zusammen gehörigen Stücke heraus zu finden; ich wäre sonst versucht worden,
das Ganze nach Europa zu versetzen, hätte sich auf meinem Schilfe
nur Platz gefunden. Ich begnügte mich daher mit einigen Fragmenten,
und sah mit Wehmuth täglich diese uralten ehrwürdigen Reste in Rauch
aufgehen.
Selbst bei den Papyrusrollen, auf die man erst neuerlich aufmerksamer
geworden ist, haben die Araber schon Betrügereien auszuüben gelernt, Sie
zerschneiden die gefundenen Rollen der Länge oder Breite nach in mehrere
Xheile, tauchen die Enden in zerlassenes Mumienharz und hintergehen auf
diese Art unkundige oder unaufmerksame Reisende. Man mufs daher beim
Ankauf derselben sich wohl vorsehen, dafs man vollständige Rollen erhalte,
Seit der französischen Expedition ist bereits eine große Anzahl dieser Rollen,
theils mit Bildwerken und Hieroglyphen, theils mit hieratischer'und
griechischer Schrift gefunden worden. Aufser den einzeln nach England,
Frankreich und ändern Ländern versetzten, besitzt Herr D r o v e t t i eine
Sammlung von 180 Rollen, die Herren S a i t und d ’A n a s t a s y in. Cairo
und Alexandrien eine bedeutende Anzahl, und ich habe während meines
kurzen Aufenthalts in Aegypten dreiundfunfzig zusammengebrächt, worunter
einige' mit hieratischer und griechischer Schrift besonders merkwürdig
sind *)•
Die Papyruspflanze, das sogenannte Cyperngras ( Cypenis papyrus LJ,
findet man gegenwärtig in Aegypten nur sparsam und eigentlich blos m der
Gegend von Damiette in geringer Menge. Pie Schriftrollen sind nicht aus
einem Stück, sondern aus vielen Blättchen zusammengesetzt, die entweder
aus dem mittleren Theile des Stengels, oder aus der 'Wurzelscheide dieses
schilfartigen Grases angefertigt wurden.
Das Eindringen in die Katakomben ist oft sehr mühsam; bald mufs man
zu den bereits eröffneten auf beschwerlichen Wegen den Felsen limänstcigcm
*)*Üiese Papyrusrollen befinden sich jetzt in der Königlich Preußischen, Sammlung und.m®-
rere derselben sind bereits glücklich aufgerollt.
bald durch den die Eingänge der Gräber fast ganz bedeckenden Sand mit
ofser Anstrengung sich durcharbeiten. Die eingeschlossene Luft im Innern
st unerträglich erhitzt, und trieb während meiner Anwesenheit das Thermometer
auf einige dreifsig Grad. Die Gänge sind mit zerbrochenen
Mumien angefüllt, über welche man oft mühsam auf Händen und Füfsen
hinwegkriechen mufs, und es ist zu verwundern, dafs nicht öfter Unglücksfälle
Vorkommen, da man mit brennenden Kerzen sich in der Nähe von
lauter brennbaren Stoffen befindet. Eigentlich sollte man diese Gemächer
der Finsternifs nur mit Blendlaternen besuchen, die auch wegen der zahllosen
Fledermäuse unentbehrlich sind, welche beinah alle Gänge und Gemächer
anfüllen, und gewöhnlich gerade gegen die Lichter fliegen und diese
auslöschen, welches mir gleichzeitig mit einem meiner Begleiter zweimal
begegüete. In den vorderen Gemächern finden indefs die Fledermäuse sich
nur selten.
Ich kann nicht umhin, eine Eigenthümlichkeit der Construction hier zu
bemerken, die ich in mehreren Katakomben beobachtet fand. Die Treppen
sind nämlich so eingerichtet, dafs in der Mitte derselben zwischen den Stufen
sich eine schief liegende glatte Bahn befindet, die mit zwei anderen,
welche zu beiden Seiten die Stufen einfassen, in gleicher Höhe fortläuft.
(Man sehe Tafel XXIX, Flg. 8.), Ohne Zweifel wurden diese Bahnen deshalb
angelegt, um das Hinunterschleifen der SarkophageSZu erleichtern.
Hinter dem Dorfe Gurnou öffnet sich das Thal der Königspforten..,
Biban..Fl-Molufc, welches die Gräber der alten Pharaone enthält Der Weg
dahin, voll Sand und Steine, schlängelt sich zwischen den Bergen hindurch,
und zeigt dem Auge blos eine Scene der Verwüstung. An einer
Steifei findet man indefs noch einen Rest der ehemaligen Strafse, die mit
Steinen aufgedämmt war. Die Gräber selbst sind das Erstaunenswürdigste,
was jemals menschliche Anstrengung hervorgebracht hat; es scheint, dafs
selbst das längste Leben eines Monarchen kaum habe zureichen können, um
sein Grab anzulegen und auszuschmücken. Mehrere derselben sind auch
offenbar niemals vollendet worden.