mit Wasser enthält. Dies thurmartige Gebäude war ebenfalls durch angebrachte
Schiefsscharten in ein Fort verwandelt worden. Auf der Fronte
befanden sich einzelne kleine Forts und Ahcairo *), das, aufser einigen Batterien
an den Ufern des Nil, keine Vertheidigung hatte und folglich in der
Gorge jedem Angriffe offen stand. Dieser Punkt ist gegenwärtig unbeachtet
geblieben, und müfste entweder als Aufsenwerk befestigt, oder im Falle einer
Belagerung geschleift werden. Das Fort Ibrahim-Rei und das des Instituts
bildete die zweite Verschanzungslinie, die rücksichtlich der Kunst die
schwächste, ihrer Lage nach aber, weil man über den Nil setzen mufste,
die stärkste war.
Die Westseite war durch den Nil und die Insel Rhoda, auf welcher sich,
und besonders auf der Nordspitze, mehrere Batterien schweren Geschützes
befanden, vertheidigt. Diese Insel ist bis jetzt unbeachtet gelassen, mühte
aber bei einer ernstlichen Vertheidigung Cairo’s durch starke Forts und
Batterien gedeckt werden. Eine Redoute, mit sechs Geschützen versehen,
vertheidigte die Verbindungsbrücke nach Ghizch, welcher Ort durch einep
Wall und eine Kette von Redouten, die sich etwa sechzig Schritte von
diesem befanden, geschützt wurde. Diese Brücke war nur transitorisch und
ist, so wie auch die sie deckenden Werke, nicht mehr vorhanden. Brücke
und Werke müßten aber, im Falle Cairo als Waffenplatz betrachtet werden
sollte, letztere als permanent, erstere aber kurz vor der Berennung, zur
sichern und schnellen Verbindung beider Ufer (das heifst, wenn der Wasserstand
des Nils es erlaubt, der auch nur alsdann eine förmliche Berennung
gestatten kann), hergestellt werden.
Dies war der Zustand der Vertheidigungsmitlel Cairo’s, als sich dieser
Ort mit 10,000 Mann Besatzung und 363 brauchbaren Geschützen, ohne
* ) Dieser Ort liegt nicht weit von Cairo am Nil und dient den meisten Schiffen als Hafen.
Man nennt ihn auch Fostat. sibou-el-Feda erzählt: Als jlmro u -b e ji-e l- jtd s in Aegypten Krieg
führte, liels er sein Zelt auf dem Platz, wo jetzt Fostat erbaut ist, Aufschlägen; hierauf ließ sielt
eine Taube daselbst nieder und baute ihr Nest. Er befahl, sie nicht zu stören und späterhin eine
Stadt daselbst zu erbauen; die den Namen: Fostat, das heilst Z e lt führen sollte,
A. d. V.
einen Schufs zu thun, ergab. Wahrscheinlich bewog die Furcht vor einem
Aufstande im Innern der Stadt, das Steigen des Nil und die allgemeine
Ueberschwemmung, die Franzosen zur Capitulation. General Regnier ents
c h u l d ig t sie zwar durch Mangel an Pulver und Lebensmitteln; allein Sir
ü Wilson (History o f the british Expedition to Egypt. Tom. I. p. 251—252.J
behauptet dagegen, dais noch 100,000 Pfund Pulver vorräthig (das nicht
mif'erechnet, welches die Franzosen mit sich hinweggeführt) und die Magazine
mit Lebensmitteln angefüllt gewesen wären. Erwägt man aber dagegen,
dafs ein längeres Verweilen die französische Armee den Engländern in die
Hände lieferte und sie sich der Gefangenschaft durch jene Capitulation
entzog, so kann man sie nicht ganz mifsbilligen:
Aus allem hier Aufgestellten erhellt hinreichend, dafs die Stadt Cairo
sich, in taktischer Rücksicht, wohl nicht ganz zum Waffenplatz eignet;
erwägt man aber dagegen, dafs die Besitznahme eines solchen Platzes dem
Feinde grofse Hülfsmittel zur Führung des Krieges im Innern darbietet und
ü berdies; auf die Meinung des Volks, das mit der Hauptstadt des Landes
Ialles verloren glaubt, sehr nachtheilig wirkt, so ist die Vertheidigung Cairos,
im Falle eines Angriffs auf Aegypten, um so weniger zu mifsbilligen, als ein
europäisches Heer nur mit grofser Anstrengung ein mit allen gehörigen
Mitteln versehenes Armeekorps zur Belagerung wird aufstellen können; ein
orientalisches aber durch leichtere Vertheidigungsmittel abzuhalten seyn
dürfte. Ueberdies gewährt gerade die Ueberschwemmung des Nil, wenn
man sich gehörig mit Lebensmitteln und Munition versehen und das Volk
für sich gewonnen hat, noch ein Mittel mehr, sich lange zu halten.
Im Ganzen fallen in Cairo nur wenig Excesse vor, welches bei der
starken, aus den verschiedensten Nationen gemischten Bevölkerung um so
mehr Bewunderung erregt. Diebstahl ist beinah unerhört; und kommen
ja Diebereien vor, so werden sie meistens von Europäern und Juden, oder
von den eingeborenen Christen ausgeübt. Die Kopten gelten überhaupt unter
allen Bewohnern Aegyptens für die verschlagensten und pfiffigsten, die durchgängig
auch arbeitsamer und deshalb wohlhabender sind, als die arabischen