Der Bau erhebt sich auf einem Felsenhügel in der Nähe der Meeresküste,
weshalb er sehr weit sichtbar ist, und den Schiffern als Merkzeichen
dient. Von einem Eingang ist keine Spur vorhanden, vielmehr scheint alles,
nach ägyptischer Art, ganz durchgemauert, und aus regelmäfsigen Quadern
aufgeführt. Die äufsere Form hat so sehr gelitten, dafs es unmöglich
wird, die ursprüngliche Gestalt des Denkmals mit Sicherheit auszumitteln.
Oben scheint es indefs konisch und vielleicht selbst pyramidalisch, wie
viele palmyrenische und palästinische Gräber, sich gegipfelt zu haben;
während die untere Hälfte einen octogonischen Unterbau bildete, dessen
nach Osten gekehrte Seite die breiteste war. Eine hier in dem Gemäuer
sich findende Vertiefung, die einer verfallenen Nische nicht unähnlich sieht,
läfst vermuthen, dafs hier vielleicht einst eine Statue aufgestellt gewesen
ist. Diese Seite fallt übrigens den von Alexandrien Kommenden zuerst
ins Auge.
Der Eingang zu der Todtenkammer unter dem Denkmal ist am Fufse
des Hügels von der Ostseite her. Sie ist aus dem Felsen gehauen, und
hat zwei Abtheilungen *). Zuerst betritt man ein mehr breites, als tiefes
Gemach, das eine Art Vorzimmer bildet; dann ein geräumigeres a., und erblickt
in jeder von dessen drei vollen Wänden eine nischenartige Vertiefung,
die ohne Zweifel zur Aufnahme von Sarkophagen bestimmt waren. In
jener Vorkammer b. fand ich zur Rechten und Linken sich entsprechende
Eingänge zu jetzt verschütteten Wegen c., die ohne Zweifel zu ändern kleineren
Todtenkammern führten, zu deren einer d. ich am Fufse des Hügels
einen äufseren Eingang entdeckte, welchem gegenüber sich eine Nische
befindet, und in der Vertiefung derselben ein viereckiger Brunnen, der
ohne Zweifel zu tiefer gelegenen Felsenkammern führt. Er ähnelt ganz den
sogenannten Hypogeenbrunnen in Oberägypten.
Aufserdem bemerkte ich die Eingänge zu noch mehreren Katakomben,
die dafür sprechen, dafs auf diesem Punkt einst ein grofser Begrab-
*) Man vergleiche den Grundrifs Taf. I I . Fig. a ., zur Seite.
nifsplatz gewesen sey, der auf die Nähe einer bedeutenden Stadt schließen
läfst.
Zwei von mir genommene flüchtige Skizzen zeigen den Thurm der
Araber von der Morgen- und Abendseite, Tafel II. Fig. a. und Tafel III.
Fig. 1b. \ auf ersterer erblickt man zugleich die Eingänge zu den Katakomben.
Ein Grandrifs, so gut er in der Eile und ohne Aufgrabungen zu machen,
sich entwerfen liefe, ist hier zur Seite beigefugt.
Gegen Süden in nicht sehr beträchtlicher Entfernung vom Thurm der
Araber finden sich die Ruinen, welche den Namen Abousir führen; und
man überzeugt sich leicht, dafs sie der Stadt angehören, deren Gräber wir
kennen lernten.
Die bedeutendste jener Trümmer ist ein Tempel oder Pallast, dessen
allgemeine Einrichtung ziemlich mit den in Oberägypten erhaltenen Denkmälern
übereinstimmt. Das Ganze bildet ein längliches Viereck, mit zwei
sogenannten Pylonen, deren Fronte nach Norden gekehrt ist; die aber
nicht wie gewöhnlich über die Breite des ganzen Baues hinausreichen, sondern
blos etwa die Hälfte der Ausdehnung der Fronte des Denkmals einnehmen.
Die Mauern bestehen aus regelmäfsigen Quadern von Sandstein,
die mit Mörtel verbunden sind; die Seeluft hat aber den Stein so sehr
zerstört, dafs er an vielen Stellen völlig in Sand aufgelöst ist. Eine Sonderbarkeit
hatte ich hierbei Gelegenheit zu bemerken, dafs nämlich die
Oberfläche des geglätteten Steins oft nur noch als Schaale erhalten ist, während
der Kern desselben in Staub aufgelöst war. Ohne Zweifel rührt dies
¡von einem Ueberzug her; ob aber dadurch die Zerstörung aufgehalten,
¡oder befördert worden, wage ich nicht zu entscheiden. Wahrscheinlich
that er beides, nur zu verschiedenen Zeiten. Er schützte, so lange die
Feuchtigkeit nirgend eindrang; sobald aber diese Eingang gefunden, mufste
der Ueberzug durch Verhindern der Abdampfung des Wassers die innere
Zerstörung beschleunigen. An deutschen Gebäuden des Mittelalters, zum
jBeispiel am Dom zu Cölln, bemerkt man ähnliche Erscheinungen; die
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