ungewöhnlichen Ladung verging aber viel Zeit, und eist am 27sten Mai
verliefs ich Damiette, überschiffte mit einer leichten Dscherme ohne Hindernis
den Boghaz und bestieg, nach einer schnellen Fahrt bei scharfem Winde,
die uns alle seekrank, machte, schon den folgenden Nachmittag um 4 Uhr
auf der Rhede von Aboukir die bella Svezia.
In der Gegend von Aboukir lag bekanntlich das alte Kanopus, in dessen
Trümmern vor etwa zwei Jahren eine Goldplatte mit einer griechischen
Inschrift gefunden und Sr. Hoheit dem Pascha überreicht wurde, von dem sie
Sir Sidney Smith zum Geschenk erhielt *). Ich bemerke dies hier, um hinzuzusetzen,
dafs diese Goldplatte mit einem Glasflufs überzogen war, der dem
schönsten Purpuremail gleich kam, und wovon mir durch die Güte des
Herrn S a l t ein kleines Stück mitgetheilt wurde. Welche Erinnerungen
auf der Rhede von Aboukir durch Nelsons hier erfochtenen unsterblichen
Sieg in der Brust jedes europäischen Reisenden geweckt werden, bedarf
keiner Auseinandersetzung.
Kaum hatte ich die Korvette betreten, als Gerüchte bekannt wurden,
die Griechen hätten drei Schifte des Pascha weggenommen und deren Mannschaft
aufs grausamste ermordet. Der Commandant von Alexandrien süspen-
dirte deshalb vorläufig das Auslaufen aller Schiffe Seiner Hoheit und beorderte
die bella Svezia nach Alexandrien, wo die Pest. schrecklich wüthele;
und den 29sten kurz vor Sonnenuntergang trafen wir vor eben dieser Stadt
ein, welche zu vermeiden, ich so lange in Damiette gewartet hatte. Bald
darauf kam von Seiner Hoheit die Bestätigung jenes Befehls, wodurch das
Auslaufen aller seiner Schiffe verboten wurde.
In dieser Verlegenheit wandte ich mich an meinen Freund, den schwedischen
Consul Herrn d ’A n a s t a s y , welcher wackere Mann mir nicht nur
einstweilen sein1 Haus zur Wohnung anbot, sondern auch bald ein ünbe-
frachtetes östreichisches Schiff, die Cleopatra, besorgte, mit der ich wegen
*) tJeber diese merkwürdige Goldplatte sehe man: L e t r o n n e , Recherches pour servir
Vhistoire de PEgypte pendant la domination des Grecs et des Romains ( Paris 1823.^1 ^ .5 — 19*
der Ueberfehrt nach Triest contrahirte. Zwar traf bald darauf ein Befehl
a u s Cairo! ein, wodurch Seine Hoheit die bella Svezia mir ganz zu meiner
Disposition überliefs; allein da das neue Fahrzeug einmal gemiethet war
und die Umladung meiner Sachen schon begonnen hatte, so wollte ich von
dieser schmeichelhaften Auszeichnung keinen Gebrauch machen, wodurch
eins der besten Schiffe des Pascha aufs Spiel gesetzt zu werden schien. Die
Umladung wurde also fortgesetzt, kam aber wegen der eingetretenen Fastenzeit
des Rhamadan, wo die Türken nur wenig arbeiten, äufserst langsam
zu Stande.
Endlich schien mein Zweck erreicht, ich befand mich reisefertig mit
allen meinen Sammlungen, Pferden und Vorrätben auf der Cleopatra, und es
fehlte nur noch an der Ausfertigung der nöthigen Schriften zum Auslaufen,
die wegen des Festes leider zwei Tage verzögert wurde; den 14ten Jum
sollte indefs die Abfahrt wirklich vor sich gehen. Allein in der Nacht, die
diesem erwünschten Tage vorherging, verkündigte eine unerwartete Cano-
nade die Ankunft Seiner Hoheit des Pascha in Alexandrien, der sofort ein
Embargo auf alle Schiffe verfugte, indem von Constantinopel Befehl gekommen
war, eine Flotte gegen die Griechen auszurüsten. Ich war also in
Alexandrien festgebannt, erhielt indefs von Seiner Hoheit die Einladung, den
Palast seines Sohnes I b r a h im p a s c h a in der Nähe seines eigenen, auf der
zwischen beiden Häfen ins Meer vortretenden Landzunge, zu beziehen, wo
ich auf das zuvorkommendste behandelt und unentgeldlich aus dem Palast
Seiner Hoheit verpflegt wurde. Die Gesundheit meiner Frau hatte auf den
Schiffen sehr gelitten und der Aufenthalt dicht vor den Thoren einer Stadt,
wo die Pest herrschte, war nicht eben erfreulich. Versüfst wurde mir indefs
meine Lage durch die öftere Gelegenheit mit dem aufgeklärten Beherrscher
Aegyptens mich zu unterhalten, dem ich, so oft es mir beliebte, meine
Aufwartung machen durfte.
Den Ilten Juli verliefs die Flotille des Pascha, aus sechzehn Segeln
bestehend, den Hafen, und ich erhielt die besondere Vergünstigung, zweimal
vierundzwanzig Stunden nachher abzugehen; worauf ich mich bei