gegen die südliche Wüste, fortzieht. Von ihr aus erstrecken sich mehrere
Zweige bogenartig gegen das Mittehneer, woselbst sie sich entweder in sanf-
tere Verzweigungen verlieren, oder schroff abfallen.
Jener von Osten nach Westen reichende Hauptzug besteht aus Horizontallagen
von Urkalkstein mit Sandstein vermischt, von verschiedener Härte und
Weilse, zwischen welchen man grofse Kiesel in concentrischen Lagen findet,
welche gleichsam den Kern dieser langen Kette bilden. Die Auflösung ist
grofs und wird in auffallender Beschleunigung durch die salzige Luft bewirkt,
welche das Gestein anfrifst, zerbröckelt und gleichsam in Sandbächen herab
zu rieseln zwingt. Die kleineren Verzweigungen dagegen bestehen aus Sandstein,
bei welchem ein Uebergang statt findet, der den Beobachter in Zweifel
läfst, ob der vorhandene Sand aus der bewirkten Auflösung des Steines hervorging,
oder ob jener noch gegenwärtig nach und nach in Stein übergeht.
Ich bemerkte dergleichen Conglomerate, die halb Sand und halb Steift
waren, und Herr Dr. E u b e n b e r g zeigte mir ein gefundenes Stück Thon,
von Porphyrhärte, in welchem sich eine gewöhnliche Gartenschnecke eingeschlossen
fand; ein Umstand, durch welchen die noch fortschreitende Bib
dung des Gesteins beinahe aufser Zweifel gesetzt wird.
Der allgemeine Charakter der Libyschen Wüste ist Einförmigkeit, sowohl
in der Gestaltung, als in den Bestandtheilen. Jene zeigt horizontale Flächen
von relativ unbedeutenden Erhöhungen und Vertiefungen. Die Bestandteile,
die sich dem Auge darbieten, sind Kiesel, Thon und Salzmassen, auf der
Oberfläche abgelagert, zusammengespült oder über einander gerollt, und wo
diese fehlen, trifft man keinen Humus, sondern nackten Sand- und Kalksteinfels.
Längs der Küste und etwas im Innern, bis zu der Gegend, wohin wahn
scheinlich einst der Mareotis seine Gewässer erstreckte, Stöfst man a u f Bänke
von Muscheln, während der übrige Grund fest mit Kalk und Thon im-
prägnirt ist Dieser Kalk scheint seinen Ursprung zertrümmerten Schnecken
und Muscheln zu verdanken, die zermalmt und verwittert gleichsam ihren
Element zurückgegeben sind; der Thon aber ist aus dem Gestein ausge
waschen, und füllt häufig, weiter im Innern gegen Siwah hin, gleich einen
,it glatten Fliefsen belegten Estrich, von der Sonnenhitze gebrannt und
gehärtet, die Vertiefungen der Oberfläche.
Auf dem nördlicheren Terrainabschnitt fand ich, aufser den Geschieben
v o n Sandstein, feinen Kies, und an der Meeresküste bisweilen feinen weifsen
Sand; von Bir-la-Babbia an dagegen beinahe die ganze Oberfläche des Bodens
mit kleinen schwarzen Kieseln übersäet, so dal's ich anfangs geneigt
war sie für Schaafdünger oder für irgend eine ausgestreute Saat zu halten.
In den Oasen dagegen, wie auch längs dem Kalkgebirgsrücken, fand ich viel
Salz, efflorescirendes mulmiges Natron, Lehm und Sand auf dem Kalkfelsen
gelagert. Das erste bricht in den genannten Gegenden, als reines Geschiebe,
oder wie Kochsalz krystallisirjt, auf der Ebene zu Tage, und hebt an manchen
Stellen die Erde dergestalt, dafs man auf umgestürzten Acker zu gehen
ivähftt. Der Sand ist auf diesem südlicheren Abschnitt dagegen mit vielen
versteinerten Schnecken und noch erhaltenen Muscheln gemischt, und häufig
findet man aus dem Kalkfelsen ausgespülte Petrificationen mannigfaltiger Art
auf dem Boden zerstreut.. Längs diesem ganzen Felsenzug, besonders in der
Vertiefung Mogära und dem damit zusammenhängenden Bahr-Belä-Mä,
findet man theils zerstreut, theils in ganzen Lagern versteinertes Holz. Wie
viele Jahrtausende erforderlich waren, einen solchen Versteinerungsprozefs
zu bewirken, möge der Scharfsinn kühner Naturforscher entscheiden; was
werden sie aber sagen, wenn ich ihnen versichere, dafs ich grofse Stämme
dieses versteinerten Holzes sah, .deren äufsere Schale sich bereits wieder
auflöste? ■
Den verrufenen Sand der Wüste fand ich beinah überall durch Thon-
und Salztheile gebunden, oder durch aufgeschwemmten Kies, gleichsam wie
unsere Gartengänge, fest und gehärtet, so dafs die meisten Terrainabschnitte,
die ich durchzog, hiedurch fast das Ansehen eines Kunstdammes erhielten.
Iu der Oase des Ammon, in El-Gara, einigen Engpässen, des Kalkgebirges,
besonders im Bahr-Belä-Mä und im Thal der Natronseen, erschien er wie
Flugsand und an einigen Stellen wellenförmig zusammengetrieben, stand
aber gleichwohl ziemlich fest Das Heer des Cambyses und die Karavane
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