Die berühmte Aussicht von dem Gipfel der Pyramiden ist nicht so reizend,
wie sie geschildert wird; Savary meint sogar, von ihr hätten Dichter
zuerst die Idee eines Elysiums entlehnt. Zwar ruht das Auge mit Wohlgefallen
auf dem majestätischen NH, der Insel Rhoda und einigen Orangenbäumen
bei Ghizeh; allein aufser einem schmalen Strich angebauten Landes
der die libysche und arabische Wüste trennt, erblickt man nur Verödung
und Unfruchtbarkeit, und einige elende Dörfer im Nilthal.
Die kolossale Sphinx ist jetzt weit mehr verstümmelt, als da Niebuhr
sie untersuchte. Auf ihrem Rücken hat man eine Oeffnung entdeckt. Vor
einigen Jahren liefs der englische Generalconsul, Herr S a u t , sie durch Herrn
C a v i g i i a ganz vom Sande befreien, wobei sich auswies, dafs der Körper des
Ungeheuers grofsentheils aus dem Felsen gehauen, dagegen die Pfoten, die
bis auf fünfzig Fufs lang waren, aus Mauersteinen gearbeitet sind. Vor der
Brust befand sich eine Art Kapelle mit einem Altar, alles ist aber wieder
verschüttet. Zwischen der Sphinx und der mittleren Pyramide hat man
kürzlich mehrere Gänge und Brunnen entdeckt, woraus sich vermuthen lälst,
dafs neben oder unter der Sphinx sich vielleicht der Eingang zu den unterirdischen
Gemächern dieser Pyramide befand.
Die Katakomben, deren ich in der Nähe der Pyramiden mehrere
besuchte, enthalten zum Theil höchst interessante Darstellungen in Hieroglyphen
und Figuren, die wohl eine genaue Bekanntmachung verdienten.
Erst neuerlich ist man aufmerksamer auf sie geworden. Nach dieser genufs-
reichen Ausflucht kehrten wir am Morgen im Karavanenzuge nach Cairo
zurück.
ü a p i t d .
R e i s e von C a i r o bi s Theb en.
Abreise von Boulak — Salpeters i e d e r e i zu Bedrischen — Local des alten Memphis — Unter--
nommene Nachgrabungen zu Sakkara — Ibismumien — Benisouef — Gebel-el- Theier —
Versunkene. Barken — Urtheilsspruch des Kadi von Minieh —* Grober von Beni-Hassan und
Scheik-Abadeh Antinoe — Herr B r in e zu Radamoun — Ruinen von Hermopolis magna —
Siout — E l-Gau — Akhmim — Girgeh — Abydus — Krokodile — Doumpalmen — Dendera —
Kheneh — Kous — Nilflosse aus Thongefäfsen.
Den 19ten December Nachmittags um 3 Uhr ritt ich in Gesellschaft einiger
Freunde, die Sakkara mit mir besuchen wollten, und des Herrn Dr. R i c c i ,
der mich auf der Reise nach Oberägypten als Künstler begleitete, auf Eseln
von Boulak nach Altcairo, wohin ich mein Schiff, einen sogenannten Masch,
mit einem Reis und sechzehn Matrosen bemannt, vorausgeschickt hatte.
Mit gutem Winde segelten wir hierauf ab, und legten bei Anbruch der
Nacht unweit Bedrischen an, wo sich eine Salpetersiederei befindet, in der,
nach Herrn B a t f i ’ s Methode, dieses Salz ohne Feuer, blos durch Einwirkung
der Sonne gewonnen wird. In Cairo reinigt man es jedoch nachher durch
Feuer aus Maisstengeln und einer getrockneten Grasart. Da der Salpeter
ganz gebildet in der Erde gefunden wird, so braucht man ihn hier nicht
auszulaugen, und klärt ihn bei der zweiten find dritten Kochung durch
Eiweifs. Zur Belohnung seiner für Aegypten höchst wichtigen Erfindung