Berg Marsouk, wo sich eine kleine Quelle von schlechtem Wasser befand
Abends um 6£ Uhr bivouakirten wir bei dem Berge Tarfai.
Den 20sten brachen wir um 5-| Uhr Morgens auf, und kamen über
vielen Flugsand, der aber weit fester liegt, als unser nordische. Nach liinf
Viertelstunden erreichten wir den Berg Mongar-El-Dokar, und bivouakirten
Abends um halb sechs Uhr im Sande, an einer Stelle, wo sich für unsre
ausgehungerten Kameele einiges Futter fand.
Den 21sten machten wir uns schon in der Nacht um 2^ Uhr wieder auf
den Weg. Mein Gefährte, Herr G ru o c , hatte sich erkältet und war sehr
unwohl, was von nichts anderem herrührte, als von der Beduinentracht, die
er angelegt hatte. Man mufs schlafen können, wie ein Araber, um in diesem
leichten Anzuge sich nicht zu entblöfsen und dem gefährlichen Nachtthau
auszusetzen. Um 8 Uhr Morgens rasteten wir an einer Stelle vorwärts des
Berges Lubba, der von hier sich gegen Norden hinwendet. Unsere Kameele
fanden hier reichliches Futter, allein die einzige nahe gelegene Wasserquelle
war verschüttet, und mufste erst mit grofser Anstrengung durch unsere
Araber aufgegraben werden. Leider war das gewonnene Wasser trübe, salzig
und ungeniefsbar. Einige auf Kundschaft nach Wasser ausgesaiidte Araber
fanden zum Glück in der Entfernung von etwa einer Stunde eine andere
Quelle, die zwar trübe, aber doch süfs war. Sie brachten uns einige Schläuche
zum gegenwärtigen Gebrauch und zur weiteren Reise. Diese Quelle führt
den Namen Scherif-Abdallah; wie denn überhaupt die Quellen, Zisternen
und Brunnen der Wüste häufig nach Personen benannt sind. In der Nähe
der Quellen fanden wir überall die häufigen Fährten von Gazellen, wilden
Kühen (gleichfalls einer Antilopenart), Wölfen und Straufsen.
Von hier aus sandte der Scheik seine überflüssigen Effekten auf drei
Kameelen, die ich ihm dazu bewilligte, nach Alexandrien zu einer seiner
Frauen.
Nach diesem Ruhetag brachen wir am 22sten um 5 Uhr Morgens auf,
und kamen anfangs wieder durch stark mit Flugsand bedeckte Strecken, aus
welchem hin und wieder Binsen aufschossen. Der Sand war oft zu 'Wellen,
die einen his anderthalb Füfs Höhe haben mochten, zusammengeweht, aber
doch fester gebunden, als in Sachsen, den Marten Und ändern Sand-
Lenden von Norddeutschland, gleichsam als hätte er einen Anflug von
Frost gehabt. Versteinertes Holz trafen wir in grofser Menge; die beträchtlichsten
Stücke mochten einen "bis zwei Fufs im Durchmesser haben. Man
erkannte an ihnen deutlich die Holzfasern, und dafs die Bäume von verschiedener
Art waren. An einigen zeigten sich schon Spuren einer wieder
anfangenden Verwitterung, an anderen war das Holz zUm Theil in einen
wahren Achat übergegangen. Dafs einst eine Strömung von sufsem Wasser
diese Gegend befruchtete, um solche Bäume hervorzubringen, ist aus diesen
Spuren und der ganzen Bildung des Thaies, in dem wir fortzogen, unverkennbar.
An einer Stelle, welche die Araber Mogära nannten, machten wir Halt,
einer süfsen Quelle wegen, die reichliches Wasser gab, das aber etwas nach
Moder schmeckte. Der ganze Boden umher ist morastig und dicht mit
Pflanzen bewachsen. .Ich bemerkte einige Dattelpalmen, viel Agoul und
I andere Sträuche, besonders aber Binsen in grofser Menge.'’ Diese letzten
■ werden abgeschnitten und gesammelt, um daraus in Therraneh zierliche
Matten zu flechten *), vorzüglich - aus einer Grasart, Alfe genannt, fP o a
\mulliflora). Mücken gab »es hier in sehr beschwerlicher Menge, so dafs es
bei aller Müdigkeit uns unmöglich fiel, ein Auge zu schliefsen.
In der Nacht erhob sich ein entsetzlicher Lärm. Mein Mameluck kam
gerannt und rief zu den Waffen, der Scheik tobte, die aufgescheuchten
Pferde sprengten auf mein Zelt los. Es hatte sich nämlich ein bewaffneter
Araber auf einem Kameel unter unsern weidenden Lastthieren gezeigt, den
man für den Kundschafter einer gröfseren Bande hielt. Ich eilte mit Herrn
Gatroc und meinem Bedienten bewaffnet vor das Zelt, einen heftigen Kampf
*) Hierdurch erhält eine Vermuthung R e n n e lV s über eine Nachricht des Generals ¿ in -
ihre volle Bestätigung. Eclaircissemens sur la route de H o r n e m a n n , bei L a n g l i s
\P- 203. cf, R i t t e r , Erdkunde / . p . 863.