i n ä u f s e r s t z a r t e n S t a u b v e rw a n d e l t e n M u s c h e l k a l k (w e n n s i e n i c h t etwa
g e s c h a b t e u n d g e s c h l ä m m t e K r e i d e a n w a n d t e n ) , v e rm i t t e l s t L e im w a s s e r s
b i n d e n d g e m a c h t ; d i e s e n G r u n d ü b e r z o g e n s i e d a r a u f m i t e in em ä u f s e r s t
d ü n n e n , u n s i c h t b a r e n G y p s a n s t r i c h ', u n d l e t z t e r e n b e m a l t e n s ie m it g el.
h e r , w ie e s s c h e i n t , P f l a n z e n f a r h . c , w e l c h e e b e n f a l l s .m i t L e im w a s s e r au f.
. g e t r a g e n w u r d e . Auf der inneren Fläch e der Maske ist ebenfalls ,cin dünner Kradc-
anstrich g etrag en , und man bemerkt hier an einigen Stellen zwischen diesem Anstriche
und der Leinewand noch eine Lehmbedeckung.
II.
Von der Fresko- und Hieroglyphenmalerei, und dem Firniß
( Vernis) der Aegypter.
1. Aus einer grofsen Anzahl mit bemalten Steinmassen aus den Katakomben und
Pyramiden angestellten Versuchen ergiebt s ich , dafs die steinigen W ä n d e , sie mögen nun
natürlicher Kalkstein, oder künstlich seyn, zuerst mit einer dicken-Lage Mürtelmasse aus
gebranntem Kalk und Gyps beworfen worden sind; auf der sorgfältig geebneten und seihst
polirten Oberfläche is t Kalktünche n u r dünn aufgetragen, .und auf^ dieser befindet sich
«unmittelbar die Malerei, welche entweder mit wahrem thierischen L e im , oder in seltenen
Fällen, wie der ziegehothe E isenanstrich der Katakomben Ober-Aegyptens, mit W a ch s hindend
gemacht worden ist. . . . . .
"Was die Kalktünche anbelangt, so scheint mir diese in den meisten Fällen aus wenig
gebranntem Muschelkalk b ereitet, u n d n u r zu geringeren Arbeiten eine A rt Kreide köder
weichen Kalksteins genommen zu seyn. Das erstere schliefse ich aus der zarten Beschaffenheit
d e r T h eile dieser Kalkdecke, . und dem Mangel der Beimischung erdiger Thcile;
das letztere aber aus der Gegenwart der letzteren, die ¡educh nie im aufgelösten Zustande,
d. i. als Cemeni im Mörtel, vorhanden sind. Das bunte Farbengemische der Standmuscheln
mag immer die erste Idee zur Freskomalerei gegeben haben. Diese Kalktünche
is t also durch das forennen des Kalks an u n d für sich bindend geworden, und sie enthält |
keinen Leimzusatz. N u r in einigen F ällen bemerkte ich durch einen äufserst geringen
Grad der in der Hitze sich zeigenden Verkohlung, die Gegenwart einer Spur Leims; allein
es is t sehr wahrscheinlich, dafs le tz te r» n u r aus dem Farbenanstriche eingesogeu is t
2. W a s den Holzanstrich u n d die Hieroglyphenmalerci au f Holz anlangt, so ist ent
weder die eben erwähnte Kalktünche, jedoch in der Hegel bis zur Dicke i bis 1 Lime,
„ „ w i o lW au f Holz getragen, u n d darauf die Farb e mit Leimwasser gestrichen und
gemalt; oder man h a t sich zu den kostbarsten Sachen einer mehr zusammengesetzten Methode
bedient. Die.köstlichen Sarkophage in d e r M in n to l i s c h , c n Sammlung z. B ., sind
zuerst mit Leinewand mittelst Leims überzogen. Hierauf folgt eine dünne Decke von
geschlämmter Kreide mit Leimwasser, die wieder mit einem dicken Lcimanstriche, worin
ein fadenartiges Gewebe (von wahren Pergamentfäden h errü h ren d ), überzogen, und zulctrt
mit einer zweiten Kalkgrundirung gedeckt ist. Auf letzterer sichet man endlich die Malerei,
d .i. den Anstrich und die Hieroglyphen, entweder mit hlofser Le imfarbe , oder unter
Zusatz geschlämmter Kreide aufgetragen.
