welches selbst bei der sehr hohen, gröfsten Kammer der Fall ist. Mehrere
ohne Kalk aufgefiihrte Mauern, die man hin und wieder im Inneren antrifft
sind offenbar von späterer Construction.
8) In der grofsen Kammer befindet sich kein Sarkophag, vielmehr wies
sich aus, dafs der scheinbare Granitblock, welchen ich anfangs dafür hielt,
eine aus mehreren Blöcken aufgefiihrte kleine Kammer von Granit sey, mit
einer oben abgebrochenen granitnen Säule. Die Mumie hätte zwar hier
eben so gut beigesetzt seyn können, als in einem Sarkophag aus nur einem
Stück; allein es scheint, dafs hier einst mystische Gebräuche vorgenommen
wurden, indem dieses Behältnifs ganz von Rauch geschwärzt ist und ein
Zugang unter dasselbe fuhrt.
9) In keiner bis jetzt zugänglichen Pyramide hat man Hieroglyphen
bemerkt, hier findet sich die Thür einer Nebenkammer mit in Relief gearbeiteten
Hieroglyphen eingefafst ( Tafel XXVIII. Fig. i.J, und über einer
anderen Thür sind mit schwarzer Farbe Hieroglyphen gezeichnet. Die
Wände dieser beiden Kammern sind mit grünen, convexen Porcellanstücken
mosaikartig überkleidet, die mittelst einer besonderen Vorrichtung in Stucco
eingesetzt wurden (Tafel XXVIII. Fig. 6. a. b. c. und Fig. 7.)•
Uebrigens öffnen sich an den Seiten der grofsen Kammer auf verschiedener
Höhe mehrere Gänge, die ich künftig untersuchen lassen werde; einige
derselben scheinen blofse Löcher zu seyn. Unter der nach einem flachen
Bogen ausgeschnittenen Decke dieser Kammer ist ein auf beiden Seiten
gestützter Queerbalken angebracht, wie man Tafel XXVII. und XXVIII
Fig. 1. a. d. bemerken wird.
Die hier mitgetheilten Beobachtungen sind die ganze Ausbeute, welche
diese kostspielige Unternehmung bis jetzt mir gewährte. Dafs aber diese
Pyramide einst im Innern mit grofsem Aufwand ausgeschmückt war, beweisen
die zahllosen Fragmente zerbrochener Alabaster- und Marmorgefäfse.
Leider sollen gleich bei der ersten Eröffnung viele höchst merkwürdige
Gegenstände entwandt und veräufsert worden seyn; mir wurden blos die
Bruchstücke einer kostbaren Mumie zu Theil, ohne Zweifel die Reste des
hier beigesetzten Fürsten. Sie bestanden in einem stark vergoldeten Schädel
und zweien ebenfalls vergoldeten Fufssohlen; aber auch diese in ihrer Art
einzigen Stücke wurden ein Raub der Wellen. Aufserdem erhielt ich den
wohlerhaltenen Kopf eines heiligen Geiers (der sogenannten Pharaonshenne,
Vultur percnopterus), mehrere interessante Fragmente alabasterner Schaalen
und Vasen, die mit großer Kunst gearbeitet sind, und eine grofse Menge
farbiger Porcellanstücke, die zur Bekleidung noch nicht aufgefundener kostbarer
Gemächer gedient zu haben scheinen. Diese Porcellanstücke sind
nämlich nicht blos grün, wie in den schon erwähnten Zimmern, sondern
theils schwarz, theils hochroth, theils von schöner Carmoisinfarbe, und weit
kleiner als die grünen Stücke, indem sie noch keinen Zoll lang, etwas über
einen halben Zoll breit, viereckig und nicht convex sind.
Nach einem kürzlich eingetroffenen Bericht des Herrn C a i l i i a u d , welcher
jetzt (1821.) der Expedition des Pascha gegen Sennaar folgt, befinden
sich unter den Pyramiden bei Meratxe, welches einst ohne Zweifel zu dem
alten Staat von Meroe gehörte, obgleich es noch nicht die Hauptstadt selbst
zu seyn scheint, mehrere, deren Bauart mit der von mir eröffneten Pyramide
bei Sakkara überein trifft, deren Aehnlichkeit noch dadurch vermehrt
wird, dafs im Inneren derselben sich ebenfalls mit Hieroglyphen geschmückte
Sanctuarien befinden. Vielleicht werde ich bald im Stande seyn, die Resultate
der ferneren Untersuchung jener Pyramide, die Beschreibung und Abbildung
einer zweiten, deren Eingang ich bereits aufgefunden habe und vielleicht
noch einer dritten, an deren Eröffnung gearbeitet wird, bekannt zu
machen.
Ich bereitete nun in Cairo alles zur Reise nach Syrien vor, auf welcher
uns Herr D h o v e t t i nach Jerusalem, Balbek und ändern Orten begleiten
wollte. Den 18ten April Abends um 6 Uhr fuhren wir auf zwei Schiffen
nach Damiette ab. Unterhalb Kalakam bogen wir in den phatmetischen
Nilarm ein, der sich bei Esbeh, dem alten Thamiatis, ins Meer ergiefst
Bei dem Dorfe Athrib oder Athribis, welches noch jetzt den Namen jener
Hauptstadt eines ägyptischen Nomos trägt, besuchten wir die Ruinen der
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