durchzogen, gehört zu dem breiten Plateau, welches das Nilthal vom Vadi-
Natron abscheidet, und mit Kies von verschiedener Gröfse und Gerollen
mannigfaltiger Kiesel bedeckt ist, zwischen denen an manchen Stellen der
nackende Felsenkern, nämlich Kalkstein, zu Tage bricht. Endlich erstiegen
wir durch einen unbedeutenden Bergpafs, Bafs-El-Bakara, der Kuhkopf,
genannt, den Thalrand des Nil, der mit seinen grünenden Ufern, in der Entfernung
etwa einer Meile, unendlich reizend vor uns lag; Mit verdoppelter
Eile zogen wir weiter, und eine Stunde später, nachdem wir rechts ein
altes Schlofs mit einer Natronsiederei hatten liegen lassen, erreichten wir
Therraneh, den Sammelplatz der Natronkaravanen und das Ende unserer
Mühseligkeiten.
Ich befreite mich hier sogleich von der Gesellschaft der Araber, indem
ich meine Karavane entliefs, und erhielt von dem Aufseher der hiesigen
Natronsiederei, einem Levantiner, wie man in Aegypten die Abkömmlinge
europäischer Christen zu nennen pflegt, eine Kange für mich und meinen
Gefährten, und ein zweites Fahrzeug für den Mamelucken und mein übriges
Gefolge, dem. der Scheik, sein Schwager und noch ein Araber sich ansclilos»
■ sen, um mich bis Cairo zu begleiten, wo ich Abrechnung mit ihnen zu
halten hatte. Schon um vier Uhr Nachmittags fuhren wir mit gutem Winde
von Therraneh ab.
Dieser ummauerte Flecken liegt in der Nähe des alten Terenuthis, von
dem noch einige Ueberreste sich erhalten haben, und ist der Sitz eines
Kiaschefs. Der Nil war dieses Jahr sehr hoch gestiegen, aber ich fand ihn
bereits in seine Ufer zurückgetreten, und den Arm desselben, welchem ich
beschiflle, etwa so breit wie -die Oder bei Frankfurt. Die Kangen sind- eine
Art Fahrzeuge mit einer gegitterten Kajüte, die aber gemeiniglich, wie zu
meiner Unbecpiemlichkeit auch auf der meinigen der Fall war, so niedrig
ist, dafs man nach Landesart, nur niedergekauert darin sitzen, kann.
Der Wind, welcher uns anfangs begünstigte, liefs bald nach und beförderte
auch die beiden folgenden Tage unsere Fahrt nicht; die Schiffleute
zogen deshalb mit grofser Anstrengung, aber unter beständigem Singen, die
fezeuge gegen den Strom) un(J die Gutmüthigkeit dieser Aegypter erschien
,uir in Vergleich mit den unerträglichen Sitten der Beduinen, von denen
ch mich so eben getrennt hatte, im vortheilhafbesten Lichte. Die Ortschaften
an denen wir vorbeikamen, lagen sehr malerisch zwischen Palmen- und
S y k om o ru s -Gruppen; besonders zeichnete sich durch reizende Lage das
Städtchen Warden, mit einer zierlichen Moschee und einer Heiligen- Kapelle,
aus: UebrigenS' fand ich die Ufer des Nil nicht so arimuthig, als man sie
zu schildern pflegt, sie waren, zu beiden Seiten meistentheils kahl; aber das
Wasser; dieses Stromes ist von unvergleichlicher Lieblichkeit, und selbst
ohne durchgeseihet zu seyn, in seinem trüben Zustande, wie ich damals
im Uebermaals. es genofs, der Gesundheit heilsam, indem es als leichtes
Abfühmngsmittel wirkt, welche Kraft man den darin enthaltenen Salztheilen
beimifst. .
Den 28sten Abends befanden wir uns vor Schoubra, einem Lustschlofs
des Pascha, etwa noch eine Stunde von Cairo entfernt. Als daher am folgenden
Morgen ein sturmartiger Gegenwind eintrat, und unsere Kange, trotz
.aller Arbeit, nicht weiter rückte, liefs ich für mich und den Mamelucken
Esel- aus Schoubra holen, und ritt nach Boulak, wo ich meine Frau eingewohnt
glaubte, fand sie aber erst in Cairo, in dem Hause des Preußischen
Consular-Agenten, Herrn von R o s e t t i , der sie mit zuvorkommender
Artigkeit aufgenommen hatte,
Mein Begleiter, Herr G r u o c , ein geborner Piemonteser, dessen Eifer,
mir behülflich zu seyn, ich nicht genug rühmen kann, starb zu meinem
Leidwesen, einige Tage nach unserer Ankunft in Cairo, wo er schon bedenklich
erkrankt eintraf, am Typhus. Mein Kammerdiener, welcher, durch
Sorgfalt, und Thätigkeit, um alle Theilnehmer der Karavane sich sehr verdient
gemacht hatte, erstand nur langsam von einer schweren Krankheit, als
folge der Mühseligkeiten unseres Wüstenzuges. Meine übrigen Begleiter,
welche bei Bir-El-Kor sich von m i r getrennt hatten, warteten an der tripo-
litanischen Grenze, etwa fünf Stunden von jenem Lagerplatz, mehrere Wochen
auf Erlaubnifs zum Weiterziehen, und kehrten, als diese versagt wurde, bei