So ist es wenigstens an dem oberen T h e il der eine Prüfung zulassenden Stellen dieser
Sarkophage beschaffen. Auf der gröfsten Fläche fehlt indessen d e r,, wie es scheint, überflüssige
L e im - und zweite Kalkgrund; abe r eine Gypsdecke, wie hei der Maske, habe
ich hier u n d an anderen Holzmalereien durchaus nicht bemerken können.
Meine Versuche mit diesen eben erwähnten Ueberziigen haben über das Bindemittel,
womit die Alten ihre F a rb en aufgetragen, den letzten Zweifel gelöst. E s befindet sich
nämlich an einzelnen Stellen dieses Sarkophags eine so dicke Leimlage, dafs ich vermögend
war, die entscheidendsten Versuche mit einer kleinen Quantität, die der H e rr General-
Lieutenant v. M in u t o l i der W iss en s ch a ft opferte, anzustellen. Durch E rhitzung mit W a s s e r
löste sich nämlich die Leimmasse un te r Zurücklassung der erwähnten F ä d e n , welche zu
elastischen Memhränstreifen au f quollen, auf, und die Auflösung erstarrte in d e r Kälte zu
einer zitternden Gallerte, die zu einer hornartigen, durchsichtigen H au t eintrocknete, und
deren Auflösung durch Alkohol und Gallusinfusion augenblicklich zersetzt wurde. — Die aufgequollenen
Fäd en trocknen in der W ä rm e wieder zusammen u n d verbrennen unter Geruch
des Leims. — Die Beschaffenheit des Leims und dieser Fäd en machen es wahrscheinlich,
dafs die Alten denselben aus harten H äu ten , z. B . aus Rhinozerosfellen bereitet haben.
In Beziehung au f die Kalkdecke der Sarkophage bin ich der Meinung, dafs hiezu
geschlämmte Kreide gedient h ab e ; denn die Grundirung zerfällt in kochendem W a s s e r
und hinterläfst, bei Auflösung in Säuren, erdige Beimischung, die nicht durch Brennen in
Mörtelcement umgewandelt gewesen seyn konnte , u n d die d e r Mischung der Muschelschalen
abgehet.
D ie M a l e r e i e n e i n i g e r H o l z a r b e i t e n s i n d z u g l e i c h m i t e in em s e h r
g lä n z e n d e n F i r n i f s ü b e r z o g e n . D i e s e r F i r n i f s l ö s e t s i c h in A lk o h o l m it
g e lb e r F a r b e a u f u n d w i r d d a r a u s d uY ch W a s s e r i n a u f g e q u o l l e n e n M a s s
en g e f ä l l e t , w o r a u s e r h e l l t , d a f s e r w a h r e s H a r z i s t . W ah rsch e in lich löseten
die Alten dieses Harz in Terpentinöl auf, welches sie kannten.
HI.
Von den farbigen Pasten, oder porzellanartigen Massen, und den
gebrannten Thonfiguren.
1) M u m i e n s c h m e l z v o n d e r n e t z f ö rm i g e n D e c k e d e r M u m ie n . Die beiden
köstlichen Mumien dieser, Sammlung zeichnen sich von den bisher in Eu ro p a gesehenen
un te r ändern auch durch das Netz aus, welches über die Körper ausgebreitet und
aus kleinen la zur- u n d himmelblauen, mannichfach nüancirten grünlichblauen, etwas über
| Zoll langen, dünnen, der Länge nach durchlöcherten u n d au f F äd en gezogenen Cylin-
dern (ganz von der Gestalt des Glasschmelzes, den man au f Fäd en z ieh t), ungefähr-wie
ein Fischernetz zusammengeflochten ist.