis von
Zutrauen schmeichelte ihnen. Es erheiterten sich daher ihre Gesichter, und
sie schieden, freundlich mir die Hände drückend, von mir. Mein Scheik
1 ) Nach meiner Rückkehr in Cairo trug ich ihr Anliegen Seiner Hoheit vor und er schien
nicht abgeneigt zu seyn, ihre Bitte zu erhören. Späterhin eriuhr ich, daß man ihnen einen
Theil der Abgaben für dieses Jahr erlassen habe. ^ ^ ^
c 2) Sie hielten .aber nicht Wort.; wie ich dies von meinen Herren Gefährten v e r n a h m , die nach
mir daselbst eintrafen, und gleichsam von ihnen als Gefangene innerhalb ihrer Ringmauern bis znm
Augenblick ihrer Abreise festgehalten wurden.
war nun wieder froh und meinte, er wisse nicht, welcher gute Geist mir
alle diese Gedanken eingegeben habe.
Noch mufs ich eines Umstandes Erwähnung thun, der sich vor meiner
Abreise zutrug und welcher den Aberglauben jener Menschen beurkundet.
Es kam nämlich, einen Tag nach meiner Ankunft, ein Einwohner von Siwah
zu mi» und meinte, da ich als Christ ein Hexenmeister sey, so solle ich ihm
die Zuneigung seiner Frau, die er verloren habe, wieder zuwenden. Da ich
zufälligerweise erfuhr, dafs" er ein Trunkenbold sey (denn die Siwaher
trinken gerne heimlich Dattelbranntwein) und dies wohl der Hauptgrund
der Abneigung seiner Frau gegen ihn seyn mochte, so bedeutete ich ihm,
sich den Abend vor .meiner Abreise wieder bei mir einzufinden. Er erschien
wirklich; ich schenkte ihm hierauf eine Bernsteinschnur und gebot ihm, solche
seiner Frau zu geben, und zugleich nie mehr ohne deren Erlaubnifs starke
Getränke zu trinken. Ob er nun meine Befehle ausführen, oder ob künftig
der Zauber des Dattelbranntweins nicht den meinigen neutralisiren wird, lafse
ich dahin gestellt seyn; möchte aber beinahe das Letztere vermuthen.
CHEMISCHE ANALYSE
des aus der Oase des Jupiter Ammon mitgebrachten Salzes
H e r rn P ro f e s so r J o HN.
Dasselbe hat eine weifse, gelblich - und graulichweifse Farbe; es bildet
poröse Krusten und regellose Massen, welche aus einem Haufwerke sehr
kleiner Krystalle und Körner zusammengesetzt -sind. Die Krystalle sind sechsseitige
Prismen mit zwei gegenüber stehenden breiten und vier schmäleren
Seitenflächen und einem sehr ausgezeichneten Visir an den freistehenden
Enden versehen. Uebrigens ist das Salz theils glänzend, theils schimmernd,
theils matt, zerreiblich, luftbeständig und von salzigerdigem Geschmack.
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