erhielt Herr B a f f i von dem Pascha ein Geschenk von 100,000 spanischen
Thalern, eine schöne Wohnung, beträchtlichen Gehalt und freie Lieferung
aller Bedürfnisse.
Den_20sten Morgens um 7 ühr ritten wir auf Pferden und Eseln Sedri-
schen vorbei, die Ruinen von Abousir rechts lassend, zwischen Metraheni
und Mohanan über den mit Granit- und Marmortrümmern bestreuten Boden
des alten Memphis. Auf einigen Anhöhen lagen wahrscheinlich die
Tempel, Paläste und öffentlichen Gebäude. Bei Nachgrabungen, die hier
sehr belohnend ausfallen dürften, würde, bei regelmäßiger Führung derselben
durch Kreuzkanäle, sich bald ergeben, ob verschiedene beträchtliche
Erhöhungen jenseits der Ruinen vielleicht einen Theil des Dammes ausmachten,
welchen Menes errichten liefs, damit der Nil, in einiger Entfernung
von den libyschen Bergen, Memphis von der Ostseite umfliefse (Herod. II, 99.1
Die nicht unter der Erde begrabenen Trümmer der alten Hauptstadt Aegyptens
muß man in den Moscheen Alexandriens und Cairo’s aufsuchen, besonders
an letzterem Ort in dem sogenannten Josephssaale und in der Nachbarschaft
der arabischen Wasserleitung, allein-sie sind von Griechen und
Sarazenen überarbeitet und verändert.
Etwa eine halbe Meile südwestlich von der. Stelle, wo ich das alte
Memphis vermuthe, hört das angebaute Land auf, und hier am Saum der
libyschen Wüste liegen die Pyramiden von Sakkara, deren etwa dreißig noch
vorhanden sind, die in der Richtung von Osten nach Westen gegen fünf
Viertelmeilen und von Norden nach Süden drei und eine halbe einnehmen;
von weit mehreren sind blos die Spuren noch übrig. Obgleich denen
von Ghizeh an Größe nicht beikommend, bleiben sie, besonders die bei
Daschour, für den Architekten und Geschichtsforscher sehr beachtungs-
werth. Ich gab daher während meiner Anwesenheit Befehl, die Eröffnung
der größten, treppenartig erbauten zu versuchen, und, hei mißlingender
Arbeit, den Versuch auf eine oder mehrere andere zu übertragen. Die
Leitung dieses Unternehmens übertrug ich Herrn M s a r a , einem Levantiner
und Dragoman des französischen Generalconsuls in Cairo.
In der Ebene von Sakkpä findet man, außer den Pyramiden, die Ein-
änge zu unzähligen unterirdiSfeü Grotten. Eine neugeöffnete Katakombe
f a n d ich mit unversehrten Bildern und Hieroglyphen angefüllt. Eine andere,
die mir überlassen wurde, zeichnete sich nicht blos durch die Regelmäßigkeit
ihrer Eintheilung, sondern auch dadurch aus, daß ihre Kammern mit
nach dem Keilschnitt zusammengefiigten Steinen überwölbt und diese mit
den herrlichsten Hieroglyphen bedeckt waren. Ein redender Beweis, dafs
den Aegyptern die Kunst nach unserer Weise zu wölben nicht unbekannt
war *) Etwa ächzig Fufs unter der Erdfläche befand sich der Sarkophag,
von Kalkstein und mit den zierlichsten Hieroglyphen bedeckt, den ich indefs
einem anderen Liebhaber überließ, da ich in einer dritten auf meine Kosten
au fg eg rab en en Katakombe einen Sarkophag von Granit entdeckte und herauszuziehen
befahl. Zweihundert Arbeiter waren drei Monate lang beschäftigt,
ihn mittelst Flaschenzüge durch schachtartige Gänge, da er sehr tief
unter der Oberfläche lag, ans Tageslicht zu befördern. Er war innen und
außen mit Figuren bedeckt und, obgleich der Deckel fehlte, höchst interessant,
ging aber, mit -so vielen anderen mühsam und durch bedeutende Geldopfer
erworbeftien Denkmälern, am Ausfluß der Elbe verloren.
Noch wunderbarer, als die für Menschen bestimmten Gräber, erscheinen
die Ibis-Katakomben, in denen diese yögel zu vielen hunderttausenden beigesetzt
sind. Herr S a i t . versicherte mir, der wahre Ibis finde noch jetzt
sich auf den-südlichen Inseln des rothen Meeres an der äthiopischen Küste,
. wo er einige derselben geschossen habe, in Aegypten treffe man ihn nicht
mehr. Auf dieser Ausflucht machte man mich indefs auf einige Vögel aufmerksam,
die man für die echte Art .ausgab; sie hatten einen krummen
4 Mit noch mehr Wahrscheinlichkeit dürfte sich hieraus ergeben, dafs der Gebrauch der
Hieroglyphen in Aegypten nicht so früh aufhörte, als man anzunehmen pflegt, und dals viele ägyptische
Denkmäler von unendlich jüngerem Ursprung sind, als man gegen das Zeugniis der Inschriften,
der Geschichte und des Augenscheins sich gern überreden möchte.
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